Stürmische Welt des Theaters

von | 27.11.2015 | Gedankenkrümel, Kreativlabor

Es gibt so vieles, was in „The Tempest“ verhandelnswert ist. Es handelt sich hierbei um eines der dichtesten Shakespeare-Stücke, seit es 1611 für King James I. im Theater Whitehall aufgeführt wurde. Die Forschung hat das Stück durchleuchtet und es finden sich einige Interpretationen hierzu. Hier sollen nur einige wenige Verse aus dem gesamten Stück herausgegriffen werden, die widerspiegeln, dass das Bewusstsein für Schein und Sein nicht erst mit Hollywood und den auf Leinwand projizierten Bildern ihren Einzug ins menschliche Bewusstsein fanden.

Bewegt durch die Handlung

Der Titel von „The Tempest“ bezieht sich auf einen Sturm, der die Handlung des Theaterstücks auslöst. Der Beginn erinnert ein wenig an „Twelfth Night, or What you will“: das Schiff des neapolitanischen Königs Alonso gerät in Seenot. Sie stranden auf einer Insel, auf der Herzog und Magier Prospero und seine Tochter sich ein eigenes kleines Reich aufgebaut haben. Bis zum Schiffbruch des neapolitanischen Königsschiffes leiteten ihnen nur der Luftgeist Ariel und der deformierte Caliban Gesellschaft. Während Geister, darunter der Luftgeist Ariel, ihre Scherze mit einigen der Seemänner und Adelsleute treiben, kommt es zu einer Verschwörung, zu Liebe und zu Intrige in Form von verschiedensten Episoden, die ein Shakespeare-Stück erst sehenswert machen.

Die reale Welt im Theater

In der Forschung wird dieses Stück des Shakespeare als eines der dichtesten beschrieben, wofür es kaum literarische Vorbilder gibt. Das weist darauf hin, dass der englische Dichter Figuren wie Handlung erfunden haben muss. In einer Zeit, in der mehr die Art, wie etwas verarbeitet wird, im Zentrum der Aufmerksamkeit eines Publikums steht und als die Neuheit des Stoffes, stellt dies ein Kuriosum dar.
Wie in vielen anderen seiner Stücke nimmt Shakespeare auch Bezug auf die Scheinwelt des Theaters. Während sich hierbei die Assoziation mehr zum weltberühmten und viel zitierten Abschlussmonolog in „Hamlet“ oder „Richard II“ anbietet, findet sich auch in „The Tempest“ ein Moment der Reflexion.
Geister haben die Intriganten, darunter Caliban, in die Flucht geschlagen, und Prospero klärt die Situation auf. Während er enthüllt, dass Geister hier die treibende Kraft waren, bricht er die Grenze von Schein und Sein im Theater, die vierte Wand der bildnerischen Darstellung fällt und es entsteht eine Reflexion zum Theater und der Illusion desselben.

“Our revels now are ended. These our actors,
As I fortold you, were all spirits, and
Are melted into air, into thin air,” (IV.iv.148-150)

Der Ansatz von Prosperos Rede ist nicht das Entstehen der Luftschlösser in der Theaterwelt, sondern ihr Zerfallen. Während dies dem Zuschauer durchaus bewusst ist und wie es ihm auch, etwa durch einen Prolog, deutlich gemacht wird (vorausgesagt wird – „fortold“), verschwinden die Geister, die, von Schauspielern dargestellt, die Bühne bevölkerten, den Ort des Geschehens. Die Schauspieler bleiben zurück, bereit für die nächste Rolle, die den Zuschauer in ihren Bann zieht.

“And, like the baseless fabric of this vision,
The cloud-capped towers, the gorgeous palaces,
The solemn temples, the great globe itself,
Yea, all which it inherit, shall dissolve;” (IV.iv.151-154)

Prosperos Rede scheint ein letztes Erscheinen der Geister – wie zum Entgegennehmen des Applauses – zu beschwören.

Erika

Der Sturm. William Shakespeare. dtv. 2001.
Übersetzt und herausgegeben von Frank Günther.
Erfahrt am 28.11.15 mehr über Shakespeare und „Der Sturm“ bei den Feuilletönen!

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