Seitentänzerin Michelle-Denise und Zeichensetzerin Alexa sind den Spuren im Schnee gefolgt, um Eichhörnchen und Kaninchen bei ihren Tätigkeiten zu beobachten.
„Der Winter des Eichhörnchens“
Von klein auf lernen Eichhörnchen, dass sie im Herbst Nüsse sammeln müssen, um einen Wintervorrat anzulegen. In jungen Jahren ist diese Aufgabe für das Eichhörnchen eine Leichtigkeit. Tausende Nüsse werden gesammelt und versteckt. Aber je älter das Eichhörnchen wird, desto schwerer tut es sich damit, die versteckten Wintervorräte wiederzufinden. Das lässt das kleine Tier an sich zweifeln und traurig werden.
„Der Winter des Eichhörnchens“ befasst sich behutsam mit dem Thema Demenz. Die Frustration des alternden Eichhörnchens, das von Jahr zu Jahr weniger Nüsse wiederfindet, wird durch die immer dunkler werdende Umgebung verstärkt. Es wird dadurch eine düstere Stimmung erzeugt, die mir zunächst gar nicht zusagte. Erst ein Gespräch zwischen dem Haselnussstrauch und dem Haselnussbaum über die Notwendigkeit des Vergessens ließ verstehen, warum man nicht traurig sein und an sich selbst zweifeln muss, wenn man sich nicht mehr alles merken kann. Es hat alles einen Sinn im Leben. Visuell wird diese positive Sicht auf den Lauf des Lebens mit dem langsam durchbrechenden Sonnenlicht im Dunkel des Waldes untermalt, das auch die Stimmung aufhellt. Eine traurige und zugleich schöne lebensphilosophische Geschichte, die zum Verstehen und Nachdenken anregt. (smd)
„Winter find ich gar nicht toll“
Die Eichhörnchen Hanno und Hugo sind beste Freunde. Ob mit einem kühlen Getränk im Schatten oder beim Toben in den Ästen der großen Bäume – sie lieben es, alles zusammen zu machen. Als jedoch das erste Blatt vom Baum fällt und den Winter einläutet, wird ihre einst so innige Freundschaft auf eine harte Probe gestellt. Während Hugo sich auf den Winter freut, ist Hanno bereits genervt. Ihre Einstellungen zum Winter könnten unterschiedlicher nicht sein und drohen sie zu entzweien.
Obwohl sie sich zuvor immer hervorragend verstanden haben und es genossen, miteinander zu spielen, klafft plötzlich eine Kluft zwischen den besten Freunden, die unüberwindbar zu sein scheint. So eine Situation hat sicherlich jeder einmal in seinem Leben erlebt. Die Autorin Fiona Barker hat sich feinfühlig mit der Problematik befasst, ohne Partei für eine der beiden Sichtweisen einzunehmen. Mit viel Verständnis werden die Einstellungen von Hanno und Hugo erläutert und herzerwärmend von Christine Pym illustriert. Besonders Hannos frustrierende Vorstellungen von seinen Wintererlebnissen, wie dem Festkleben seiner Zunge an einer Eichel aus Eis, zauberten mir ein Lächeln auf die Lippen. „Winter find ich gar nicht toll“ vermittelt unaufdringlich die Akzeptanz anderer Meinungen. (smd)
„Pauli – Der große Schnee“
Ach, Pauli, wie schön, ihn mal wiederzusehen! Seine Geschichten verfolge ich schon sehr lange und freue mich, dass er diesmal Schnee mitgebracht hat: In „Pauli – Der große Schnee“ von Brigitte Weninger und Eve Tharlet ist der Wald voller Schnee. Pauli und seine Schwester Mia schnappen sich den Schlitten und machen sich, mit Kuchen im Gepäck, auf den Weg zu ihren Großeltern. Ein Überraschungsbesuch, über den sich die Großeltern sehr freuen. Doch auf dem Heimweg kommen Pauli und Mia vom Weg ab. Gut, dass ihr Großvater zuvor erzählt hat, was er gemacht hat, als er sich in Paulis Alter mal verirrte …
In „Pauli – Der große Schnee“ nimmt Pauli als großer Bruder eine verantwortungsvolle Rolle ein, indem er sich fürsorglich um seine Schwester kümmert. Mit seiner Zuversicht und dem spielerischen Umgang mit der Situation nimmt er Mia ihre Ängste. Eine selbst gebaute Höhle, Geschichten und Kekse helfen ihnen dabei, die Zeit zu überbrücken, in der sie allein sind, umgeben von Kälte und Schnee. Im Kern geht es in diesem Bilderbuch um den Zusammenhalt zwischen zwei Geschwistern und den Mut, eine scheinbar ausweglose Situation auf kreative Art zu meistern. Herzerwärmend und einfühlsam erzählt und mit weichen Bildern in dezenten Farben illustriert ist „Pauli – Der große Schnee“ ein empfehlenswertes Bilderbuch zur Winterzeit für Kinder ab 4 Jahren. (za)
- Der Winter des Eichhörnchens. Werner Holzwarth. Illustrationen: Mehrdad Zaeri. Gerstenberg. 2022. Ab 4 Jahren.
- Winter find ich gar nicht toll. Fiona Barker. Illustrationen: Christine Pym. Übersetzung: Tatjana Kröll. Knesebeck. 2022. Ab 3 Jahren.
- Pauli – Der große Schnee. Text: Brigitte Weninger. Illustrationen: Eve Tharlet. NordSüd. 2022. Ab 4 Jahren.
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