Starke Frauen braucht die Welt

by Geschichtenerzähler Adrian

Wer braucht schon Män­ner wie Super­man, Bat­man oder Aqua­men, wenn DC solch eine geballte Frau­en­power zu bie­ten hat. Mit „Bomb­s­hells“ stellt Comic­au­to­rin Mar­gue­rite Ben­nett die Män­ner in den Hin­ter­grund und schickt die weib­li­chen Super­hel­den wie Won­der Woman, Bat­wo­man oder etwa Super­girl in die Wir­ren des Zwei­ten Welt­krie­ges. Geschich­ten­er­zäh­ler Adrian ist den Super­hel­din­nen-Kli­schees auf den Grund gegan­gen und möchte her­aus­fin­den, ob die­ser Comic mehr zu bie­ten hat als große Oberweiten.

Die 40er Jahre. Die Natio­nal­so­zia­lis­ten wol­len die Welt unter­wer­fen und die alli­ier­ten Streit­kräfte dies ver­hin­dern – wir befin­den uns mit­ten im Zwei­ten Welt­krieg. Bat­wo­man alias Kate Kane, am Tag erfolg­rei­che Base­ball-Spie­le­rin, des Nachts Got­hams mas­kierte Räche­rin, erhält von Amanda Wal­ler – bekannt aus Sui­cide Squad – das Ange­bot, dabei zu hel­fen einen Krieg zu gewin­nen. Sie soll Cont­essa Selina Digatti, oder auch Cat­wo­man, hin­ter den feind­li­chen Linien fin­den, denn diese scheint wich­tige Infor­ma­tio­nen zu besitzen.
Wäh­rend­des­sen kämpft Won­der Woman – Prin­zes­sin Diana – zusam­men mit ihren Ama­zo­nen­schwes­tern um den Erhalt ihrer Hei­mat­in­sel. Als der Pilot Steve Tre­vor am Strand ange­schwemmt wird, bringt dies Dia­nas Gefühle, beson­de­res ihr Ehr­ge­fühl, ziem­lich durch­ein­an­der. Auch sie ent­schließt sich zusam­men mit Aqua­mens Frau Mera und Steve Tre­vor in den Krieg zu zie­hen und die­sen Wahn­sinn zu beenden.

Doch nicht nur im Wes­ten regen sich die Super­men­schen. In Russ­land fliegt die ehe­ma­lige Pilo­tin Kara Dugi­nowna durch einen Unfall als Wun­der­frau auf. Zusam­men mit ihrer Halb­schwes­ter lan­det sie als Super­girl im eis­kal­ten Pro­pa­ganda-Appa­rat des Kreml. Als die­ser sie für einen ver­schlei­er­ten poli­ti­schen Mord an Patei­geg­nern miss­brau­chen will, suchen die bei­den Halb­schwes­tern Hilfe bei den alli­ier­ten Westmächten.
Getrennt und doch gemein­sam müs­sen sich die Super­hel­din­nen nicht nur gegen die Sol­da­ten der Nazis stel­len und mit den Wir­ren des Krie­ges klar­kom­men, son­dern auch eine neu auf­kom­mende Bedro­hung auf­hal­ten. Diese ist magi­scher Natur und hat kei­nen gerin­ge­ren Ursprung als bei der Toch­ter des Jokers. Sie hat die jüdi­sche Magie­rin Zatana – wel­che sie aus dem War­schauer Ghetto vor den Nazis „geret­tet“ hat, um sie für ihre Pläne zu miss­brau­chen – genö­tigt, einen Dämon zu beschwö­ren. Doch die Magie­rin schmie­det schon einen Plan, um die ver­rückte Clowns­toch­ter aufzuhalten.

In all die­sem Wirr­warr befin­det sich auch Har­ley Quinn. Bewaff­net mit einem Holz­ham­mer und ver­klei­det als Weih­nachts­wich­tel, macht sie sich auf nach Ber­lin, um ihren gelieb­ten Mis­ter J zu fin­den. Nach einem klei­nen Zwi­schen­fall mit einer Flie­ger­bombe schließt sich ihr die fran­zö­si­sche Agen­tin (Poi­son) Ivy an.

Bom­ben­split­ter oder was?

Etwa zwi­schen 1930 und 1960 war vor­ran­gig in Ame­rika die Bezeich­nung Bomb­s­hell ein Syn­onym für ein weib­li­ches Sex­sym­bol. Dar­un­ter fie­len etwa Frauen wie Mari­lyn Mon­roe oder Bri­git Bar­dot. Auf soge­nann­ten Pin-Up-Bil­dern zeig­ten Frauen ihre Kur­ven und weib­li­chen Attri­bute – jedoch war dies nie blanke Por­no­gra­fie. Hin und wie­der lan­de­ten diese Bil­der auch auf dem Rumpf von ver­schie­de­nen Kampf­flug­zeu­gen. Wahr­schein­lich waren sie eine Art Gal­li­ons­fi­gur, wel­che Glück brin­gen sollte.
Ebenso in den DC Comics „Bomb­s­hells“ bedie­nen sich Autorin Mar­gue­rite Ben­net, Künst­le­rin Mar­gue­rite Sau­vage, Zeich­ne­rin Laura Braga und einige andere eben jener Pin-Up-Kunst. Wie bei den alten Ori­gi­na­len rutscht es jedoch nie ins zu Frei­zü­gige ab und zusam­men mit gut aus­ge­ar­bei­te­ten weib­li­chen Run­dun­gen wer­den hier starke und selbst­be­wusste Frauen prä­sen­tiert. Dem­entspre­chend ist der Zei­chen­stil im pas­sen­den Vin­tage-look gezeich­net und kolo­riert, was die Optik noch etwas mehr der Epo­che um den Zwei­ten Welt­krieg herum anpasst.

Frauen = Gut? Män­ner = Böse?

Beim Lesen des Comics hat man hier und dort das Gefühl, dass die Män­ner ziem­lich auf ihre schlech­tes­ten Eigen­schaf­ten her­un­ter­ge­bro­chen wur­den. Kriegs­trei­bende Gene­räle oder etwa Sol­da­ten, die Frauen hin­ter­her pfei­fen. Bis auf den von Won­der Woman geret­te­ten Steve Tre­vor oder Kate Kanes Ver­bin­dungs­mann, hin­ter feind­li­chen Linien Lex Luthor sowie den von Zatana in einen Hasen ver­wan­del­ten John Con­stan­tine – ja, ihr hab rich­tig gehört, einen Hasen – sind die Män­ner in die­sem Comic eher Kano­nen­fut­ter für die Protagonistinnen.
Fast könnte man sagen, dass der Spieß mal umge­dreht wurde. Wo Frauen in Comics – bis auf einige Aus­nah­men – meist auch nur auf wenige Eigen­schaf­ten beschränkt und eher die von den Hel­den zu ret­ten­den Püpp­chen sind, sind es eben hier die Män­ner, wel­che etwas plat­ter daher­kom­men. Man merkt, dass dies ein Pro­jekt ist, an dem mehr­heit­lich Frauen mit­ge­ar­bei­tet haben – etwa zehn Frauen und etwa halb so viele Männer.

Fazit

Mit „Bomb­s­hells“ pro­biert DC etwas Neues und schafft es, schöne und teils über­se­xua­li­sierte Frauen nicht nur auf ihr Äuße­res zu redu­zie­ren. Der Comic prä­sen­tiert die Super­hel­din­nen wun­der­bar viel­sei­tig, erwach­sen und stark. Mar­gue­ritte Ben­nett liebt es hier mit Kli­schees zu spie­len und einige außer Kraft zu set­zen – zum Bei­spiel sind die meis­ten, star­ken Rol­len mit Frauen besetzt. Trotz vie­ler Cha­rak­tere kommt keine der Prot­ago­nis­tin­nen mit ihrer Geschichte zu kurz.
„Bomb­s­hells“ ist ein gelun­ge­ner Comic, wel­chen ich jedem emp­fehle, der schöne und starke – kör­per­lich wie cha­rak­ter­lich – Super­hel­din­nen und Zeich­nun­gen in Vin­tage-Optik mag.

DC Comics Bomb­s­hells – Band 1. Autorin: Mar­gue­ritte Ben­nett. Zeichner/innen: Mar­gue­ritte Sau­vage, Laura Braga, Mirka Andolfo u.a. Farben/Tusche: Mar­gue­ritte Sau­vage, Wendy Broom u.a. Über­set­ze­rin: Caro­lin Hidalgo. DC Comics. Panini. 2016.

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1 comment

When a pig loves a wolfman – Bücherstadt Kurier 24. September 2017 - 13:10

[…] Es ist ihr ers­tes, gro­ßes, ei­ge­nes Pro­jekt. Vor­her hat­te sie sich etwa durch „Bombs­hells“ bei DC ei­nen Na­men ge­macht. Ge­schich­ten­zeich­ne­rin Ce­li­na schaut sich […]

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