Eine junge Detektivin und zwei Todesfälle

von | 18.06.2016 | Belletristik, Buchpranger

Flavia ist tot. Nun ja, zumindest stellt sie sich das gerne vor, wenn sie auf dem Friedhof herumstreunt und sich ins Gras legt. Ihr Hang zum Morbiden lässt sich einfach nicht abstreiten, findet Bücherhorterin Claudia. Mit dieser Szene beginnt Band zwei der „Flavia de Luce“-Reihe aus Alan Bradleys Feder und auch der Titel „Mord ist kein Kinderspiel“ ist wieder Programm!

Flavia treibt sich also gerne auf dem Friedhof der Kirchengemeinde St. Tankred herum und hängt ihren Gedanken nach. Heute soll der Tag etwas anders verlaufen, denn sie stößt auf eine junge Frau, die über einem Grabstein gebeugt verzweifelt weint. Diese stellt sich nach anfänglichem Zögern als Nialla vor, die Assistentin des auch im Fernsehen berühmten Puppenspielers Rupert Porson. Sein alter Kombi hat in der Gegend den Geist aufgegeben und die beiden sitzen nun in Bishop’s Lacey fest.

Schnell gesellt sich auch der Vikar zu den beiden und schafft Abhilfe, denn es kann gar nicht sein, dass der berühmte Puppenspieler in einem Zelt auf dem Friedhof übernachtet! Der Vikar leiert noch schnell zwei Vorstellungen des Puppentheaters für die Gemeinde heraus und sorgt für die weitere Unterbringung der beiden Gestrandeten. Flavia wird kurzerhand als Gehilfin eingeplant.

Ein seltsamer Puppenspieler

Am nächsten Tag begleitet sie die beiden im vor sich hin sterbenden Wagen zur Culverhouse Farm. Deren Besitzer, die Inglebys, haben ein Stück Wiese für die Unterbringung zur Verfügung gestellt. Im Wald begegnen sie dabei der verrückten Meg, die in Rupert den zurückgekehrten Teufel erkannt haben will. Was soll das wohl bedeuten? Noch viel fragwürdiger wirkt auf die Hobbydetektivin ein vertraut scheinendes Gespräch zwischen Gordon Ingleby und Rupert, das sie zufällig belauscht. Anscheinend hängen die beiden Männer in einer großen Sache drin – und Gordon will sich abseilen. Flavias Neugier ist geweckt. Eventuell gibt es ja ein Geheimnis, das sie mit ihrem Spürsinn aufdecken kann?

Im Mittelpunkt der nächsten Tage steht nun die große Puppenvorstellung in der Kirche, der auch Flavia als Helferlein beiwohnt. Aufgeführt wird „Jack und die Bohnenranke“ und das Publikum stellt mit Erschrecken fest, dass die Jack-Puppe dem toten Sohn der Inglebys wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Die Aufführung findet ein ernüchterndes Ende, denn Meg taucht erneut auf und sorgt für Unruhe. Während der zweiten Vorstellung geschieht dann etwas Furchtbares…

Ein überzeugender zweiter Band der Reihe

Bis es zu den entscheidenden Ereignissen kommt, erzählt Bradley in einem etwas gemäßigterem Tempo von Flavias Erlebnissen, ihren Gedanken und ihrem Alltag. Er baut Flavias Welt weiter aus und der Leser lernt das verzweifelte Ehepaar Ingleby und ihre Farm kennen.

Mit Flavias rüstiger Tante Felicity und dem deutschen Kriegsgefangenen Dieter Schranz tauchen dieses Mal Charaktere auf, die später in der Reihe noch interessant werden. Auch der tiefe Gibbet Wood mit seinen dunklen Geheimnissen spielt eine beträchtliche Rolle im Verlauf des Romans, der im Original unter dem Titel „The Weed that Strings the Hangman’s Bag“ erschien und seit 2010 in deutscher Sprache bei Penhaligon im Hardcover und im Blanvalet Verlag als Taschenbuch vorliegt.

Flavia bleibt nach wie vor ein sympathischer Charakter, der einem schnell ans Herz wächst. Ein Einstieg in die Reihe gestaltet sich sehr einfach und problemlos, denn auch im zweiten Band wird viel erklärt, ohne dass es den Lesefluss stört. Wie auch schon sein Vorgänger überzeugt der Roman und liefert spannende, charmante und teilweise schwarzhumorige Unterhaltung!

Flavia de Luce – Mord ist kein Kinderspiel. Alan Bradley. Übersetzung: Gerald Jung, Katharina Orgaß. Blanvalet. 2011.

 

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