Tierisch faszinierende Sinneswelten „Die erstaunlichen Sinne der Tiere“ | Mit Verlosung 

by Satzhüterin Pia

Der wuch­tige Titel „Die erstaun­li­chen Sinne der Tiere“ von Ed Yong beinhal­tet ein Feu­er­werk an Wahr­neh­mun­gen – ange­fan­gen bei Gerü­chen bis hin zu magne­ti­schen Fel­dern. Satz­hü­te­rin Pia ist mit Begeis­te­rung abge­taucht und hat Erstaun­li­ches über die Viel­falt unse­rer Welt gelernt.

Ed Yong beginnt sein Buch mit einem Gedan­ken­ex­pe­ri­ment, das Lese­rin­nen und Leser auf den Inhalt ein­stimmt: Er setzt sie­ben Lebe­we­sen in einem beeng­ten Raum, einer Turn­halle, zusam­men. Sie „tei­len sich den glei­chen phy­si­schen Raum, erle­ben ihn aber auf wun­der­same Weise höchst unter­schied­lich“, schreibt der Wis­sen­schafts­jour­na­list. Damit kommt er direkt auf den Kern des Buches zu spre­chen: Alle Sinne schaf­fen eigene Lebens­rea­li­tä­ten. Und alle Sinne sind hoch­gra­dig fas­zi­nie­rend und mit­un­ter auch in sich ver­schie­den – denn nicht alle Tiere sehen, rie­chen oder hören auf die glei­che Weise. Noch dazu gibt es mehr als die uns bekann­ten Sinne, die die ein­ge­schränkte Sicht des Men­schen aus­ma­chen. Zum Bei­spiel Zit­ter­sen­so­ren in den Haa­ren oder Infra­schall in Füßen. Die Sinne wer­den kapi­tel­weise detail­liert vor­ge­stellt und in ihrer Abs­trakt­heit mög­lichst ver­ständ­lich gemacht.

„Wenn wir die Umwelt eines ande­ren Tie­res ver­ste­hen wol­len, müs­sen wir als Ers­tes ver­ste­hen, wozu es seine Sinne nutzt.“ (S. 80f)

Wir Men­schen nei­gen dazu, die Welt durch unsere – im Ver­gleich zu den meis­ten Tie­ren sehr guten – Augen zu sehen und zu bewer­ten. Dabei wird diese Bewer­tung schnell zu unse­ren Guns­ten aus­ge­legt. Tat­säch­lich aber gibt es kein „bes­ser“ oder ein „schlech­ter“, ein­zig unter­schied­li­che zweck­be­zo­gene Ent­wick­lung. Ein Ele­fant muss nicht gesto­chen scharf sehen, wenn er dafür der­ar­tig gut aus­ge­prägte andere Sinne hat, wie zum Bei­spiel seine hoch­emp­find­li­chen Füße.

Ed Yong schreibt unter­halt­sam, leb­haft und sehr bild­lich über eine fas­zi­nie­rende und für die Men­schen oft ver­bor­gene Welt der Tiere. Frei von ver­wir­ren­dem Wis­sen­schafts­jar­gon bringt er Lese­rin­nen und Lesern diese frem­den und sehr abs­trak­ten Wel­ten so nah, wie nur irgend mög­lich. Dafür nutzt der Autor beschrei­bende und poe­ti­sche Worte, viele Bei­spiele, Anek­do­ten und Gleich­nisse. Auch mit Expe­ri­men­ten ver­sucht er, Abs­trak­tes nah­bar zu machen. Zum Bei­spiel pro­biert er sich am Fähr­ten­le­sen aus und ver­folgt Spu­ren wie ein Hund es tun würde. Seine Neu­gierde wirkt dabei anste­ckend und inspi­rie­rend: Man möchte unbe­dingt auch über den eige­nen Tel­ler­rand bli­cken, betrach­tet die Welt aus inter­es­sier­te­ren und offe­ne­ren Augen.

„Die­ses Buch han­delt nicht von Über­le­gen­heit, son­dern von Viel­falt.“ (S. 12)

Natür­lich blei­ben auch The­men wie Umwelt­ver­schmut­zung und Kli­ma­wan­del nicht aus. „Wir müs­sen die Stille ret­ten und die Dun­kel­heit erhal­ten“, schreibt Yong an einer Stelle und nennt auch sein letz­tes Kapi­tel ganz ähn­lich. Denn viele Sinne wer­den durch uns Men­schen, die Lich­ter und den Lärm unse­rer Städte irri­tiert und erschwe­ren den Tie­ren ihre Ori­en­tie­rung und Überlebensfähigkeit.

Die Ein­bli­cke in die Sin­nes­wel­ten der Tiere erzeu­gen Demut und sen­si­bi­li­sie­ren für alles, was wir erst ein­mal nicht mit unse­ren Sin­nen auf „dem Schirm“ haben, aber drin­gend haben soll­ten. Der eigene Hori­zont wird erwei­tert und man bekommt Lust dar­auf, die Welt ent­schleu­nigt zu betrach­ten. Das Buch ist in sei­ner Gesamt­heit aber auch sehr opu­lent und kann mit all den Infor­ma­tio­nen und Fuß­no­ten über­for­dern. Wer mög­lichst viel mit­neh­men möchte, genießt es bes­ser in eher klei­ne­ren Dosierungen.

„Tiere sind nicht nur Stell­ver­tre­ter für Men­schen oder Fut­ter für die Suche nach Ideen. Sie tra­gen ihren Wert in sich selbst. Wir wer­den ihre Sinne erkun­den, um ihr Leben bes­ser zu ver­ste­hen.“ (S. 12)

In „Die erstaun­li­chen Sinne der Tiere“ hat Ed Yong wahr­lich fas­zi­nie­rende Sinne zahl­lo­ser Tiere und unter­halt­same Anek­do­ten aus Tier- und For­scher­welt in einem bemer­kens­wert unkom­pli­zier­ten Stil zusam­men­ge­tra­gen – aber am Ende beein­druckt mich etwas ande­res am meis­ten: Seine wert­schät­zende und inspi­rie­rende Sicht auf die Welt und ihre Bewohner.

Die erstaun­li­chen Sinne der Tiere. Erkun­dun­gen einer uner­mess­li­chen Welt. Ed Yong. Über­set­zung: Sebas­tian Vogel. Kunst­mann. 2022.

Wir ver­lo­sen ein Exem­plar von Ed Yongs „Die erstaun­li­chen Sinne der Tiere“.

Schreibt uns bis zum 23.02.2023 um 18 Uhr an stadtgespraech[at]buecherstadtkurier.com, wel­che Sinne der Tiere ihr gerne erle­ben wol­len wür­det! Wir benach­rich­ti­gen die Gewin­ne­rin oder den Gewin­ner per E‑Mail und geben sie oder ihn anony­mi­siert in den Kom­men­ta­ren unter die­sem Bei­trag bekannt.

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1 comment

Bücherstadt Kurier 25. Februar 2023 - 21:24

Das Ver­lo­sungs­exem­plar hat Falko B. gewon­nen. Herz­li­chen Glück­wunsch und viel Spaß beim Lesen!

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