Warum ich Kinderbücher liebe

von | 08.06.2017 | #litkinder, Buchpranger, Kinder- und Jugendbücher, Specials

Hallo. Mein Name ist Sandra. Seit fast fünf Jahren blogge ich schon auf www.buechernische-blog.de über Literatur und Kreativität. Ich liebe schön gestaltete Illustrationen, gut geschriebene Geschichten und spannende Abenteuer.

Kinderbücher und ich – das ist eine lebenslange, sehr vielschichtige Verbindung inniger Zuneigung zwischen bunten Buchwelten und einem Menschen, der schon immer ein Auge für Farben, ästhetische Komposition und fantastische, spannende, bunte Geschichten hatte. Der Ursprung meiner Liebe zu Büchern, Kunst und Fotografie ist in den ersten Jahren meiner Kindheit zu finden, als ich meine ersten Worte lesen konnte und meine Nase Tag für Tag lieber zwischen die Seiten steckte, als draußen mit anderen Kindern zu spielen.

Wir springen zurück, zu einem Abend des Jahres 1987. Schlafenszeit. Das Licht ist aus. Ich liege unter der Bettdecke und warte. Links neben dem Bett steht ein langes Regal mit Büchern und Kuscheltieren. Nachdem es draußen vor der Zimmertür still geworden ist, hole ich eines der Bücher aus dem Regal und krabbele mit einer Taschenlampe in der Hand unter die Bettdecke. Der goldene Lichtkegel beleuchtet die Fotografien und Illustrationen von Lena Anderson in „Linnéa im Garten des Malers“, geschrieben von Christina Björk.

Mit diesem Buch begannen die Keime meiner Liebe zu Kinderbüchern zu treiben und sind bis heute tief in meinem Leben verwurzelt. Dieses wunderschöne Buch mit all seinen farbenfrohen Zeichnungen und Fotografien schildert die Begeisterung eines kleinen, französischen Mädchens namens Linnéa, das sich genau wie ihr pensionierter Nachbar Blümle sehr für Blumen und Malerei interessiert. Eines Tages machen sich die beiden gemeinsam auf den Weg zum Haus Claude Monéts in der Nähe von Paris. Linnéa möchte nur allzu gern den wunderschönen Garten mit seinem Seerosenteich sehen, der auch als Vorlage für eines der bekanntesten Gemälde dieses berühmten Impressionisten diente. Mit diesem Buch entbrannte nicht nur meine Leidenschaft für Bücher; „Linnéa im Garten des Malers“ legte zugleich den Grundstein für meine Liebe zur Fotografie und Kunst.

Klassiker meiner Kindheit

Nachdem ich Feuer für Literatur gefangen hatte, gab es kein Halten mehr. Zu Weihnachten schenkte mir mein Papa Erich Kästners „Das doppelte Lottchen“ und „Emil & die Detektive“, welche ich mit viel Begeisterung las. Oft träumte ich sogar davon, mit Emil gemeinsam auf eine abenteuerliche Verfolgungsjagd zu gehen. Parole Emil!

Besonders intensiv blieb mir in den darauffolgenden Jahren „Ronja Räubertochter“ im Gedächtnis, das mehr als einmal für reichlich Gänsehaut sorgte. Ich hatte nämlich schon immer ein Händchen dafür, mich in Geschichten intensiv hineinzudenken. Astrid Lindgren gehört ebenso wie Michael Ende bis heute zu meinen liebsten Kinderbuchautoren. Wie sehr liebte ich die Abenteuer im Mattiswald. Abend für Abend schlich ich vorsichtig zwischen Graugnomen und Wilddruden durch die Dunkelheit und war so von der Atmosphäre der Geschichte fasziniert, dass ich alles um mich herum vergaß. Abenteuerliche, gruselige Geschichten hatten es mir angetan, denn ein paar Jahre später las ich mit viel Begeisterung Otfried Preußlers „Krabat“ und erinnere mich noch gut daran, dass ich dank meines regen Kopfkinos sogar Albträume bekommen habe.

Der Funke springt über

All meine Kinderbuchlieblinge, zu welchen ich auch Michael Endes „Die unendliche Geschichte“ zähle, stehen auch heute noch in meinem Regal. Seit ich selbst Mama bin, teile ich meine Liebe für Kinderbücher mit meinen Sprösslingen und freue mich immer sehr, wenn ich sie in ihren Zimmern statt mit Smartphone oder Nintendo mit einem Buch in der Hand auf dem Bett sitzen sehe. Erst letzte Woche hat meine große Tochter unser kleines Nesthäkchen in die Stadtbibliothek mitgenommen und kehrte einige Stunden später mit zahlreichen Büchern im Gepäck nach Hause zurück. Ganz besonders mag mein Sohn im Moment interaktiven Lesestoff wie zum Beispiel die Tiptoi-Bücher. Wenn er mit Stift und Buch ganz versunken in seinem Zimmer sitzt und aufmerksam lauscht, geht mir das Herz auf. Eleon liebt es sehr, wenn ich ihm abends vorlese und freut sich schon darauf, ab Sommer diesen Jahres endlich selbst all die Bücher lesen zu können, die in seinem gut gefüllten Bücherregal stehen oder im Wohnzimmer in Mamas Bibliothek stehen.
Dort gibt es wirklich reichlich zu entdecken. Rund 650 Bücher warten darauf, ihre Geschichten preis zu geben und für spannende, abenteuerliche, lustige, bewegende und atemlose Lesezeit zu sorgen, darunter auch viele, neue Kinderbuchschätze, die ich in den letzten Jahren entdeckt und lieben gelernt habe.

Zeitlos

Ein absolutes Highlight für Kinderbuchliebhaber im Allgemeinen und Bilderbuchfreunde im Besonderen sind die literarisch wie künstlerisch gleichermaßen faszinierenden Werke des Hamburger Illustrators Torben Kuhlmann. Seit das sympathische Nordlicht vor drei Jahren mit „Lindbergh“ die zauberhafte Geschichte einer kleinen fliegenden Maus mit seinen magischen Bildern erzählte, bin ich völlig verliebt in seinen Stil. Detailreichtum, Farben und Komposition seiner Bilder faszinieren mich sehr und ich freue mich jedes Mal aufs Neue, wenn ein Buch von ihm erscheint – so geschehen in den darauffolgenden Jahren, als „Maulwurfstadt“ und „Armstrong“ publiziert wurden. Ich bin sehr gespannt, was Torben Kuhlmann als nächstes mit seinen kreativen Händen erschaffen wird.

Ein weiterer all-time-favourite und Kinderbuchklassiker, den ich bereits in meiner Kindheit sehr liebte, ist „Der geheime Garten“ von Frances Hodgson Burnett. In den letzten Jahrzehnten erschienen unzählige Neuauflagen dieses bekannten Kinderbuchs, doch eine Ausgabe hat es mir ganz besonders angetan. Sie wurde von Inga Moore illustriert und erschien vor drei Jahren im Urachhaus Verlag. Die traumhaften Zeichnungen der britischen Illustratorin verleihen der vor fast 100 Jahren erstmals veröffentlichten Geschichte ihren ganz besonderen, zeitlosen Charme. Ich könnte stundenlang bei einer leckeren Tasse Tee im Sessel sitzen und in diesem herrlichen Kinderklassiker schmökern.

Als Kind wollte ich mal eine Zeit lang Biologin werden und interessierte mich für alles, was schwamm, kroch, krabbelte und flog. So gesehen war es kein Wunder, dass ich mich vor einigen Jahren in Jacqueline Kellys zauberhaftes Kinderbuch „Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen“ verliebte. Schon allein das Cover hatte mich innerhalb von Sekunden verzaubert und so war ich nach dem Umblättern der letzten Seite überglücklich, dass mir auch die Geschichte zwischen den filigran gestalteten Buchdeckeln so wahnsinnig gut gefiel. Diese zauberhafte, kluge Story, die mittlerweile in einem zweiten Band namens „Calpurnias faszinierende Forschungen“ fortgeführt wurde, scheint immer noch ein Geheimtipp zu sein, daher meine unbedingte Empfehlung an jedes Kind und jeden jung gebliebenen Erwachsenen: Wenn ihr ein Faible für historische Settings, Naturwissenschaft und Botanik – und nicht zuletzt liebevoll gezeichnete Figuren habt – dann lest diese beiden Bücher. Ihr werdet sie lieben.

Last but not least möchte ich euch ein Schmuckstück vorstellen, an dem ich auf keinen Fall vorbeigehen konnte. Die Rede ist von J. K. Rowlings Harry Potter, genauer gesagt von den unglaublich schönen Schmuckausgaben, die in den letzten beiden Jahren erschienen sind. Band eins und zwei wanderten bereits vor Erscheinen in meinen Einkaufskorb, so dass ich sie jeweils pünktlich in der Hand hielt und völlig verzückt über die wundervollen Cover streichen konnte. Jim Kays Illustrationen machen aus der mittlerweile zum modernen Klassiker erklärten Kinderbuchreihe ein absolutes Highlight für jedes Bücherregal, zu dem wir mit Sicherheit mehr als nur einmal greifen werden. Ich wüsste keinen besseren Grund, um diese Reihe rund um einen der berühmtesten Zauberlehrlinge der Welt erneut zu lesen, und ihr? Dieses Jahr im Oktober erscheint mit „Der Gefangene von Askaban“ der dritte Band als illustrierte Buchperle und erneut werde ich verliebt jede einzelne Seite durchblättern. Ich freue mich sehr darauf.

Lesen kennt kein Alter

Egal wie jung oder alt man ist, lesen ist stets zeitlos. Es spielt keine Rolle, ob ich am Ende des Tages mit einem anspruchsvollen Roman, einem abenteuerlichen Kinderbuch oder einem Krimi im Sessel sitze, abschalte und meiner Fantasie freien Lauf lasse. Bücher sind wortgewaltige Welten voller Zauberei, in denen ich mich wohl fühle, mitleide oder vor Spannung beinahe platze. Sie sind Multiversen, die mich auf eine temporäre Reise mitnehmen und erst am Ende der letzten Seite wieder allmählich in den Alltag entlassen. Danke an alle kreativen Wortschöpfer, Tintenkleckser und Pinselschwinger für jede einzelne, farbenfrohe Leseminute.

Fotos: Sandra Zabel, www.buechernische-blog.de
Illustration: Buchstaplerin Maike

Ein Beitrag zum Projekt #litkinder. Hier findet ihr alle Beiträge.

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