Wie würdest du dich entscheiden?

von | 24.10.2022 | #Todesstadt, Auditorium, Specials

Bei „Hörgefühlt“ handelt es sich um ein kostenloses interaktives Hörabenteuer. Es ist ein Prequel zum neuen Thriller „Das Letzte, was du hörst“ von Andreas Winkelmann und soll die Leserinnen und Leser neugierig machen. Seitentänzerin Michelle-Denise hat sich auf das Abenteuer eingelassen.

„Hörgefühlt“ ist über die Website hoergefuehlt.de zu erreichen. Die Seite ist durch schwarze und rote Töne in einer dunklen und bedrohlich wirkenden Farbgebung gehalten. Auf der rechten Seite erblickt man die leicht beleuchtete Silhouette einer blonden Frau, bei der es sich um die Protagonistin des Hörabenteuers handeln könnte. Das Gesamtbild erzeugt direkt eine düstere Stimmung und passt gut zum Design des Buchcovers.

Die Website offenbart drei Auswahlmöglichkeiten „Hörgefühlt“ zu spielen: Auf einem Smart Speaker (Amazon Echo oder Google Home), auf dem Handy (Amazon Alexa App) oder direkt im Browser (ohne Sprachsteuerung). Ich habe mich für den Browser entschieden, da ich sowieso am Laptop saß und direkt loslegen wollte. Das Abenteuer konnte beginnen …

Persönlicher Einfluss auf die Geschichte

Zunächst hörte ich einen kleinen Ausschnitt des fiktiven Podcasts „Hörgefühlt“ von Marc Maria Hagen. Er erklärte, dass es in seinem Podcast nicht um Ratschläge gehen würde, sondern vielmehr um die Sensibilisierung des Hörfühlens. Was das genau sein soll, wurde mir hier (und leider auch am Ende) jedoch noch nicht klar. Anschließend führte im weiteren Verlauf eine Erzählerin durch das Abenteuer. Die Handlungen wurden wie in einem Hörspiel durch die Erzählerin sowie durch Dialoge der Charaktere dargestellt. Einziger Unterschied zum klassischen Hörspiel ist hier jedoch, dass ich als Spielerin die Rolle der Protagonistin Anne einnahm, die sich als Fan des zu Beginn gehörten Podcasts herausstellte. Es lag an mir, in ihrem Sinne Entscheidungen zu treffen. Diese Entscheidungen fügten sich in unterschiedliche Abschnitte der Geschichte ein. Ob beim Streit mit ihrem Freund, in Telefonaten mit Bekannten oder in bedrohlichen Situationen – ich hatte durch Anklicken von Optionen zu entscheiden, wie Anne agieren oder reagieren würde.

Ein polarisierender Podcast(er)

Bereits nach wenigen Minuten wurde deutlich, dass der Podcast „Hörgefühlt“ konfliktbelastet ist. Sowohl Anne als auch andere weibliche Charaktere schwärmten unentwegt von dem Podcaster Marc Maria Hagen. Sogar im „Hörgefühlt“-Forum tauschten sich die Hörerinnen über den Podcast und den Mann mit der warmen charismatischen Stimme aus. Das dies bei den Lebensgefährten auf Unverständnis stoßen würde, wurde schnell deutlich. Bereits nach wenigen Minuten hatte ich zu entscheiden, ob Anne in einem Streit mit ihrem Freund über den Podcast(er) ruhig reagieren oder sticheln würde. Ich entschied mich für eine ruhige Reaktion. Aber egal wie ruhig und sachlich ich mich durch die verschiedensten Konflikt- und Gefahrensituationen zu winden versuchte, ich konnte nicht verhindern, dass die Geschichte weiter an Fahrt aufnahm.

Die Wende im Spielverhalten

Ein gewonnenes Gewinnspiel ermöglichte Anne einen Platz für ein Coachingwochenende bei keinem geringeren als ihrem Lieblingspodcaster Hagen. Die Euphorie meines Charakters schwand bereits nach kurzer Zeit, als Hagen mit Anne und den anderen Teilnehmern des Workshops psychologische Spiele begann, um ihnen den Spiegel der Gesellschaft vor Augen zu halten. Um welche Spiele es ging, möchte ich an dieser Stelle nicht genauer eingehen, denn das würde nicht nur den Überraschungseffekt nehmen, sondern womöglich auch die Antworten beim eigenen Spiel beeinflussen. Der Podcaster wurde meiner Rolle, genauso wie mir selbst, immer unheimlicher und unsympathischer. Der erste Tag des Coachings war für mich die Wende. Während ich mir zu Beginn zwar auch Gedanken gemacht hatte, wie ich handeln würde, war ich jedoch nicht vollends in die Geschichte eingetaucht. Ab diesem Zeitpunkt begann das interaktive Hörabenteuer aber spannend zu werden und meine Auswahl war nicht mehr halbherzig, sondern wohldurchdacht. Ich wollte unbedingt die richtige Entscheidung treffen und Hagen die Stirn bieten.

Einfach überleben wollen

Nach einer Weile befand ich mich allein im düsteren Wald und wurde von einer dunkel gekleideten Gestalt verfolgt. Ich fürchtete, dass Anne etwas zustoßen könnte, und versuchte, geschickt Wege zu finden, um sie aus der Situation zu retten. In den letzten Minuten habe ich es geschafft. Hätte ich es durch andere Entscheidungen auch unbeschadet mit Anne durch das Hörabenteuer geschafft? Ich bin mir nicht sicher. Nachdem ich „Hörgefühlt“ gespielt hatte, habe ich meinen Freund dazu animiert, auch sein Glück zu versuchen. Teilweise traf er andere Entscheidungen als ich, die jedoch durch leichte Wendungen in die gleichen Situationen mündeten, die ich zuvor erlebte. Im entscheidenden letzten Abschnitt entschied er sich jedoch wie ich. Ihm war es wohl auch wichtiger, das Abenteuer einfach zu überleben, als mit der mysteriösen Gestalt, die Anne durchweg zu verfolgen schien, in Kontakt zu treten. Womöglich könnte die Geschichte ein anderes Ende nehmen, als ich es erlebt habe. Vielleicht aber auch nicht. Probiert es gerne selbst aus und versucht euer Glück.

Martina und Roya

„Hörgefühlt“ dauert ca. 30 Minuten. Diese Zeitangabe hängt jedoch auch davon ab, wie lange man überlegt, bis man die einzelnen Entscheidungen trifft. Mir hat es wirklich Spaß gemacht mich durch die Handlungen zu bewegen und Einfluss auf den Verlauf der Geschichte nehmen zu können. Mit der Vorgeschichte zu „Das Letzte, was du hörst“ verstärkt Andreas Winkelmann die Neugier auf den neuen Thriller ungemein. Man lernt bereits zwei Charaktere kennen, die neben Marc Maria Hagen eine große Rolle im Roman spielen könnten, nämlich Martina und Roya. Die beiden Frauen sind meinem Charakter Anne in unterschiedlichen Situationen begegnet und sorgten stets für Spannung und Dramatik. Ihre Geschichte scheint noch lange nicht auserzählt zu sein.

Gelungene Besetzung der Sprecherinnen und Sprecher

Lisa Cardinale, die als Erzählerin und Stimme von Anne fungiert, führt die Hörerinnen und Hörer dynamisch durch das Hörabenteuer und überzeugt durch ihre angenehme Stimmfarbe. Besonders hervorzuheben ist jedoch auch die Sprecherrolle von Charles Rettinghaus als Marc Maria Hagen. Hätte ich zunächst nur die Beschreibung der Stimme des Podcasters gelesen, hätte ich mir diese genauso sanft und charismatisch vorgestellt wie sie hier durch Rettinghaus besetzt wurde. Als Special Guest dieses Hörspiels tritt sogar Andreas Winkelmann in Erscheinung. Welche Rolle er dabei übernimmt, sei an dieser Stelle nicht verraten.

Im Nachhinein ärgere ich mich schon ein bisschen, dass ich mich für die Printausgabe und nicht für das Hörbuch von „Das Letzte, was du hörst“, dem Thriller, der thematisch an das Prequel „Hörgefühlt“ anbindet, entschieden habe, denn gerade bei der Thematik Podcast hätte es sich angeboten, akustisch in die Geschichte einzutauchen. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf den neuen Bestseller und werde in Kürze hier darüber berichten, wie die Geschichte um „Hörgefühlt“ weitergeht.

Hoergefuehlt.de. SprecherInnen: Lisa Cardinale, Charles Rettinghaus, Andreas Winkelmann u.a. Rowohlt. 2022.

[tds_note]Ein Beitrag zur Todesstadt. Hier findet ihr alle Beiträge.[/tds_note]

Michelle-Denise Oerding

Michelle-Denise Oerding

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