Die blutsaugenden Geschöpfe der Nacht erzählen in Anne Rices Meisterwerk „Interview mit einem Vampir“ ihre Geschichte. Geschrieben 1973 und erstmals veröffentlicht 1976, wurde dieser Roman bereits gleichnamig verfilmt. Im Carlsen-Verlag ist 2013 eine Graphic Novel mit dem Titel „Interview mit einem Vampir – Claudias Story“ erschienen. Es handelt sich hierbei weniger um eine Horrorgeschichte als um eine Inszenierung, bei der die Gefühlswelt der Vampire mit Themen wie Liebe, Trauer, Hoffnung, Schmerz und Zuneigung im Vordergrund steht. Geschichtenzeichnerin Celina hat Film und Graphic Novel gegenübergestellt.

Interview mit einem VampirDie Geschichte erzählt hauptsächlich aus dem Leben dreier Vampire. Der älteste von ihnen ist Lestat, der es vorzieht sich seinen Gefährten Louis zu erschaffen. Später verwandeln sie das junge Mädchen Claudia ebenfalls zu einem Vampir. Seitdem leben sie einige Jahre als Familie zusammen. Jedoch will Claudia und mit der Zeit auch Louis mehr über Vampire und ihren Ursprung erfahren, sowie ob es noch weitere ihrer Art gibt. Anders verhält es sich bei Lestat. Dieser ist nur an Menschenblut und seinem Vergnügen interessiert und will die beiden zwanghaft als Familienmitglieder an sich binden. Daraufhin stellen sich beide gegen Lestat und versuchen ihn zu vernichten, um ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und sich auf die Suche nach anderen Vampiren zu machen.

In der dazu erschienenen Graphic Novel von 2013 ist die Geschichte mehr aus Claudias Sicht dargestellt. Daher auch der Untertitel „Claudias Story“. Da die Graphic Novel nur ihre Zeit als Vampir umfasst, welche kürzer ist als die der anderen beiden Vampire, sind Beginn und Ende der Geschichte anders dargestellt als die Ursprungsgeschichte. Weitere Charakterzüge Claudias sind, dass sie sehr hartnäckig ist und somit nicht akzeptieren kann, dass sie eine der letzten ihrer Art sein soll. Sie beharrt immer weiter darauf, mehr über Vampire zu erfahren. Des Weiteren ist Claudia gefangen im Körper eines fünfjährigen Kindes. In ihrem Geiste ist sie schon viel älter, äußerlich bleibt sie aber ein kleines, niedliches Mädchen.

In der Graphic Novel sind die Illustrationen kunstvoll in Szene gesetzt. Hierbei orientiert sich der Zeichenstil an der östlichen Manga-Kunst. Gut zu erkennen ist das an Claudias etwas größeren Augen, welche äußerlich das junge Alter der Protagonistin noch verstärken. Zudem sind die Zeichnungen im Sepia-Stil gehalten, so dass sie dem Farbschema von alten Fotografien entsprechen. Somit wurden vorwiegend Brauntöne sowie Schwarz und Weiß verwendet. Durch diese Technik sticht das zudem verwendete Rot in blutigen Szenen besonders gut hervor. Die Figuren und die Hintergründe sind detailliert gezeichnet. Die Graphic Novel ist für Jugendliche ab 14 Jahren gedacht. Allerdings können diesen meines Erachtens auch schon 12-Jährige lesen, da die Geschichte durch den Manga-Stil nicht so realistisch wirkt, als dass sie beängstigen könnte.

Interview mit einem Vampir_DVDIm Film von 1994 hat die Geschichte einen etwas anderen Einstieg, in dem ein Reporter (Christian Slater) zu sehen ist, der den Vampir Louis (Brad Pitt) interviewt und somit auch die gesamte Geschichte mehr aus Louis‘ Sicht geschildert wird. Der Reporter und die Interview-Szene werden während des Films immer wieder aufgegriffen. Die Rolle des Lestat wird hier von Tom Cruise gespielt und Claudia von der damals elf Jahre jungen Kirsten Dunst verkörpert. In der eigentlichen Geschichte handelt es sich um eine fünfjährige, aber da diese Rolle für ein solches Alter zu anspruchsvoll war, wurde entschieden Claudia etwas älter darzustellen. Die einzelnen Charaktere sowie die Umgebung sind hierbei gelungen inszeniert. Der Film kann ab 16 Jahren geschaut werden.

Vampirliebhaber mit weichem Gemüt werden von „Interview mit einem Vampir“ sowohl beim Lesen des Graphic Novel als auch vom Anschauen des Films begeistert sein.

Buch: Interview mit einem Vampir – Claudias Story, Anne Rice, Ashley Marie Witter (Illustration), Harriet Fricke (Übersetzung), Carlsen, 2012; Film: Interview mit einem Vampir, Neil Jordan (Regisseur), Darsteller: u.a. Brad Pitt, Tom Cruise, Christian Slater, Antonio Banderas, Kirsten Dunst; Warner, 1994

 

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

2 Kommentare

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    *seufz* – Anne Rice. Als Vampire noch Vampire sein durften und nicht ihre ewige Teenager-Zeit in Colleges absitzen mussten. Ihre Bücher waren allerdings nichts für Leute mit sanftem Gemüt, soweit ich mich erinnere. Der Film ist mir, ehrlich gesagt, nicht besonders gut im Gedächtnis geblieben, obwohl ich ihn natürlich damals gesehen hab‘.

    Leider kann ich mit dem Zeichenstil nichts anfangen, sonst würde ich dieses Buch auf jeden Fall gleich haben wollen. Ihre Geschichte fand ich immer besonders tragisch – auch wenn sie später nicht der sympatischste Charakter aller Zeiten war. 😀

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  2. Avatar

    Hi, ich kann deine Abneigung gegenüber dem Zeichenstilgut verstehen. Nicht jeder kann sich für den Manga-Stil begeistern. Mir geht es ähnlich. Allerdings waren Leute, denen dieser Zeichenstil zusagt, hell auf begeistert. Darum sehe ich das Buch durchaus als gelungen an. Aus jeden Fall ist die Geschichte erste Sahne und schön düster gehalten, was mir wiederum zusagt 😉 Wie meinst du das: „auch wenn sie später nicht der sympathischste Charakter aller Zeiten war“? Weiß ich da wohl was nicht, was du weißt. =)

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