„Z: The Beginning of Everything“: Eine Liebe aus der Hölle?

von | 29.04.2020 | #1920erlesen, Filmtheater, Serien

Zelda und vor allem Scott Fitzgerald machten sich durch literarische Veröffentlichungen einen Namen, doch das Paar war in den 1920ern auch für wilde Partys bekannt. Die Serie „Z: The Beginning of Everything“ zeigt das Kennenlernen und die frühen Ehejahre der beiden. – Von Worteweberin Annika

Montgomery in Alabama, 1918: Die achtzehnjährige Zelda Sayre (Christina Ricci) tanzt nicht nur gerne mit diversen Verehrern auf den örtlichen Abendveranstaltungen, sie versteht es auch, ihren Eltern (Kristine Nielsen, David Strathairn) auf der Nase herumzutanzen. Zelda ist wild, unangepasst und damit eine Herausforderung für den Richter und seine Frau. Dann lernt Zelda den jungen Soldaten Scott Fitzgerald (David Hoflin) kennen. Könnte er ihre Chance auf ein abenteuerliches Leben weit ab von Montgomery sein?

„Z: The Beginning of Everything” begleitet Zelda und Scott von ihrem Kennenlernen 1918 über die schmucklose Hochzeit 1920 bis zu späteren Versuchen, die Ehe zu retten. In dieser kurzen Zeit erlebt Scott durch die Veröffentlichung seines ersten Romans „Diesseits vom Paradies“ einen großen Erfolg. Seine stattlichen Einnahmen aus den Verkäufen fließen in den extravaganten Lebensstil der Fitzgeralds: Partys, Alkohol und teure Kleidung verschlingen fast alles. Schließlich ziehen die beiden sich in ein Ferienhaus am Meer zurück, damit Scott sich dem Schreiben widmen kann und die Rechnungen ihnen nicht mehr über den Kopf wachsen. Doch auch das Leben hier bietet Herausforderungen.

Scott, der Unsympath?

Schon der Titel macht klar, dass sich die Serie auf Zelda fokussiert. Christina Ricci erlaubt es dem Publikum, jede von Zeldas Emotionen mitzuverfolgen und spielt sehr überzeugend. Allerdings fällt es manchmal schwer, der Schauspielerin von Mitte dreißig die blutjunge, achtzehnjährige Zelda abzukaufen. In einigen Kritiken wird David Hoflins Darstellung des Scott im Vergleich zu Christina Ricci als blass beschrieben. Persönlich fand ich ihn jedoch überzeugend unsympathisch.

Die Sympathien sind nämlich durch den Fokus der Serie klar verteilt. Schon Scotts Version einer Hochzeitsfeier überrumpelt Zelda und es wird deutlich, dass die Ehe kein Zuckerschlecken werden kann. Aus Zeldas Tagebüchern und Briefen klaubt Scott sich ungefragt Formulierungen zusammen, um seine eigenen Texte zu verbessern. Immer öfter wird er außerdem gewalttätig und seine Exzesse belasten die Beziehung zu Zelda. Hinzu kommen Zeldas Schwierigkeiten, sich als Mädchen vom Lande an das New Yorker Leben der High Society anzupassen, und ihr Wunsch danach, eine eigene Karriere zu verfolgen.

Mit dieser Darstellung gelingt es der Serie, den großen Schriftsteller Scott Fitzgerald ein Stückchen zu entthronisieren. Ob diese Darstellung der Beziehung komplett der Wahrheit entspricht, muss offen bleiben. Fakt ist, dass Scott gerne und viel trank und Zelda zunehmend psychische Probleme hatte. Einige Biografen vermuten aber, dass Zelda Scott aus Eifersucht auch zum Trinken ermutigte.

The Roaring 20s

„Z: The Beginning of Everything” zeichnet auch ein Portrait der aufregenden frühen 1920er Jahre, in denen Jazzmusik, Kurzhaarfrisuren und kurze Röcke die Welt eroberten. Zelda Fitzgerald gilt als ein Beispiel par excellence für das neue Frauenbild des Flappers: Sie feierte ausgelassene Partys und kümmerte sich wenig um gute Manieren. Dass sie dieses Leben teilweise aber auch belastete, deutet zumindest die Serie an.

Zwar hatte Amazon ursprünglich angekündigt, die Serie nach den zehn Folgen der ersten Staffel fortsetzen zu wollen, doch diese Pläne wurden bald revidiert. Das ist schade, denn die Serie ist gut erzählt und macht Lust darauf, mehr über die Fitzgeralds zu erfahren. Wer weiteres zu den beiden wissen möchte, muss sich an die Romanvorlage „Z: A Novel of Zelda Fitzgerald“ von Therese Anne Fowler, diverse Biografien oder die Romane und Kurzgeschichten der Fitzgeralds selbst halten.

Z: The Beginning of Everything. Regie: Mike Barker u.a. Drehbuch: Dawn Prestwich, Nicole Yorkin u.a. Mit Christina Ricci, David Hoflin, David Strathairn u.a. Amazon. USA. 2017. FSK 6.

[tds_note]Ein Beitrag zur Themenwoche #1920erlesen. Hier findet ihr alle Beiträge.[/tds_note]

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Bilder: Amazon Studios

Illustration: Satzhüterin Pia

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