Fantasie oder Realität?

by Zeichensetzerin Alexa

Manch­mal fin­det man in den Irr­gän­gen der Biblio­thek das eine oder andere Buch, wel­ches man in der Öffent­lich­keit nie erblickt hätte. „Mei­er­hoffs Ver­schwö­rung“ von Luis Fer­nando Veris­simo ist so ein Buch. In einer dunk­len Ecke, in der die Schat­ten tie­fer fal­len als sonst irgendwo, stand es so dick ein­ge­staubt herum, dass ich nicht wagte, es her­aus­zu­neh­men. Doch das Buch, es rief nach mir. Es wollte seine Geschichte erzäh­len. Irgend­je­mand musste davon erfah­ren – von die­ser selt­sa­men Ver­schwö­rung. Oder bil­dete ich mir das alles nur ein? Ich sage es mal mit Veris­si­mos Wor­ten: „Viel­leicht soll­test auch du irgend etwas zu dir neh­men, bevor du mit der Lek­türe beginnst. Ich emp­fehle Sapiri-Saft.“

Als ein jun­ger Jour­na­list aus São Paulo nach Man­aus reist, um eine Repor­tage über hal­lu­zi­no­gene Pflan­zen zu schrei­ben, begeg­net er in einer Bar einem Polen namens Jósef Teo­dor. Bekannt ist der Alte allen nur als „der Pole“ und so wirk­lich glaubt ihm kei­ner seine Geschich­ten. Doch das Inter­esse des Jour­na­lis­ten ist geweckt. Was hat es auf sich mit die­ser Ver­schwö­rung? Wie viel Wahr­heit steckt in die­ser rät­sel­haf­ten Geschichte?
Der junge Mann gerät in einen Stru­del aus Ein­drü­cken, an denen die hal­lu­zi­no­ge­nen Pflan­zen nicht ganz unschul­dig sind. Er recher­chiert, sitzt bei dem Polen in der Bar und ver­bringt seine rest­li­che Zeit mit einer hüb­schen, jun­gen Frau. Wie im Rausch berich­tet der Ich-Erzäh­ler von den Ereig­nis­sen, die Wahr­neh­mung getrübt von den Säf­ten, die er zu sich nimmt. Das Wis­sen um diese stellt einen beim Lesen immer wie­der vor die Frage: Ist all das sei­ner Fan­ta­sie entsprungen?

Der junge Jour­na­list liebt das Aben­teuer. Er ist neu­gie­rig, will aus­pro­bie­ren, will Neues erfah­ren und über rät­sel­hafte Geschich­ten schrei­ben. Doch die Geschichte, die ihm der Pole erzählt, darf er nicht ver­öf­fent­li­chen. Warum? „Weil es eine außer­ge­wöhn­li­che Geschichte ist. Und außer­ge­wöhn­li­che Geschich­ten sind gefähr­lich. Sie bedro­hen die gewöhn­li­chen Geschich­ten, die Fas­sa­den­ge­schich­ten, mit denen die Dumm­köpfe unter Kon­trolle gehal­ten wer­den. Außer­ge­wöhn­li­che Geschich­ten wer­den nur als Fik­tion gedul­det, nie­mals als Tat­sa­che“, erklärt der Pole. Die Wahr­heit sei gefähr­lich. Und er? Er sei nur ein Betrun­ke­ner in einer Kneipe. Doch dem Polen gefällt die Neu­gier des Jour­na­lis­ten. In ihm hat er einen auf­merk­sa­men, gedul­di­gen Zuhö­rer gefun­den. Und so erzählt er ihm seine Geschichte bis zum Ende…

„Mei­er­hoffs Ver­schwö­rung“, auf Deutsch erst­mals 2006 im Droe­mer HC erschie­nen, ist mitt­ler­weile nur noch als eBook erhältlich.

Alexa

Mei­er­hoffs Ver­schwö­rung, Luis Fer­nando Veris­simo (Autor),
Bar­bara Mes­quita (Über­set­ze­rin), Droe­mer Knaur, 2006

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0 comment

Elvira 8. Oktober 2015 - 10:01

Eben als e‑book gekauft! Hört sich span­nend an!

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Bücherstadt Kurier 8. Oktober 2015 - 18:26

Viel Spaß beim Lesen! Ver­räts du mir dann, wie es dir gefal­len hat? Liebe Grüße, Alexa

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