Unheimliche Geschehnisse auf Buckshaw

von | 26.06.2016 | Belletristik, Buchpranger

Der dritte Band aus der „Flavia de Luce“-Reihe fängt schon gut an: Flavia setzt ganz aus Versehen das Zelt einer Wahrsagerin in Brand. Eifrige Leser der Reihe wissen, dass dies nur der Auftakt zu einem großen Abenteuer sein kann, bei dem mindestens ein Mordfall nicht fehlen darf! – Von Bücherhorterin Claudia

„Sie will nach Hause… die Frau… friert und will nach Hause. Du sollst ihr dabei helfen.“

Es ist Jahrmarkt in Bishop’s Lacey. Flavia lässt sich von einer alten Zigeunerin ihre Zukunft voraussagen und fackelt vor Schreck über die Erwähnung ihrer Mutter das Zelt ab. Dumm gelaufen, aber Flavia wäre nicht Flavia, wenn sie es der alten Fenella Faa nicht gut machen wollen und sie kurzerhand bei sich auf Buckshaw einquartieren würde. Nun, nicht direkt im Anwesen, denn ihr Vater ist gar nicht gut zu sprechen auf Zigeuner.

Fenella wird samt Kutschgaul Gry und ihrem Wohnwagen im sogenannten Gehölz versteckt – schon ihre Mutter hatte die Frau zusammen mit ihrem verstorbenen Ehemann vor ihrem Tod dort untergebracht, wie Flavia nun erfährt. Erneut kommt sie so ihrer Mutter, die sie nie gekannt hat, und auch der Geschichte ihres Zuhauses ein Stückchen näher. Die nette Unterhaltung findet aber ein jähes Ende, denn Fenella jagt Flavia davon. Man sollte eben keine Holunderblütenzweige zur Erhitzung von Tee abschneiden, wenn man keine Ahnung von der Glaubensrichtung seines Gegenübers hat. Fenella prophezeit ihr, dass sie nun alle sterben müssten!

Unverhoffter nächtlicher Besuch

Auf den Schreck folgt für das arme Mädchen nur noch ein größerer, denn ihre Schwestern fallen daheim unbarmherzig über sie her! Als Rache für eine in einem Experiment zerbröselte Brosche, die sie Ophelia gemopst hatte, wird Flavia in einen Sack gesteckt und im Keller einer Sonderbefragung unterzogen. Ihr Vater „rettet“ Flavia gerade noch so, was aber eine erneute Gardinenpredigt nach sich zieht. Nichts Neues im Hause Buckshaw also.
Ganz neu sind allerdings die seltsamen Geräusche, die des Nachts aus dem Salon dringen und Flavia aufschrecken. Eigentlich wollte sie ja zurück und nach Fenella sehen, die nach dem Brand noch recht schwach gewirkt hatte, bevor sie sie davon gejagt hatte. Aber das muss doch zuerst untersucht werden. Im Salon steht ihr tatsächlich Brookie Harewood gegenüber!

Brookie ist in der Gegend als Tunichtgut und Trunkenbold verschrien und hat ganz sicher nichts auf Buckshaw zu suchen – schon gar nicht zu nachtschlafender Zeit! Dass er ihr von der Grauen Frau von Buckshaw erzählt, die hier herumspuken soll, hilft ihr auch nicht sonderlich weiter. Bestimmt verweist sie Brookie des Hauses, bevor noch jemand aufwacht. Irgendwas ist da doch faul!

Prophezeiungen und ihre Folgen

Aber das Grübeln muss warten und Flavia macht sich auf den Weg zum Gehölz. Hier ist etwas Furchtbares passiert, denn die arme Fenella liegt in ihrem eigenen Blut…
Gerade noch rechtzeitig kann Flavia Dr. Darby holen und das Schlimmste verhindern. Fenella wird ins Krankenhaus nach Hinley gebracht. Für Flavia steht fest: Sie muss erneut ermitteln, denn das muss ein Mordanschlag gewesen sein!

Diesmal muss Flavia besonders aufpassen, dass man sie nicht einfach in ihren Ermittlungen behindert. Nach ihren letzten Fällen hat man sie nämlich besonders im Auge, um sie von solcherart Einmischungen abzuhalten. Das inzwischen abgesperrte Gehölz ist aber nun mal auch ihr Tatort, und eine de Luce kann sich so etwas nicht gefallen lassen!
Nicht nur mit der Polizei muss Flavia sich herumschlagen, denn auch die inzwischen aus London eingetroffene Enkelin von Fenella macht ihr das Leben nicht gerade leichter. Schließlich muss sich unsere Heldin um so manches Geheimnis bemühen, bis hoffentlich wieder Ruhe in Bishop’s Lacey einkehrt.

Es geht in die dritte Runde

Neben dem eigentlichen Handlungsstrang entwickeln sich auch die Geschichte um Flavias Familie, sowie der Personenkreis um sie weiter. Dass Buckshaw dem Bankrott entgegen geht, klang in den Vorgängern schon an. Aber in diesem Band wird Flavia und auch die Leser an ihrer Seite das erste Mal klar, wie schlecht es um ihre Familie steht.

Die Reihe mag auf den ersten Blick wirken, als hätte Bradley nur Fall an Fall gereiht, wie man es aus dem Genre häufiger kennt. Aber hier wird die Rahmenhandlung langsam vorangetrieben und ein roter Faden bei näherem Hinblick deutlich. Ein Umstand, der die Geschichte um einiges interessanter macht und vielleicht auch ein Stück authentischer wirken lässt.
Alan Bradley entführt die Leser erneut in die Nachkriegszeit aus der Sicht eines jungen Mädchens und weiß mit überraschenden Wendungen zu unterhalten. Zahlreiche Anspielungen und Erwähnungen aus der Zeit werden Geschichtsinteressierten ein Lächeln entlocken. Und selbst wenn man sich damit nicht auskennt, amüsiert man sich trotz der doch ernsten Rahmenhandlung über den trockenen britischen Humor. Natürlich dürfen auch die Ausflüge in die Chemie nicht fehlen!

„Halunken, Tod und Teufel“ ist 2011 im Original unter dem Titel „A Red Herring Without Mustard“ im Orion Verlag erschienen und im selben Jahr bei Penhaligon als gebundene Ausgabe veröffentlicht worden. Im Taschenbuch bei Blanvalet gibt es den hervorragenden Band seit 2012.

Flavia de Luce – Halunken, Tod und Teufel. Alan Bradley.
Übersetzer: Gerald Jung, Katharina Orgaß. Blanvalet. 2012.

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