„Glas Wen, Goya oder tsundoku“: Habt ihr eines dieser Wörter schon mal gehört? Wahrscheinlich eher nicht. Noch nicht. Geschichtenzeichnerin Celina geht diesen und einigen weiteren unbekannten Worten im Buch „Lost In Translation“ von Ella Frances Sanders nach.
„Commuovere – Vollkommen ergriffen sein“
Die Idee, sich auf andere Sprachen zu beziehen, um besondere Eindrücke oder Gefühle zum Ausdruck zu bringen, ist bemerkenswert und wurde im 112-seitigen Buch „Lost In Translation“ umgesetzt. In allen Ländern und Kulturen gibt es einige Begrifflichkeiten, die einzigartig sind und Aspekte benennen, für die es in der eigenen Sprache keinen Ausdruck gibt. Beispielsweise das Substantiv „Kaapshljmurslis“ aus dem Lettischen, welches „das unangenehme Gefühl beschreibt, in überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln eingequetscht zu sein.“ Jeder kennt diese Situation und nun kann man, mittels der lettischen Sprache, diesem Gefühl einen Namen geben.
Sogar recht kulturspezifische Wörter, die etwas benennen, woran man vorher nicht gedacht hätte, sind im Buch zu finden. Zum Beispiel das finnische Wort „poronkusema“, welches „die Entfernung, die ein Rentier bequem zurücklegen kann, bevor es eine Pause braucht“ meint. Somit lernt man viele neue Worte und gleichzeitig kulturell geprägte Sichtweisen und Eigenheiten kennen. Selbst das mir fremde, deutsche Wort „Drachenfutter“ kommt vor. Kennt ihr die Bedeutung dieses Wortes?
Jugaad vs. Kabelsalat
„Lost In Translation“ kann „mit einfachsten Mitteln unter kreativem Einsatz eine Menge auf die Beine stellen“ (jugaad). Nicht nur das kreative Konzept dieses Buches, sondern auch die feinen Illustrationen zeigen, wie individuell das Buch von Ella Frances Sanders ist.
Die schönen, relativ schlicht wirkenden Illustrationen, sind nicht zu überladen und geben zusätzlich jedem Wort einen bildlichen Ausdruck. Dennoch lassen sich zwei Makel im Buch finden. Zum einen ist teilweise Design und Aufbau der Seiten ungünstig gewählt. Die geschwungene Schreibschrift, die auf jeder rechten Seite die Wörter kurz übersetzt beziehungsweise erklärt, ist schwer lesbar. Ebenfalls ist die Bild-Schrift-Kombination teils unpassend gesetzt, was beim Lesen ein Hindernis ist und als metaphorischer Kabelsalat gesehen werden kann. Hingegen sind die zusätzlichen Anmerkungen auf der linken Seite sehr leserlich.
Hinzu kommt, dass mir persönlich die Hinweise gefehlt haben, wie ich die Worte richtig ausspreche. Gerade bei Wörtern mit unbekannten Buchstaben, wie „mångata“, ist es besonders schwierig, sich die Aussprache selbst zurechtzulegen. Ebenso ist die konkrete Schreibweise nicht erkennbar, da alle Wörter einheitlich in Großbuchsarben geschrieben sind. Normalerweise habe ich daran nichts auszusetzen, aber in diesem Fall verhindert es eine korrekte Zuordnung, ob die Wörter in ihrer Sprache eigentlich mit erstem Buchstaben groß oder klein geschrieben werden.
„Komorebi – Das Sonnenlicht, das durch die Blätter von Bäumen schimmert“
In jedem Fall macht es Spaß, sich mit diesem Buch auseinanderzusetzen und selbst die Worte sowie deren Bedeutungen zu erkunden. Das Buch erhellt die Sicht auf jene Wörter, die einem bisher nicht präsent waren.
Lost In Translation – Unübersetzbare Wörter aus der ganzen Welt. Autorin und Illustratorin: Ella Frances Sanders. Übersetzerin: Marion Herbert. Dumont. 2017.
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