Zwei Puzzleteile im falschen Karton

von | 18.12.2018 | Buchpranger, Kinder- und Jugendbücher

„Wovon man alles nicht stirbt“ von Barbara Zoschke ist ein Buch rund um das Thema Flüchtlinge, insbesondere Kinderflüchtlinge, was es für sie bedeutet, alleine in einem anderen Land zu sein und wie man ihnen helfen kann. Dieses überaus ernste Thema wird in die süße Freundschaftsgeschichte von Lesya und Kim verpackt. – Von Bücherstädterin Jasmin

Als Lesya neu in die Klasse 6c kommt, dauert es nicht lange, bis zwischen Kim und ihr eine feste Freundschaft entsteht. Denn eins haben die 13-jährige Sitzenbleiberin und das ukrainische Mädchen, dessen Eltern in Gefängnis sitzen, gemeinsam: Sie gehören nirgendwo dazu. Passen nicht zum Rest. Doch seit sie zu zweit sind, ist das gar nicht mehr so schlimm.

Lesya wohnt bei ihrer Tante, die aber nie zuhause zu sein scheint, da sie viel mit der Arbeit zu tun hat, weshalb Lesya in ihrer Freizeit die Wände mit ihrer Höhlenmalerei verziert. Kim ist nach der sechsten vom Gymnasium auf die Gesamtschule gewechselt, um die Klasse zu wiederholen und hat seitdem keine neuen Freunde gefunden. Ihr Vater ist vor einigen Jahren gestorben, ihre Mutter leidet an Diabetes (dies wird im Buch mit „an Zucker leiden“ umschrieben) und mit ihrem Stiefvater kommt sie gar nicht klar. Dann ist da noch Herr Klose, der Fahrrad-Klose genannt wird. Dass er sich anfangs noch sehr nett gegenüber Lesya benahm, änderte sich, als Lesya auch nach ihrem „Sprachurlaub“ noch in Deutschland bleibt. Plötzlich besteht Fahrrad-Klose darauf, mit Tante Saskia zu reden und macht Lesya klar, dass eine Dreizehnjährige noch nicht alleine wohnen darf. Doch dann, nachdem Lesya und Kim ihm den Tod gewünscht haben, stirbt er und alles ändert sich …

Erster Eindruck

Aufgefallen ist mir dieses Buch vor allem aufgrund des außergewöhnlichen Titels. „Wovon man alles nicht stirbt“ klang wirklich sehr ansprechend und hat auf jeden Fall sofort meine Aufmerksamkeit geweckt. Die vielen verschiedenen Farben des Covers sorgen für eine etwas exotische, aber auch frische Ausstrahlung des Buches, haben mich aber bei Weitem nicht so angezogen wie der Titel. Der Klappentext wirkte ebenfalls sehr interessant, weshalb ich mich nach einigem Überlegen dazu entschieden habe, diesem Buch eine Chance zu geben, auch wenn ich normalerweise keine „typisch-Mädchen“-Bücher lese.

Die Schrift ist gut leserlich, nur bei den „eigenhändig“ geschriebenen Listen musste ich manchmal ein zweites Mal hingucken, bevor ich das Wort entziffern konnte, was mich nicht gestört und das Buch insgesamt etwas interessanter gemacht hat. Diese Listen hat Kim angefertigt, weil es ihr Spaß gemacht hat, Sachen aufzulisten und sie die Zahl Zehn mochte. Deshalb hat sie versucht zu jedem Thema, das sie interessant fand, eine Liste mit zehn Dingen anzufertigen, die sie dann in Ordner abgeheftet hat.

Finale Meinung

Geschrieben wurde das Buch aus der Sicht von Kim. Die Hintergrundgeschichten der beiden Protagonistinnen, sowohl die von Kim als auch die von Lesya sind sehr realistisch, weshalb die beiden Mädchen durchaus lebensecht wirken. Mir war Kim und damit auch die ganze Geschichte allerdings zu kindlich. Meiner Meinung nach klang es, als wäre es die Sicht einer Achtjährigen und nicht einer Dreizehnjährigen. Das war der Grund, warum ich nach einer Weile kein wirkliches Interesse mehr daran hatte, weiterzulesen. Das Ende habe ich nur überflogen, da ich wissen wollte, wie es ausgeht.

Für den kindlichen Schreibstil war die Hauptgeschichte wiederum ziemlich ernst, was dazu führte, dass diese beiden Gegensätze eine gewisse Spannung erzeugten, die sich durchs ganze Buch zog. Insgesamt habe ich mehr erwartet. Die Grundidee gefällt mir auch weiterhin, sie wurde meiner Meinung nach nur schlecht umgesetzt. Empfehlen würde ich dieses Buch ab zwölf Jahren für Mädchen, die gerne diese „typisch-Mädchen“-Bücher lesen.

Wovon man alles nicht stirbt. Barbara Zoschke. Coppenrath. 2018.

Bücherstadt Magazin

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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