Flavia räumt in Miss Bodycotes Mädchenschule ordentlich auf

von | 11.08.2016 | Belletristik, Buchpranger

Mit „Eine Leiche wirbelt Staub auf“ liegt der bereits siebte Band der Flavia-Reihe vor. Bücherhorterin Claudia ist immer noch dabei und berichtet von Flavias Abenteuern fern von Zuhause.

Ins Exil verbannt und fern von Daheim

Alle sieben Sachen gepackt und von Fremden abgeholt, findet sich Flavia an Bord eines Passagierschiffs mit Kurs auf Kanada wieder. Sie weiß nicht recht, ob sie groß davon begeistert sein soll.
Gleich ihrer Mutter soll sie auf Wunsch ihres Vaters und ihrer Tante Felicity eine vernünftige Ausbildung erhalten. Sie soll daher Miss Bodycotes Höhere Schule für Mädchen besuchen und zu einem Mitglied des Nests des Colchicus werden, einer Geheimorganisation im Auftrag Englands. So ganz genau weiß sie auch noch nicht, wie das vonstattengehen soll. Sie fühlt sich nur ins Exil abgeschoben und begegnet dem sie eskortierenden Ehepaar mit Argwohn. Ryerson Rainsmith, der Vorsitzende des Beirats der Schule und seine Frau Dorsey sind nicht wirklich interessante Reisebegleiter.

Als sie nun endlich im Regen die Schule erreichen, wird sie wie Reisegepäck abgegeben und staunt erst einmal nicht schlecht: Miss Bodycotes ist in einem alten Nonnenkloster untergebracht und strahlt eine recht unheimliche Atmosphäre aus. Sogleich begegnet sie der Schulleiterin Miss Fawlthorne, die ihr recht undurchschaubar vorkommt…

Eine unfreiwillige Entdeckung

Zunächst wird Flavia erst einmal in ihrem Zimmer untergebracht, denn es ist schon spät am Abend. Sogleich nickt sie, müde von der langen Reise, ein – nur um im Schlaf überfallen zu werden! Ein Mädchen hockt auf ihr und prügelt auf sie ein. Schnell stellt sich heraus, dass Patricia Anne Collingwood Flavia mit jemandem verwechselt hat, den sie als Verräterin bezeichnet. Worum es konkret geht, will sie Flavia nur widerwillig verraten. Es sind Mädchen von der Schule verschwunden und dahinter soll die Direktorin stecken! Natürlich klingelt es Flavia schon in den Ohren – da wird doch wohl nicht wieder ihr detektivischer Spürsinn gefragt sein? Sind die Mädchen entführt oder gar ermordet worden?

Aber bevor die beiden noch länger miteinander sprechen können, wird auch schon heftig an die Tür geklopft. Der Schulordnung nach dürfen die Mädchen sich nachts nicht besuchen oder überhaupt das elektrische Licht anschalten. Collingwood verzweifelt ob der Stimme der Direktorin und glaubt schon, ihr letztes Stündchen schlagen zu hören. Bevor Flavia etwas unternehmen kann, krabbelt sie, um der Strafe zu entgehen, in den Kamin.

Miss Fawlthorne hält sich ein bisschen zu lange im Zimmer auf, und natürlich kommt, was kommen muss: Collingwood fällt aus dem Kamin und ein großes rußiges Bündel gleich hinterher. Was Flavia da vor die Füße kullert, ist ein bis zur Unkenntlichkeit verschmorter menschlicher Kopf…

Band 7 überrascht mit neuer Umgebung und neuen Charakteren

Es scheint fast so, als würde Bradley mit Flavia neu anfangen wollen. Wie sie finden sich auch die Leser in einer komplett neuen Umgebung wieder.
In Kanada ist nichts so wie zu Hause, das muss Flavia bald feststellen. Ihre Ermittlungen um die Leiche aus dem Kamin treten schnell in den Hintergrund, denn sie muss sich erstmals in einem neuen Schulsystem und einem sozialen Geflecht von Schülerinnen und Lehrerinnen zurechtfinden. Und immer wieder begegnet sie den Spuren ihrer Mutter, die schon fast wie eine Heilige verehrt wird.
Die Schule scheint von Geistern Verschwundener nur zu Wimmeln. Und einzelne Schülerinnen scheinen Dinge zu wissen, die sehr gefährlich sind. Auch die Lehrerschaft und die Rainsmiths erwecken den Eindruck, gesonderte Rollen zu spielen. Flavia versucht so gut es geht, an Informationen zu gelangen, und schließt neue Bekanntschaften. Aber sie muss sich auch hüten, denn nicht jeder hier scheint ihr freundlich gesinnt…

Es ist interessant, Flavia in dieser neuen Umgebung zu begleiten. Nicht nur die Geheimnisse der Schule gelten gelüftet zu werden, auch ihre Ausbildung unter der Leitung eines ihrer Idole, was den Giftmord angeht, steht an. Leider bekommt man hiervon allerdings nicht sonderlich viel direkt mit und der Band zieht sich generell ein wenig in die Länge. Letzteres liegt wahrscheinlich auch daran, dass Flavia selbst sehr lange im Dunkeln tappt und zwischendurch zu recht wenigen Ergebnissen kommt.

Trotzdem ist „Eine Leiche wirbelt Staub auf“ ein lesenswertes Buch, das Lust auf weitere Abenteuer von Flavia macht. Es bleibt abzuwarten, wann der nächste Roman in deutscher Sprache erscheint – die englische Ausgabe ist für den Herbst dieses Jahres angekündigt.

Im Original erschien „As Chimney Sweepers Come to Dust“ bei Delacorte Press im Jahre 2015. Penhaligon veröffentlichte den Band Anfang 2016 im Hardcover. Eine Taschenbuchausgabe bei Blanvalet erscheint voraussichtlich im Januar 2017.

Flavia de Luce – Eine Leiche wirbelt Staub auf. Alan Bradley.
Übersetzer: Gerald Jung, Katharina Orgaß. Penhaligon. 2016.

Eine neunmalkluge Elfjährige auf Spurensuche!

Eine junge Detektivin und zwei Todesfälle

Unheimliche Geschehnisse auf Buckshaw

Flavia wird Hollywood-Star!

Mord in der Kirche!

Keine toten Vögel

Bücherstadt Magazin

Bücherstadt Magazin

Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir sind umgezogen!

Wir sind kürzlich umgezogen und müssen noch einige Kisten auspacken. Noch steht nicht alles an der richtigen Stelle. Solltet ihr etwas vermissen oder Fehler entdecken, freuen wir uns über eine Nachricht an mail@buecherstadtmagazin.de – vielen Dank!

Newsletter

Erhaltet einmal im Monat News aus Bücherstadt. Mehr Informationen zum Newsletter gibt es hier.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner