Fantasie oder Realität?

von | 03.10.2015 | Belletristik, Buchpranger

Manchmal findet man in den Irrgängen der Bibliothek das eine oder andere Buch, welches man in der Öffentlichkeit nie erblickt hätte. „Meierhoffs Verschwörung“ von Luis Fernando Verissimo ist so ein Buch. In einer dunklen Ecke, in der die Schatten tiefer fallen als sonst irgendwo, stand es so dick eingestaubt herum, dass ich nicht wagte, es herauszunehmen. Doch das Buch, es rief nach mir. Es wollte seine Geschichte erzählen. Irgendjemand musste davon erfahren – von dieser seltsamen Verschwörung. Oder bildete ich mir das alles nur ein? Ich sage es mal mit Verissimos Worten: „Vielleicht solltest auch du irgend etwas zu dir nehmen, bevor du mit der Lektüre beginnst. Ich empfehle Sapiri-Saft.“

Als ein junger Journalist aus São Paulo nach Manaus reist, um eine Reportage über halluzinogene Pflanzen zu schreiben, begegnet er in einer Bar einem Polen namens Jósef Teodor. Bekannt ist der Alte allen nur als „der Pole“ und so wirklich glaubt ihm keiner seine Geschichten. Doch das Interesse des Journalisten ist geweckt. Was hat es auf sich mit dieser Verschwörung? Wie viel Wahrheit steckt in dieser rätselhaften Geschichte?
Der junge Mann gerät in einen Strudel aus Eindrücken, an denen die halluzinogenen Pflanzen nicht ganz unschuldig sind. Er recherchiert, sitzt bei dem Polen in der Bar und verbringt seine restliche Zeit mit einer hübschen, jungen Frau. Wie im Rausch berichtet der Ich-Erzähler von den Ereignissen, die Wahrnehmung getrübt von den Säften, die er zu sich nimmt. Das Wissen um diese stellt einen beim Lesen immer wieder vor die Frage: Ist all das seiner Fantasie entsprungen?

Der junge Journalist liebt das Abenteuer. Er ist neugierig, will ausprobieren, will Neues erfahren und über rätselhafte Geschichten schreiben. Doch die Geschichte, die ihm der Pole erzählt, darf er nicht veröffentlichen. Warum? „Weil es eine außergewöhnliche Geschichte ist. Und außergewöhnliche Geschichten sind gefährlich. Sie bedrohen die gewöhnlichen Geschichten, die Fassadengeschichten, mit denen die Dummköpfe unter Kontrolle gehalten werden. Außergewöhnliche Geschichten werden nur als Fiktion geduldet, niemals als Tatsache“, erklärt der Pole. Die Wahrheit sei gefährlich. Und er? Er sei nur ein Betrunkener in einer Kneipe. Doch dem Polen gefällt die Neugier des Journalisten. In ihm hat er einen aufmerksamen, geduldigen Zuhörer gefunden. Und so erzählt er ihm seine Geschichte bis zum Ende…

„Meierhoffs Verschwörung“, auf Deutsch erstmals 2006 im Droemer HC erschienen, ist mittlerweile nur noch als eBook erhältlich.

Alexa

Meierhoffs Verschwörung, Luis Fernando Verissimo (Autor),
Barbara Mesquita (Übersetzerin), Droemer Knaur, 2006

Bücherstadt Magazin

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

2 Kommentare

  1. Avatar

    Eben als e-book gekauft! Hört sich spannend an!

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    • Bücherstadt Kurier

      Viel Spaß beim Lesen! Verräts du mir dann, wie es dir gefallen hat? Liebe Grüße, Alexa

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