Eine schwarze Witwe mit Gewissen

von | 16.06.2015 | Buchpranger, Graphic Novels, Comics, Manga

Natasha Romanova ist mehr als eine sexy Nebenfigur in den Avengers-Filmen. Marvels Solo-Serie um die Elitekämpferin „Black Widow“ ist nun bei Panini erschienen. Im Sammelband „Schuld und Sühne“ von Nathan Edmondson und Phil Noto kämpft sie abseits der Avengers für SHIELD, um die Schuld ihrer Vergangenheit wiedergutzumachen. – Von Buchstaplerin Maike

New York und überall: Als KGB-Killerin hat sie große Schuld auf sich geladen, als Agentin für SHIELD wurde sie rehabilitiert. Natasha Romanova führt rund um die Welt alle Aufträge aus, um ihre Schuld zu begleichen – wann das sein wird, kann sie nicht sagen. Im Kampf gegen die Bösen spioniert, schießt und trickst sie, aber unfehlbar ist sie nicht. Nicht alles ist so einfach, wie es scheint, vor allem, wenn Natasha sich ablenken lässt. Denn wer sind ihre Vertrauten? Ihr Anwalt Isaiah oder ihr Boss Direktorin Hill? Ihre Nachbarschaft in New York und die streunende Katze, die bei Natasha Zuflucht sucht? Kann sich die Schwarze Witwe ein Zuhause überhaupt erlauben? Über ihren Einsätzen beginnen sich Wolken zusammenzubrauen und gefährliche Gegner zu formieren, als es heißt: „Chaos“ fällt wie Regen…

„Niemand kennt meine wahre Geschichte.“

Die neueste Inkarnation von Black Widow, die Edmondson und Noto präsentieren, ist weniger eine sexy Femme Fatale und mehr eine dunkle Antiheldin, die gleichzeitig sehr verschlossen und sehr menschlich daherkommt. Ohne klassische Superkräfte bleibt ihr nur ihre Vergangenheit als Last und Antrieb gleichermaßen, wobei schnell klar wird, dass die SHIELD-Aufträge schnell als Sisyphos-Arbeit daherkommen. Denn während Natasha ihre Schuld und ihre dunkle Natur reflektiert, scheitert sie immer wieder, egal wie listig und entschlossen ihre Methoden sind. Die einzelnen Episoden sind clever gestrickte Abenteuer, die mit dem Genre des Agentthrillers spielen. Verstrickt und voller Bluffs und doppelter Böden wird mit den Erwartungen der Lesenden gespielt.

„Zuhause ist, wo der Schmerz ist.“

Besonders der Zeichenstil von Phil Noto trägt die Atmosphäre der Geschichte und charakterisiert die Antiheldin zusätzlich. Die Farben kommen verwaschen und trüb daher, scheinen bisweilen ineinander zu verschmelzen und verwischen Kontraste. Dazu trägt auch der Verzicht auf die für Comics vermeintlich typischen schwarzen Konturen bei. Skizzenhafte Umrisse und dynamische, grobe Coloration herrschen vor, was den Panels etwas sehr Handgemachtes und Lebendiges verleiht und trotzdem viel ernster wirkt. Das Zinnoberrot von Natashas Haaren – fast schon ein Markenzeichen – leuchtet nicht nur vom Kopf der Geheimagentin, sondern spiegelt sich in der Darstellung von Blut und bedrohlichen Szenen. Es ist ein Signalrot, das im Kontrast zu Natashas leeren Augen steht und den Look des Comics komplettiert.

Alles in allem ist „Black Widow: Schuld und Sühne“ ein düsterer, pessimistischer Auftakt zu einer vielversprechenden Serie. Action und Explosionen kommen nicht zu kurz, und trotzdem wird eine vielschichtige, ambivalente Protagonistin präsentiert, der man nur allzu gern einen Ausweg aus ihrer Melancholie wünscht.

Black Widow: Schuld und Sühne. Nathan Edmondson. Zeichnungen: Phil Noto. Übersetzung: Carolin Hidalgo. Panini. 2015.

 

Bücherstadt Magazin

Bücherstadt Magazin

Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

3 Kommentare

    • Bücherstadt Kurier

      Dankeschön!
      Ich bin eher ein Comic-Neuling und nähere mich den Titeln daher immer ein bisschen aus anderer Richtung an, vor allem auch aus künstlerischer Perspektive.
      Ich bin gespannt, was Black Widow noch alles erleben wird.
      Maike

      Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir sind umgezogen!

Wir sind kürzlich umgezogen und müssen noch einige Kisten auspacken. Noch steht nicht alles an der richtigen Stelle. Solltet ihr etwas vermissen oder Fehler entdecken, freuen wir uns über eine Nachricht an mail@buecherstadtmagazin.de – vielen Dank!

Newsletter

Erhaltet einmal im Monat News aus Bücherstadt. Mehr Informationen zum Newsletter gibt es hier.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner