The Franz Kafka Videogame: Ein kafkaeskes Spiel?

von | 26.04.2020 | Apps, Digitale Spiele, Spielstraße

Mit „The Franz Kafka Videogame“ hat Daedalic 2017 ein Puzzlespiel herausgebracht, das sich Kafka und seinen Werken widmet. Aber ist es auch wirklich „kafkaesk“? Zeichensetzerin Alexa, die sich sehr gerne mit Kafkas Texten beschäftigt hat, hat sich durch die kniffligen Spielrätsel geklickt.

„Wer mit einem der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller im Namen seines Spieles wirbt, trägt eine große Verantwortung. Käfer und Absurditäten reichen da nicht“, schreibt Maximilian Schulz auf gamestar.de – und da muss ich ihm Recht geben. Denn das Spiel „The Franz Kafka Videogame“ suggeriert zwar Surrealismus und Absurdität, schafft es jedoch nicht, die großen Erwartungen, die mit dem Namen Kafka einhergehen, zu erfüllen. Aber muss das Spiel das überhaupt?

Die SpielerInnen führen den Protagonisten K. von Level zu Level durch eine skurrile Welt: Man findet sich in einem Zimmer wieder, auf einer Theaterbühne, einem Spielbrett … Grafisch ist das Spiel passend zum Setting dunkel-düster gestaltet, sodass alles abgesehen von den sprechenden Figuren und bestimmten wichtigen Spielelementen in den Hintergrund rückt. Der Stil in Verbindung mit den Sprechblasen wirkt dadurch comichaft.

Bezug zu Kafka und seinen Werken

Es fällt auf, dass über den Text versucht wird, eine kafkaeske Stimmung zu erzeugen: So sagt K. beispielsweise „Das ist so absurd!“ und „Aber diese Geschichte ist ja total zusammenhanglos und ergibt keinen Sinn!“ Auch finden sich Verweise zu den Werken Kafkas, sowohl auf bildlicher als auch sprachlicher Ebene. Zum Beispiel werden Ausschnitte aus Kafkas Geschichten über Zettel- und Bildcollagen, die an einer Wand hängen, erzählt. Die SpielerInnen können durch Scrollen weiterlesen und etwas mehr erfahren. Dass es sich hierbei um deutlich gekürzte Texte handelt, stört dabei überhaupt nicht.

Der Bezug zu Kafka und seinen Werken findet sich in „The Franz Kafka Videogame“ also in Grafik, Text und Story, aber wie sieht es mit dem Gameplay aus? Das Spiel als Puzzlespiel zu gestalten, scheint eine sinnvolle Methode zu sein, um Kafkas Logik (Logik?) darzustellen. Die SpielerInnen müssen nämlich so manche kniffligen Rätsel lösen, bei denen sie umdenken müssen. Manchmal erscheinen diese willkürlich angelegt, sodass man eher per Zufall auf die Lösung kommt als durch Nachdenken. Und manchmal wirken die Lösungen derart absurd, dass sie nicht überzeugen. Erklären kann man sich das durch die Absurdität, für die Kafka bekannt ist.

Anders als gedacht

„The Franz Kafka Videogame“ weckt anfänglich tatsächlich große Erwartungen. Aber wenn man diese etwas herunterschraubt und sich vor Augen führt, dass es sich hierbei in erster Linie um ein Spiel handelt, das anders funktioniert als andere Medien, dann bietet es einen interessanten Zugang zu Kafkas Werken. Das Spiel kommt zwar bei Weitem nicht an die Atmosphäre der Originaltexte heran, aber zumindest ist es kafkaesk angehaucht. Wer also damit leben kann, ein etwas anderes Puzzlespiel zu spielen, das einer anderen Logik folgt (oder keiner?), und Geduld mitbringt, kann gerne zu diesem Spiel greifen. Einen Wiederspielwert hat es zwar nicht unbedingt, kann aber wenigstens für einige Stunden unterhalten.

The Franz Kafka Videogame. Entwickler: Denis Galanin. Publisher: Daedalic. Plattformen: Android, Microsoft Windows, iOS (gespielt auf Android). Genres: Adventure, Puzzlespiel. Einzelspieler. // Screenshots: Zeichensetzerin Alexa.

Zum Weiterlesen:

  • Maximilian Schulz: The Franz Kafka Videogame im Test – Trauriger als Kafka (2017): gamestar.de
  • Larissa Baiter: The Franz Kafka Videogame – Test. Puzzeln, rätseln und viel rumklicken (2017): games.ch

 

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