Vom mordenden Pflanzenmuffel zum Zimmerdschungelexperten?

by Bücherstädterin Kathrin

Foto: Bücher­städ­te­rin Kathrin

Wäre es nicht traum­haft, den eige­nen Zim­mer­dschun­gel immer wei­ter und wei­ter wach­sen zu las­sen und das prak­tisch für lau? Wie das geht, lest ihr in dem Buch „Plant it – Love it! Zim­mer­pflan­zen erfolg­reich tei­len“ von Caro Lang­ton und Rose Ray nach. Bücher­städ­te­rin Kath­rin – ehe­ma­li­ger Pflan­zen­muf­fel – hat das Buch ein­mal genauer unter die Lupe genom­men und auch gleich prak­tisch getestet.

Zunächst ein­mal möchte ich eine Beichte able­gen: Ich hatte nie einen grü­nen Dau­men. Pflan­zen schie­nen bei mir nie glück­lich zu sein. Sogar einen ver­meint­lich unkom­pli­zier­ten Kak­tus habe ich zugrunde gerich­tet. Er ist eines Tages mit Wur­zeln tot aus dem Topf gekippt – ein Trau­er­spiel, ich weiß, und der Grund dafür, warum ich mich vor Jah­ren dazu ent­schloss, keine wehr­lo­sen Zim­mer­pflan­zen mehr zu massakrieren.

Doch vor eini­ger Zeit über­kam mich dann der starke Wunsch nach ein wenig Grün in mei­nem beschei­de­nen Heim. Sollte ich es wirk­lich wagen, in wei­tere Opfer zu inves­tie­ren? Nun, einen letz­ten Ver­such werde ich star­ten, dachte ich mir. Wenn das nichts wird, dann war es das mit mir und den Zimmerpflanzen.

Tag 87 und noch kei­ner verstorben …

Nach mei­ner erfolg­rei­chen Pirsch und wohl­über­leg­ten Aus­wahl an neuem Grün­zeug läuft es ganz gut, denke ich. Was soll ich sagen? So etwas wie Tag 87 und noch kei­ner ver­stor­ben, trifft es wohl am bes­ten. Immer noch alles grün! Mitt­ler­weile bin ich opti­mis­tisch. Nennt mich ver­schro­ben und merk­wür­dig, aber meine Bin­dung zu den neuen Mit­be­woh­nern ist mit ihrem Nicht-Able­ben sehr gewach­sen und so haben einige Pflan­zen bei mir indi­vi­du­elle Namen bekom­men. Es gibt zum Bei­spiel die Glücks­fe­der (Zamio­cul­cas zamii­fo­lia) Chuck, meine Pepe­ro­mia Rain­drop heißt Udo, es gibt eine Mons­tera deli­ciosa namens Sully und eine kleine Berg­palme (Cha­mae­do­rea ele­gans) mit dem unfass­bar krea­ti­ven Namen Pal­mela. Und dies sind nur einige mei­ner neuen Grünlinge.

In mei­ner Zuver­sicht zie­hen immer wei­tere Pflan­zen bei mir ein und bis­her hat keine ein­zige das Zeit­li­che geseg­net. So über­lege ich nun, wie ich mei­nen ganz per­sön­li­chen Dschun­gel erwei­tern kann. Doch die teil­weise recht hohen Preise für neue Pflan­zen las­sen mich stirn­run­zelnd zurück. Was das wie­der kos­tet, denke ich mir. Warum also nicht mit dem Mate­rial arbei­ten, das schon zur Ver­fü­gung steht?

Bücher ver­mit­teln ja bekannt­lich Wis­sen und so rüste ich mich mit aller­hand Lek­türe aus, um auf den Ernst­fall vor­be­rei­tet zu sein. Einige Bücher sind hilf­reich, andere weni­ger. Ein groß­ar­ti­ges und beson­ders her­vor­zu­he­ben­des Buch, das mich von nun an im Pro­jekt Pflan­zen­ver­meh­rung unter­stüt­zen wird, stelle ich euch hier vor.

Plant it! Love it!

Und hier kommt das wun­der­volle Buch „Plant it – Love it!“ von Caro Lang­ton und Rose Ray ins Spiel. Die bei­den Autorin­nen wid­men den gesam­ten Inhalt der Ver­meh­rung von Zim­mer­pflan­zen. Wer an die­ser Stelle an kom­pli­zierte Bestäu­bung und der­glei­chen denkt, liegt falsch, denn es geht viel ein­fa­cher. Es wer­den zahl­rei­che Ver­fah­ren genau beschrie­ben und durch Bil­der unter­stützt, die selbst einen Neu­ling wie mich dazu ermun­tern, es ein­fach mal zu versuchen.

Wer hätte gedacht, dass es so viele Optio­nen gibt, zu Hause aus sei­nen bereits vor­han­de­nen Pflan­zen neue zu zie­hen? Die klas­si­sche Bewur­ze­lung in Sub­strat wie auch die Was­ser­be­wur­ze­lung kann je nach Pflanze auf ver­schie­denste Wei­sen durch­ge­führt wer­den. So besteht natür­lich die Mög­lich­keit, Steck­linge zu schnei­den. Je nach Pflan­zen­art sind zum Bei­spiel Kopf‑, Blattstiel‑, Blatt­ader- oder Blatt­stück­steck­linge mög­lich. Des Wei­te­ren las­sen sich man­che Pflan­zen ein­fach tei­len. Einige Pflan­zen pro­du­zie­ren auch ganz ohne unser Zutun Aus­läu­fer, Able­ger und Kin­del. Neben die­sen genann­ten Ver­fah­ren wer­den noch diverse wei­tere von den Autorin­nen erläu­tert und vorgestellt.

Was für Steck­linge? Hilfe! Wo genau soll ich jetzt das Mes­ser ansetzen?

Das klingt aber kom­pli­ziert, wird hier bestimmt der eine oder andere den­ken. Aber keine Angst, hier gilt das Motto: Nicht gleich die Flinte oder bes­ser gesagt die Rosen­schere ins Korn wer­fen, denn alle Ver­fah­ren wer­den Schritt für Schritt genau erklärt. Zusätz­lich wer­den diese von Fotos beglei­tet, die deut­lich zei­gen, wie vor­ge­gan­gen wer­den sollte. Außer­dem gibt es eine sehr hilf­rei­che Pflan­zen­ver­meh­rungs­ta­belle, die die gän­gigs­ten Pflan­zen­ar­ten auf­lis­tet und die jewei­lige beste Form der Ver­meh­rung vor­schlägt. Des Wei­te­ren wer­den viele nütz­li­che Tipps zum Bei­spiel zu den bes­ten Gieß­me­tho­den gege­ben oder Anlei­tun­gen zu diver­sen DIY-Pro­jek­ten vor­ge­stellt. So muss man für einen selbst­be­wäs­sern­den Topf nicht etwa unnö­tig viel Geld aus­ge­ben, son­dern kann ihn mit eini­gen Mit­teln selbst bauen.

Auch auf Abfall­ver­mei­dung und Recy­cling wird ein­ge­gan­gen. Für einen guten Bewur­ze­lungs­start braucht es nicht immer che­mi­sche Mit­tel. Auch im Küchen­schrank las­sen sich Dinge fin­den, die den Pflänz­chen hel­fen kön­nen. Wuss­tet ihr zum Bei­spiel, dass Zimt ein ganz her­vor­ra­gen­der Wur­zel­be­schleu­ni­ger sein kann? Wie Zimt dabei genau ver­wen­det wird, wird eben­falls mit wei­te­ren Fotos ver­deut­licht, die das gesamte Buch und die Anlei­tun­gen aus­ge­zeich­net unterstützen.

Die Autorin­nen wis­sen, wovon sie spre­chen, denn sie füh­ren am Broad­way Mar­ket im Osten von Lon­don einen klei­nen Laden, in dem sie aller­lei exo­ti­sche Zim­mer­pflan­zen anbie­ten. Ich kann den bei­den defi­ni­tiv nur zustim­men, wenn sie sagen, dass ein Leben mit Grün zwei­fel­los ein bes­se­res sei. Die in die­sem Buch ver­wen­de­ten Tricks und Kniffe sind bereits von den bei­den erprobt und ver­fei­nert worden.

© Erika Rax­wor­thy (Fotos) aus: Plant it – love it!, Gers­ten­berg Ver­lag, 2019

Mach doch ein­fach malBis­he­rige Erfolge?!

Das Buch und vor allem seine Autorin­nen schaf­fen es, mich als ehe­ma­li­gen Pflan­zen­muf­fel zu moti­vie­ren, es ein­fach mal selbst zu ver­su­chen. Und genau das habe ich auch getan. Bis­her habe ich die ein­fachste der Metho­den – die Was­ser­be­wur­ze­lung – aus­ge­tes­tet und erziele damit erste Erfolge. Die Pflänz­chen sehen auch nach eini­gen Wochen noch frisch und leben­dig aus und zei­gen kleine Wür­zel­chen. Dies ist für einen unge­dul­di­gen Men­schen wie mich eine wun­der­bare Methode, denn durch das durch­sich­tige Scho­ko­creme­glas (dem dadurch eben­falls zu einem zwei­ten Leben ver­hol­fen wird) kann ich immer wie­der nach­schauen, ob meine Bemü­hun­gen Früchte tragen.

Das Kin­del einer Suk­ku­lente ist bereits deut­lich gewach­sen. Es hat im Sub­strat gewur­zelt (zumin­dest gehe ich sehr stark davon aus, da es inner­halb kür­zes­ter Zeit wie ver­rückt gewach­sen ist und nicht wie mein dama­li­ger Kak­tus – eine kurze Schwei­ge­mi­nute – wie­der aus dem Topf kippte), ebenso wie das Kin­del zweier Grün­li­lien, die sich bes­ter Gesund­heit erfreuen.

Der Beginn einer grü­nen Ära

In Zukunft werde ich wei­tere Ver­fah­ren aus die­sem Buch tes­ten, für die einige mei­ner Pflan­zen aber zu klein sind und noch etwas Zeit benö­ti­gen. Ebenso freue ich mich auf fort­ge­schrit­te­nere Tech­ni­ken wie das Abmoo­sen. Ich bli­cke mei­ner Zim­mer­pflan­zen­kar­riere posi­tiv ent­ge­gen – das wird der Beginn einer grü­nen Ära – und bin gespannt dar­auf, mei­nem Woh­nungs-Dschun­gel beim Wach­sen zuzu­se­hen. Die­ses wun­der­volle Buch wird mich mit sei­nen hilf­rei­chen Tipps und Tricks auf die­sem Weg defi­ni­tiv unter­stüt­zen – eine klare Emp­feh­lung für alle mit und auch ohne grü­nen Daumen.

Also ran an die Pflanze – ver­sucht es doch ein­fach mal selbst!

Plant it – Love it! Zim­mer­pflan­zen erfolg­reich tei­len und ver­meh­ren. Caro Lang­ton, Rose Ray. Aus dem Eng­li­schen von Anke Albrecht. Gers­ten­berg. 2019.

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