Love Story

von | 10.02.2014 | Belletristik, Buchpranger

Erich Segals „Love Story“ gehört zu den Büchern, von denen man sicherlich schon mal gehört hat. Ein Klassiker, eine weltbekannte Liebesgeschichte, die mehrfach verfilmt wurde. Doch wie kommt es zu diesem Erfolg?

Dieses Buch handelt von einer großen Liebe zwischen Oliver und Jenny. Was zunächst zwischen ihnen steht, sind die unterschiedlichen Stände ihrer Familien. Oliver wurde in eine reiche Familie hineingeboren und muss, wenn es nach seinem Vater geht, seinen Ruf wahren. Dieser glaubt, Jenny würde diesem Ruf nur schaden, da sie aus einer armen Familie stammt. Um Jenny seine Liebe zu beweisen, verzichtet Oliver auf das Geld seines Vaters, heiratet sie und zieht mit ihr weg. Nun kommt der romantische Teil der Geschichte: ohne Geld sitzen die beiden da, verdienen ein wenig nebenher, zählen jeden Cent und freuen sich dennoch, diesen Weg für ihre Liebe gewählt zu haben. In diesen schwierigen Zeiten halten sie zusammen und kommen irgendwie über die Runden. Vielleicht ist das auch der besondere Kern der Geschichte: dass Liebe jede Schwierigkeit überwinden kann, wenn sie nur groß genug ist.

„Love Story“ baut auf vielen Klischees auf. Vor allem die verschiedenen Stände der Familien und das tragische Ende erinnern sehr an „Romeo und Julia“, was nicht weiter schlimm wäre, wäre „Love Story“ gut geschrieben und ausgebaut gewesen. Von der „Liebe“ zwischen Jenny und Oliver merkt man beim Lesen kaum etwas. Die Geschichte schreitet sehr schnell voran, auf Beschreibungen von Gefühlen und Situationen wird wenig Wert gelegt, weshalb man als Leser keine Möglichkeit hat, sich in die Personen hineinzufühlen. Was empfindet Oliver, als Jenny ihn abweist? Was empfindet er, als ihn sein Vater vor die Wahl stellt? Leider wurden die Emotionen, welche doch so wichtig für eine Liebesgeschichte sind, nicht ausreichend beschrieben und ausgebaut. Ein Erlebnis folgt dem nächsten, bis zum tragischen Ende, welches nicht einmal als besonders tragisch empfunden wird, weil während des Lesens keine Beziehung zu den Protagonisten aufgebaut werden konnte.

Der Erfolg mag auf das Erscheinungsjahr 1970 zurückzuführen sein. Heutzutage werden wir jedoch von Geschichten von u.a. Cecilia Ahern und Nicholas Sparks verwöhnt, weshalb „Love Story“ in den Schatten gerückt wird. Es hätte eine schöne Liebesgeschichte entstehen können, hätte der Autor uns ein bisschen mehr geboten. So ist es aber leider nur eine von vielen und keine besonders gute „Love Story“.

Alexa

Love Story, Erich Segal, Fischer, 2004
Erstveröffentlichung: 1970

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

6 Kommentare

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    Das ist jetzt vielleicht ein richtig doofer Kommentar – aber ihr seid vielleicht eine Generation zu jung 🙂 (Entschuldigung). Der Hype um das Buch lässt sich nicht ohne die Verfilmung mit Ryan O`Neal und Ali MacGraw erklären. Das hat Taschentücher ohne Ende gekostet…Klar, ist es nicht besonders geschrieben – aber Buch&Film sind – naja für mittelälterliche Damen wie mich – Kult. Das ist eines der wenigen Büchern, die ich aus dem Schrank meiner Eltern mitgenommen habe…Und „das alte Steingesicht“ gehört zum Sprachgebrauch. Aber mit der Einschätzung des Buches habt ihr natürlich recht – von daher ist ein gewisser zeitlicher Abstand hier durchaus von Vorteil, um das Geschriebene nüchtern beurteilen zu können 🙂

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    • Bücherstadt Kurier

      Das ist kein doofer Kommentar. 🙂 Ich habe mir schon gedacht, dass es an der Generation liegt, musste aber wissen, worum ein solcher Hype gemacht wird. Vor allem, weil dieses Buch auch in neuen Filmen in den Händen der Hauptpersonen auftaucht (leider weiß ich nicht mehr, welche Filme das waren) und als DIE Liebesgeschichte dargestellt wird. Warum dieses Buch? Ich musste es lesen, um mir meine eigene Meinung bilden zu können. Leider war mir die Geschichte dann doch etwas zu emotionslos. Dafür habe ich einfach schon zu viele Liebesgeschichten gelesen, die mich wirklich berührt haben – „Wie ein einziger Tag“ von Nicholas Sparks z.B.

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      Stimmt, das ist einer der meistbeheulten Filme meines Lebens. Und natürlich habe ich damals das Buch auch gelesen, kann mich aber nicht mehr an den Stil erinnern. Das war einfach Kult. Ob ich den Film heute noch gut gemacht fände, kann ich nicht beurteilen, ich habe ihn ewig nicht gesehen. Vielleicht ist das auch besser so, um eine schöne Erinnerung nicht zu zerstören.

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        Als ich den Film damals zum ersten Mal sah, war ich natürlich vom Ende – wie die meisten – zu Tränen gerührt. Obwohl die Liebesgeschichte selbst trotz aller Widrigkeiten, die die Liebenden gemeinsam meistern, wirklich eher “cool” als leidentschaftlich daherkommt. Danach las ich das Buch, hat auch funktioniert. Viele Jahre später habe ich mir die DVD gekauft und den Film seither noch zweimal angeschaut. Wieder mit Tränchen, aber auch mit mehr Distanz: Natürlich, es ist ein klassischer Tränendrüsendrücker, darauf war das Buch dank tragischem Ende hingeschrieben und der Film transportiert das verlässlich. Aber viele Klassiker haben solche Elemente, besonders bei Filmen klappt das bei mir auch nach dem xten Mal immer an den gleichen Stellen (Jenseits von Afrika, Reise nach Indien etc.) ; ) Tatsächlich war es beim Buch Love Story bei mir auch so, dass mir die Figuren weniger nah kamen als im Film. Was sicher an der wunderbaren Besetzung lag. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Film und das Buch für das heutige Publikum nicht mehr so gut funktionieren, obwohl es auch heute viele Tränendrüsendrücker gibt, die gern gelesen oder angesehen werden. Aber vielleicht muss man heute einfach andere Register ziehen.

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  2. Avatar

    Ihr macht mir wirklich Lust, das Buch mal wieder aus dem Regal zu fischen und zu lesen 🙂

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