Von der heißen Psychiaterin zur durchgeknallten Antiheldin

von | 14.11.2016 | Buchpranger, Graphic Novels, Comics, Manga

Die wohl derzeit beliebteste Antiheldin des DC-Universums ist keine geringere als Harley Quinn. Doch das war nicht immer so. Panini hat nun eine Anthologie herausgebracht, die von den Anfängen im Jahr 1992 bis in die Gegenwart Harley Quinns Werdegang schildert. Diesen Riesenband stellt Geschichtenzeichnerin Celina vor.

In der Anthologie wird ein Band oder eine Comicreihe, in der Harley mitwirkt, kurz vorgestellt und zeitlich eingeordnet. Dabei wird erläutert, worum es geht und wissenswerte Informationen zum Comic, den Autoren und Zeichnern geboten. Darauf folgt meist beispielhaft ein Auszug oder ein kurzes Einzelheft. Die Comics „Mad Love“, „Suicide Squad“ und „New Suicide Squad“ werden jedoch nur vorgestellt, ohne Beispiele aufzuzeigen.

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Harley Quinns Werdegang im Schnelldurchlauf

Autor Paul Dini und Zeichner Bruce Timm erschufen Harley Quinn in der Animationsserie „Batman-The Animated Series“, wo sie ab 1992 in einer Nebenrolle als Jokers Gehilfin zu sehen war. Der erste, mit dem Eisner Award ausgezeichnete, 63-seitige Harley Quinn-Comic „Mad love“ erschien 1994. In diesem wird ihre Herkunftsgeschichte erzählt, wie die Psychologin Dr. Harleen Frances Quinzels sich im Arkham Asylum in ihren Klienten, den Joker, verliebt und zur verrückten Harley Quinn wird. Ihr erstes Debüt in einem Batman-Comic hatte sie im One-Shot „Batman: Harley Quinn“ (Autor: Paul Dini, Zeichner: Yvel Guichet, 1999).

Schon in diesen Anfängen trug Harley ihr rot-schwarzes Harlekinkostüm, hatte eine recht lässige Art zu reden und war in „Pupsie“ alias den Joker hochgradig verknallt. Bereits hier wurde diese Liebe vom Joker nicht erwidert. Ebenso ist schon die Freundschaftsschließung mit Poison Ivy dargestellt. Langsam entwickelt sich Harley zur beständigen Figur des DC-Universums. Sowohl Storys als auch Illustrationsstile werden weiterentwickelt, wie in „Harley und Ivy: Liebe macht Diebe“ (Autor: Judd Winick, Zeichner: Joe Chiodo, 2001), welcher kunstvoll wirkt sowie mit leicht versetzten Ansichten spielt, zu sehen ist.

Ihre erste Solo-Comicserie startete Ende 2000 und schloss mit 38 Ausgaben 2004 ab. Überwiegend wird sie als wahnsinnige Kriminelle dargestellt, jedoch am Ende der Serie erkennt sie, dass sie Hilfe braucht und sich ins Arkham Asylum einweisen lässt. Dies ist ein erster Umbruch, der sie von der Schurkin zur Antiheldin leiten wird. Zwischenzeitlich kommt 2002 Harley mit Ivy nach Metropolis und erhält somit auch Einzug in die Superman-Comics. Weiterhin hat sie es in ihrer Laufbahn mit diversen Widersachern des DC-Universums zu tun.

Neben Ivy und dem Joker auch mit Scarface, Bizzaro (böse Kopie von Superman), Riddler, Deadshot und anderen. Ebenfalls wird Harley in der laufenden Solo-Comicreihe „Harley Quinn“ (2014) vom Autorenpaar Amanda Conner und Jimmy Palmiotti aufgegriffen, die vom Bücherstadt Kurier schon mehrfach rezensiert wurde. Diese ist nicht nur humorvoller angelegt, sondern zeigt Harley als selbstständige Antiheldin. In der Anthologie werden die Einzelhefte „Qual der Wahl“ (Band 1) und „Harley Quinn: Besuch auf der San Diago Comic-Con“ (Band 3) präsentiert.

Suicide Squad

Bereits seit 1959 wurde das bekannte Antihelden-Team, das Suicide Squad, aufgebaut. Hier tritt Harley Quinn als dominante Figur in Erscheinung. Dieses Team wurde bis heute in vielerlei Comics weiterentwickelt. In „New Suicide Squad“ gehören 2015 dem Team an: Harley Quinn, Deadshot (Meisterschütze Floyd Lawton), Black Manta (Aquamans Erzfeid), Captain Boomerang und Reverse-Flash (Feinde von Flash), Cheeth (Wonder Womans Feindin), Parasit alias El Diablo (Supermans Widersacher) sowie die Tochter des Jokers, wobei es sich nicht um ein leibliches Kind, sondern um einen wahnsinnigen Groupie des Clownprinzen handelt.

Auf der letzten Seite der Anthologie wird auf den vor kurzem erschienenen Film „Suicide Squad“ eingegangen, in dem Margot Robbie Harley Quinn spielt. Bestätigen kann man, dass wie es heißt eine „[…] DC-Verfilmung, die auf übertriebene Gewalt und krassen Humor setzt“ geboten wird. Jedoch wird nicht genau verdeutlicht, dass hier eine veränderte Harley Quinn gezeigt wird, als sie in den Comics zu finden ist.

Diese Harley verhält sich eigennütziger und hat einen lasziveren Charakter. Sie trägt viel Schmuck, glitzert und statt schwarz-rotem Stil trägt sie nun alles in blau-pink. Es scheint, dass sie hier konformer und püppchenhafter inszeniert wurde, damit sie für ein breites Publikum ansprechender ist. Allerdings muss man auch sagen, dass Margot Robbie eine sehr gute Wahl zur Verkörperung von Harley Quinn ist. Zum Reinschauen hier der Suicide Squad – Trailer 1:

Zudem sollte noch erwähnt sein, was nicht in der Anthologie angesprochen wird: Der Film fiel dem Schnitt zum Opfer. Es kam zum Wegfall von Szenen, wodurch Harley Quinns Beziehung zum Joker in ein anderes Licht gerückt wird. In der jetzigen, harmloseren Filmvariante werden Harley und der Joker fälschlicher Weise als Traumpaar dargestellt, in dem er sie sogar retten möchte. Er ist nicht mehr dieser skrupellose Charakter, der Harley schlägt und ihre Liebe nicht erwidert. So wird ein über Jahre in den Comics aufgebauter Runing-Gag zwischen Harley und dem Joker zunichte gemacht.

Harley in Animationsfilmen und Videospielen

Diese Kategorien werden im Buch nur angeschnitten, obwohl, wenn man Anthologien als Sammlungen von Darstellungsformen jeglicher Art versteht, diese nicht minder in Betracht gezogen werden sollten. Vielleicht ist dies aber nur ein Platzproblem.

Der Animationsfilm „Batman Assault on Arkham (2014)“ sollte aber auf jeden Fall noch genannt sein. Auch in ihm beschreitet das Suicide Squad, in dem Harley eingebunden ist, wieder eine Mission. Wie im gleichnamigen Film wird das Team von Amanda Waller geleitet. Sie hält die Schurken durch Sprengstoff in Schach, das an jedem Hals der Teammitglieder befestigt ist. Hier tritt Harley mit blonden Zöpfen in Erscheinung, behält aber ihr Clownskostüm an. Weiterhin sind die Batman-Spiele „Batman: Arkham Asylum“, „Batman: Arkham City“ und „Batman: Arkham Knight“ zu erwähnen. In diesen trägt Harley wieder andere Kostüme, wie das der sexy Krankenschwester. Allerdings wird hier die alte Harley, die unsterblich in den Joker verliebte Schurkin, präsentiert.

Fazit und Ausblick

bk_superheldAn sich bietet die Anthologie einen guten Überblick über Harley Quinn. Neueinsteiger wie auch Harley-Fans werden daran ihren Spaß haben. Denn sie bietet einerseits einen Einstieg und ersten Einblick in den Charakter, und liefert andererseits Informationen, die neu oder nicht so bekannt sind. Schade ist, dass Auszüge aus manchen Comics fehlen. Dort einmal reinzugucken wäre schön gewesen. Zudem wurden Kategorien wie Animationsfilme und Videospiele außen vor gelassen. Darüber hätte ich gerne mehr erfahren.

Die Chancen stehen gut, dass Harley Quinn einen Solo-Film erhält. Dabei soll Margot Robbie sie nicht nur erneut verkörpern, sondern wird wohl ebenfalls mit ihrer Firma LuckyChap als Produzentin beteiligt sein.

Harley Quinn Anthologie. Autoren: Paul Dini, Judd Winick, Amanda Conner, Matt Kindt, Karl Kesel. Zeichner: Terry Dodson, Don Kramer, Ronnie Del Carmen, Joe Quinones. Übersetzung: Jörg Fassbender, Christian Heiss, Ralph Kruhm, Steve Kups, Alexander Rösch. Panini. 2016.

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