Buchgeschenk: Becks letzter Sommer

von | 25.06.2014 | Belletristik, Buchpranger

Gewinnt ein Exemplar von Benedict Wells‘ „Becks letzter Sommer“, mit Widmung des Autors! Um an der Verlosung teilzunehmen, beantwortet uns bis zum 2. Juli 2014 (20:00 Uhr) hier in den Kommentaren folgende Frage: „Was ist euer Lieblingssong und warum gerade dieser?“ Bitte gebt auch eure E-Mail-Adresse an, damit wir euch im Falle eines Gewinns informieren können (die E-Mail-Adressen werden nicht öffentlich angezeigt)! Viel Glück! 

Cover © Diogenes

„Es gibt nur ein Leben“

Wie das Leben so spielen kann, erfährt Protagonist Beck im Roman „Becks letzter Sommer“ von Benedict Wells. Denn eigentlich wollte er Musiker werden und nicht Lehrer. Als seine Musikerkarriere jedoch den Bach untergeht, bleibt ihm nichts anderes übrig, als einen anderen Job anzunehmen. Und als Lehrer hat er zumindest einen sicheren. Dass er tagtäglich lustlos zur Arbeit geht und seine Schüler, die alle gerade die Pubertät durchleben, ihn in den Wahnsinn treiben, ist natürlich eine andere und wohl auch negative Seite. Aber wenigstens kann Beck seine Liebe zur Musik im Unterricht ausleben – bis er Raulis musikalisches Talent entdeckt.

„Things have Changed“ heißt das erste Kapitel, in „Becks letzter Sommer“ stets als TRACK definiert. Die kleine Beschreibung darunter verrät bereits ein wenig über den Inhalt des ersten Tracks und macht definitiv neugierig auf den weiteren Verlauf: „Der erste Song: Über einen litauischen Wunderschüler, eine Liebesnacht, die keine ist, und über die erste Schießerei.“ Aha, denkt man, eine Liebesnacht und Schießerei also, und liest gerne weiter, um herauszufinden, was es damit auf sich hat. Mit dem Wunderschüler ist kein anderer als Rauli gemeint, denn diesen lernt Beck gleich zu Beginn kennen und – ob er will oder nicht – sein Leben verändert sich schlagartig.

Doch wer ist dieser Rauli? Rauli ist einer von Becks Schülern, kommt ursprünglich aus Litauen und spielt Gitarre – um es mit Becks Worten zu beschreiben – wie ein Gott. Kaum verwunderlich, dass Beck sich dem Schüler annimmt, sein Talent zu fördern beginnt und versucht, ihn zum Star zu machen. Wenn Beck schon nicht als Musiker berühmt werden kann, dann vielleicht als Manager? Um Rauli als Person geht es dabei weniger als darum, was er kann und was er erreichen könnte. Denn Beck ist klar, dass man so ein Talent nicht vergeuden sollte. Die Frage ist nur: will Rauli das überhaupt?

Beck jedoch fühlt sich aus seiner Leblosigkeit erweckt und versucht wieder den Zugang zur Musik zu finden: „Eine Woche später saß Beck im ‚Macchiato‘ und schrieb zum ersten Mal seit Jahren wieder einen Song.“ (S.36) Das ist doch wunderbar!, denkt man, bis man feststellt, dass Beck sich mit dem, was er produziert, nie zufrieden gibt. Einen Song nach dem anderen schreibt er, aber ein Hit ist nicht dabei. Umso frustrierter ist er, als er Raulis Melodien entdeckt. Nur wenige Takte, hingeschmiert auf kleinen Zettelchen, brennen sich sofort in Becks Gedächtnis und sorgen für einen Ohrwurm, der immer mal wieder wie aus dem Nichts hervorgekrochen kommt. Das ist ein Hit, denkt Beck, ein wahrer Hit. Doch Rauli, dem jegliches Selbstbewusstsein fehlt, ist sich da nicht so sicher. Gewidmet hat er diese Melodie dem Mädchen, in das er unsterblich verliebt ist…

Verliebt ist auch Beck, aber bis er begreift, was er für Lara empfindet, ist sie fast über alle Berge: „Lara strich ihm, bevor sie ging, noch einmal wie einem kleinen Jungen übers Gesicht, dann drehte sie ihm den Rücken zu. ‚Ich weiß‘, sagte sie. ‚Nur manchmal reicht das einfach nicht.‘“ (S.228) Warum reicht es denn nicht, einfach nur zu lieben? Was erwartet Lara von ihm?

Becks bester Freund heißt Charlie, ist ein Deutschafrikaner und total ausgeflippt. Ständig behauptet er, er würde bald sterben, dabei sind die Gründe immer verschieden und gut recherchiert. Sobald Charlie einen Schmerz im Kopf, in der Brust oder sonst wo verspürt, glaubt er, krank zu sein und bald sterben zu müssen. Nachdem er sich über die Symptome und Erkrankungen gut informiert hat, erzählt er Beck davon. Nur kennt dieser ihn bereits zu gut, um es nicht ernst zu nehmen, auch wenn Charlie jedes Mal von neuem behauptet, diesmal sei er sich da absolut sicher.

Irgendwie spielt das Leben ganz anders als Beck es sich wünscht. Immer häufiger verfällt er in Depressionen, ist unglücklich und unzufrieden. „Ich fühle mich manchmal so leer“, sagt Beck irgendwann. Auf seinem Trip von München nach Istanbul, den er zusammen mit Charlie und Rauli macht, erlebt er wieder Höhen und Tiefen. Er fragt sich: „Wieso selbst spielen und singen, wenn da jemand ist, der es so viel besser kann?“ (S. 335) Ja, warum? Was treibt die Menschen an, Dingen nachzugehen, die andere vielleicht besser können? Oder: was hält sie davon ab, weiterzukämpfen und noch besser zu werden?

Ein weiser Mensch, dem Beck auf seiner Reise begegnet, gibt ihm einen Rat: „[…] Jeder kennt den Spruch: Es gibt nur ein Leben. Aber niemand denkt darüber nach. Also wenn Sie diese Frau lieben, dann folgen Sie ihr, egal, wohin. Und wenn Sie die Musik lieben, dann spielen Sie, ganz gleich, wie erfolgreich Sie damit sind. Der Rest kommt dann von allein.“ (S. 336) Und: „[…] Sie können noch als Achtzigjähriger mit einem Lächeln nach der Gitarre greifen oder Ihrer Frau einen Kuss geben. Es gibt keine Grenzen. Nicht, wenn Sie sich nicht selbst welche setzen.“ (S. 337)

„Becks letzter Sommer“ öffnet den Lesern die Augen und fordert sie dazu auf, zu leben. Ein tiefsinniger Roman über die Musik, die Liebe und das Leben, mit realitätsnahen Protagonisten, die man schnell ins Herz schließt, weil man ihre Geschichte, Gefühle und Gedanken kennt und sich gut in ihre Lage hineinversetzen kann.

„Becks letzter Sommer“ ist Wells‘ erster Roman, den er im Alter von 23 Jahren im Diogenes Verlag veröffentlichte. 2009 wurde Wells mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet.

Alexa

Diese Rezension erschien erstmals in der 13. Ausgabe. In dieser findet ihr außerdem ein Interview mit Benedict Wells.

Titel: Becks letzter Sommer, Autor: Benedict Wells, Verlag: Diogenes, Erscheinungsjahr: 2009

Bücherstadt Magazin

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

7 Kommentare

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    Sunrise Avenue / Hollywood Hills finde ich toll, weil es einfach gute Laune macht und man aus vollem Hals mitsingen kann! 🙂
    LG, Angi

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  2. Avatar

    Im Moment noch “Happy” von Pharrell Williams. Der Song macht einfach gute Laune, zaubert mir immer ein Lächeln auf’s Gesicht und ich muss automatisch sofort mitwippen.

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    Huhu,
    mein liebstes Lied ist “Iris” von den Goo Goo Dolls, weil mir der Text eine Menge bedeutet und es auf meiner Hochzeit gespielt wurde 🙂
    Liebe Grüße, Alex

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  4. Avatar

    Mein Lieblingssong ist “If a picture”. Es ist mehr ein Sprechgesang und er erinnert mich an meine Jugend. Es gibt verschiedene Interpreten, aber ich weiß nicht mehr, wer das Original gesungen hat.

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    Nessun Dorma…
    weil unser Vater es uns immer an den Abenden, an denen er es zeitlich geschafft hat, beim ins Bett bringen vorgesungen hat. Ich bekomm immer noch Gänsehaut und Tränen in den Augen wenn ich das Lied höre, da es einfach wunderschöne Kindheitserinnerungen sind.

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    Mein “Lieblingssong” ist : Solveigs Lied von Eduard Grieg! Ich finde keinen vernünftigen Grund, warum es ausgerechnet dieses Lied, das Solveig zum Abschied singt, so liebe. Ich kann nur sagen- es rührt an mein Herz !

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  7. Bücherstadt Kurier

    Liebe Bücherstädter,

    das Los hat entschieden.
    “Becks letzter Sommer” (Benedict Wells) geht an…

    Nanni!

    Herzlichen Göückwunsch!
    Unser Buchfink flattert mit dem Buch zu dir los, sobald er deine Anschrift kennt.
    Wir wünschen schon einmal viel Freude beim Lesen!

    Deine Redaktion

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