Über Freundschaft und Mut: Der Junge aus der letzten Reihe

von | 25.05.2021 | Auditorium, Hörbücher

Onjali Q. Raúfs Geschichte um ein paar ganz besondere Kinder und ihren Freund Ahmet, einem Flüchtlingsjungen, berührt: Mit „Der Junge aus der letzten Reihe“ hat die Autorin ein ganz besonderes Debüt geschrieben, das Birte Schnöink im Hörbuch angenehm und einfühlsam erzählt, findet Satzhüterin Pia.

Als nach den Ferien der freie Stuhl in der letzten Reihe des Klassenzimmers nicht mehr frei ist, beginnt für Alexa und ihre Freunde Tom, Josie und Michael eine aufregende Zeit: Denn Alexa beschließt mit dem neuen Jungen Ahmet befreundet zu sein. Dass Ahmet nicht spricht und nur still seinen roten Rucksack umklammert, stört Alexa dabei herzlich wenig und ihre hartnäckig-liebevollen Versuche Kontakt aufzunehmen (offenbar mag Ahmet Orangen lieber als Schokoriegel), führen dazu, dass sich der Junge immer besser einleben kann. Nach und nach erfahren wir von seiner Geschichte – wie er aus seinem Heimatland Syrien weglaufen musste, weil dort böse Mobber Bomben runterwarfen, und wie ihm seine Familie unterwegs verloren ging. Ahmet ist nicht komisch, er hat nur schreckliche Dinge erleben müssen und vermisst seine Eltern.

Doch dann erfährt Alexa im Bus zufällig, dass in zwei Wochen die Grenzen zugemacht werden sollen und keine Flüchtlinge mehr nach England gelassen werden. Sie und ihre Freunde überlegen fieberhaft, wie sie es vorher noch schaffen können, Ahmets Eltern wiederzufinden. Es scheint nur eine helfen zu können: die Queen. Und damit geht das Abenteuer erst richtig los.

Was für eine Geschichte!

„Der Junge aus der letzten Reihe“ ist eine Geschichte über Freundschaft und den mutigen Einsatz für ebendiese Freunde. Eine Geschichte, die Zuversicht schafft und Zuhörerinnen und Zuhörer berührt lächeln oder amüsiert schmunzeln lässt, während sie an anderer Stelle auch mal feuchte Augen bekommen. Eine Geschichte, die zeigt, dass es wichtig ist, die Flucht vor Krieg (besonders als unbegleitet flüchtendes Kind!) nicht nur rational, sondern besonders auch emotional zu begreifen. Es ist eine Geschichte, die ein sehr komplexes und schreckliches Thema kindgerecht erzählt – auf eine einfühlsame und unaufdringliche Art und überraschend viel Humor.

Nicht nur etwas für Kinder

Das vorurteilsfreie Denken der 9-jährigen Ich-Erzählerin Alexa tut gut und von ihrem Mitgefühl und Engagement darf sich die Menschheit gerne große Scheiben abschneiden. Onjali Q. Raúf schafft in ihrem Debüt glaubhafte Kinderprotagonistinnen und -protagonisten. Sowohl die kindliche Logik als auch die Logik der Erwachsenen aus Kindersicht sind nachvollziehbar (mehr als einmal könnte man sich dafür schämen, wie dumm Erwachsene doch sein können). Die Handlungen und Gedanken der Kinder sind – zumindest für mich als Erwachsene – durchaus glaubhaft, wenn auch natürlich sehr abenteuerlich. Eine solche Portion Mut braucht es aber manchmal einfach!

Es ist nicht zuletzt der Verdienst der Sprecherin Birte Schnöink, dass die kindliche Perspektive so gut funktioniert. Ihre ruhige Stimme ist warm, einfühlsam und klingt zudem sehr jung. Das Buch stellt Fragen, denen sich Kinder heute sehr häufig gegenüber wiederfinden, und beantwortet sie kindgerecht.

„Der Junge aus der letzten Reihe“ hallt nach und ich möchte es euch wärmstens ans Herz legen – ob ihr nun Kinder oder Erwachsene seid.

Der Junge aus der letzten Reihe. Onjali Q. Raúf. Gelesen von Birte Schnöink. Übersetzung: Katharina Naumann. Hörcompany. 2020. BK-Altersempfehlung: Ab 8 Jahre.

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