Woher kommt Rassismus und was kann man gegen ihn tun?

von | 18.10.2021 | Buchpranger, Sach- und Fachbücher

In dem Buch „Schlacht der Identitäten“ von Hamed Abdel-Samad, das 2021 beim dtv-Verlag erschienen ist, begibt sich der Autor auf die Suche nach den Ursprüngen und Auslösern von Rassismus und versucht herauszufinden, wie man gegen ihn vorgehen kann. Geschichtenerzähler Adrian hat durch diese Suche erkannt, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben.

Laut Autor Hamed Abdel-Samad entspringt Rassismus aus dem uralten Kampf Wir gegen die. Zugrunde liegt diesem Kampf ebenso ein ursprüngliches Gefühl, nämlich die Angst. War es für unsere urzeitlichen Vorfahren noch die allgemeine Angst ums Überleben, kamen über die Jahrhunderte und Jahrtausende immer mehr Ängste hinzu, die sich in zwei Oberthemen aufteilen lassen: die Angst vor sozialer Isolation und vor mangelnden Ressourcen. Setzt die Angst vor sozialer Isolation bei einem schwindenden Zugehörigkeitsgefühl an, geht es bei mangelnden Ressourcen um Besitzansprüche.

Somit können, so Abdel-Samad, der Hass auf andere und der daraus entspringende Rassismus viele Faktoren haben. Angst um Arbeitsstellen, das Gefühl, dass sich die Gesellschaft in eine Richtung entwickelt, in der man nicht mehr mitkommt, da es einem zu schnell geht oder Angst um fehlende Sicherheit. Ob diese Ängste nun rational oder irrational sind, spielt eine untergeordnete Rolle. Jedoch spielte es eine große Rolle, wie die Gesellschaft auf diese Ängste reagiert. Ablehnung und Abstrafung führen schnell dazu, dass sich die betroffene Person voller Schuldgefühle und Demütigungen von allen denen abwendet, die ihre Ängste nicht ernst nehmen. In Folge dessen suchen sie dann Zusammenhalt bei Menschen, bei denen sie Anschluss und Verständnis findet.

Und so nähert sich der Kampf Wir gegen die ständig weiter an jenen, die Angst haben, mit Schuld beladen und gedemütigt werden.

Warum dieses Buch?

Abdel-Samad will mit seinem Buch die Stolpersteine im Kampf gegen Rassismus und Ausgrenzung aufzeigen und an die Empathie seiner Leser und Leserinnen appellieren. Seine Thesen sollen neue Blickwinkel eröffnen, um nicht nur die eine, sondern alle Seiten zu verstehen, die von diesem Kampf betroffen sind. Zudem versucht er, Lösungswege aufzuzeigen, wie es besser gehen könnte und ruft dazu auf, dass jede/r sich mit ihren/seinen eigenen Gedanken und Erfahrungen mit dem Thema Rassismus auseinandersetzt. Rassismus ist keine Einbahnstraße, die immer nur von einer Seite ausgeht und es ist wichtig, erst vor seiner eigenen Tür zu kehren, bevor man sich über andere beschwert.

20 Thesen für ein besseres Verständnis

Um die Lesenden immer weiter an das Thema Rassismus und seine Auswirkungen heranzuführen, ist das Buch „Schlacht der Identitäten“ in 20 Thesen aufgeteilt. Dabei beschäftigen sich die ersten 15 mit den Gründen und Arten von Rassismus, ebenso wie scheinbaren Irrtümern. Stück für Stück führt Hamed Abdel-Samad durch die Geschichte und präsentiert nachvollziehbar, wo Rassismus seinen Ursprung hat, bis hin in unsere heutige Zeit.

In den letzten fünf Thesen will Abdel-Samad Lösungswege aufzeigen, wie der Weg hin zu einer emphatischeren Gesellschaft funktionierten könnte. Auch wenn diese viel Arbeit bedeuten – wie einfach diese Lösungswege teilweise klingen mögen – bedarf ihre Umsetzung eines Fundaments aus allgemeiner Anteilnahme und dem Willen etwas zu ändern.

Hoffnung

Das Buch „Schlacht der Identitäten“ gibt einen vielseitigen Überblick über die Geschichte und die Auswirkungen von Rassismus und zeigt gleichzeitig Lösungswege, die mit etwas Anstrengung und Zugewandtheit eines Tages Früchte tragen könnten.

Ich spreche deshalb eine unbedingte Empfehlung für dieses Buch aus. Sei es für jene, die selbst Rassismus erfahren haben, die, die glauben, die Anderen wären an allem schuld, aber auch für all die Menschen, die denken, dass sie keine Rassisten wären. Dieses Buch regt zum Nachdenken an, wenn man sich darauf einlässt und das sollte man unbedingt.

Schlacht der Identitäten; 20 Thesen zum Rassismus – und wie wir ihm die Macht nehmen. Hamed Abdel-Samad. dtv-Verlag. 2021.

Adrian Ziebarth

Adrian Ziebarth

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