Zeitlose Alltagsabenteuer

von | 01.12.2022 | Buchpranger, Kinder- und Jugendbücher

In Bullerbü geht es munter zu und jeder Tag vermag ein neues Abenteuer zu offenbaren. Seitentänzerin Michelle-Denise verweilte nur allzu gern in Astrid Lindgrens schwedischer Idylle.

Im kleinen schwedischen Dorf Bullerbü gibt es nur drei Höfe: den Nordhof, den Mittelhof und den Südhof. Auf dem Nordhof leben die Schwestern Britta und Inga, auf dem Mittelhof Lisa mit ihren Brüdern Lasse und Bosse und auf dem Südhof wohnt Ole mit seiner kleinen Schwester Kerstin. Ob auf den Höfen, im Wald oder in der Schule, gemeinsam erleben sie viele Abenteuer und entdecken den Zauber des Alltäglichen. In Bullerbü ist einfach immer was los.

Liebevolle Illustrationen

Bei „Wir Kinder von Bullerbü. Alle Abenteuer in einem Band“ handelt es sich um eine Gesamtausgabe, die die drei Bücher „Wir Kinder aus Bullerbü“, „Mehr von uns Kindern aus Bullerbü“ und „Immer lustig in Bullerbü“ in einem Buch vereint. Die einzelnen Bände sind dabei durch die abgedruckten Cover der erschienen Bücher klar ersichtlich voneinander abgegrenzt. Diese schöne Gesamtausgabe besticht durch die liebevollen Illustrationen von Katrin Engelking. Mit Liebe zum Detail veranschaulicht sie die Geschichten von Lindgren in sanften Zeichnungen und bunten Farben. So erkennt man zum Beispiel Lasse, den frechen Bruder von Lisa, bereits anhand seines verschmitzten Lächelns und der Sommersprossen.

Einflüsse aus Lindgrens Kindheit

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Lisa, die zu Beginn des ersten Buches 7 Jahre alt ist. Insgesamt umfasst die Erzählung einen Zeitraum von ungefähr drei Jahren. Das kleine Mädchen beschreibt, neben besonderen Ereignissen wie dem 80. Geburtstag des Großvaters von Britta und Inga oder Weihnachten, auch ganz normal erscheinende Alltagsabenteuer, die sie gemeinsam mit ihren Geschwistern und Freunden in Bullerbü erlebt hat. Besonders schön fand ich das letzte Kapitel „Wir fangen Krebse“, in dem Lisa beschreibt, wie unglaublich schön sie den Ausflug zum Krebsfang empfunden hat und den Moment mit der Freude zur Weihnachtszeit verglich. In diesem Abschnitt steckt so viel Begeisterung, die mich den Moment beim Lesen tief mitfühlen ließ.

In die Bullerbü-Bücher sind viele Erinnerungen aus Lindgrens eigener Kindheit eingeflossen. So ähnelt das beschauliche Dörfchen Bullerbü ein wenig dem kleinen Heimatdorf, in dem sie selbst aufgewachsen ist. Zudem trägt Lasse deutliche Züge von Lindgrens Bruder Gunnar. Sowohl in seinem schelmischen Wesen, als auch in seinen Taten. Das Kapitel „Es ist schön ein Tier zu haben, aber ein Großvater ist auch nicht übel“ beschäftigt sich Lindgren mit Lasses „Rattenfarm von Bullerbü“ und orientiert sich an Gunnar Lindgrens Rattenfarm, die ebenso scheiterte wie Lasses.

Ein zeitloser Klassiker

Auch in Bullerbü ist nicht immer nur eitel Sonnenschein. Themen wie Krieg oder Armut flechten sich unaufdringlich am Rande in die Geschichten ein und selbstverständlich gibt es manchmal auch Streit zwischen den Kindern. Aber sie reflektieren die Streitigkeiten anschließend selbstständig und nach einer Zeit des Murrens vertragen sie sich wieder. In Bullerbü findet trotz aller idyllischen Beschreibungen dennoch das unbeschönigte reale Leben statt. Und das überzeugt.

Lindgrens Bücher über die Kinder aus Bullerbü sind Literaturklassiker, die auch Erwachsene einlädt zurück in ihre Kindheit zu träumen. Diese schöne Gesamtausgabe bietet dabei die Gelegenheit, alle Abenteuer (noch mal) zu genießen. Sie eignet sich sowohl zum Selbstlesen, als auch als Vorlesebuch.

Wir Kinder aus Bullerbü. Alle Abenteuer in einem Band. Astrid Lindgren. Übersetzung Band 1: Else von Hollander-Lossow. Übersetzung Band 2 & 3: Karl Kurt Peters. Illustrationen: Katrin Engelking. Oetinger. 2022.

Michelle-Denise Oerding

Michelle-Denise Oerding

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