Springen, schießen, Schätze finden Über „Uncharted“

by Zeilenschwimmerin Ronja

Cover UnchartedAction und Archäo­lo­gie bil­den ein erstaun­lich gutes Duo. Indiana Jones, Tomb Rai­der und auch Filme wie „Die Mumie“ haben das schon mehr­fach bewie­sen. Für viele begeis­terte Spieler*innen da drau­ßen gehört in die­sen Kreis auch die „Uncharted“-Reihe. Zei­len­schwim­me­rin Ronja steigt ver­spä­tet ein.

Uncharted 4: A Thief’s End

Auf der Suche nach einem Spiel griff ich ohne große Recher­che „Unchar­ted 4“ aus dem Biblio­theks­re­gal. Nach­dem ich kurz in einen Trai­ler rein­ge­schaut hatte, war ich zuerst skep­tisch, ob das wirk­lich etwas für mich ist. Kampf­ba­sierte Spiele mit (moder­nen) Schuss­waf­fen lie­gen mir im All­ge­mei­nen nicht. Doch der Trai­ler war irre­füh­rend. Schie­ße­reien sind zwar genü­gend vor­han­den, aber hin und wie­der durch geschick­tes Schlei­chen auch vermeidbar.

Der (ehe­ma­lige) Aben­teuer und Dieb Nathan Drake erhält uner­war­te­ten Besuch: von sei­nem tot­ge­glaub­ten Bru­der Sam. Um Sams Leben zu ret­ten, müs­sen die bei­den einen sagen­um­wo­be­nen Pira­ten­schatz fin­den und gera­ten dabei schnell ins Visier eines alten Weg­ge­fähr­ten, der eben­falls hin­ter dem Schatz her ist.

Die Story an sich ist zwar nicht über­ra­schend und greift gern auf klas­si­sche Ele­mente des Gen­res zurück, die auch in Die­bes­fil­men wie „Ocean’s Ele­ven“ sehr beliebt sind. Die Mischung funk­tio­niert jedoch gut – vor allem durch die cine­as­ti­sche Umset­zung. Neben der her­vor­ra­gen­den Gra­fik tra­gen die Film­se­quen­zen ent­schei­dend zur Atmo­sphäre bei und sind weder zu lang noch zu kurz. Dazwi­schen muss man vor allem klet­tern und sprin­gen, manch­mal kleine Rät­sel lösen, sich durch ein feind­li­ches Lager schie­ßen (oder schlei­chen) und auch mal eine Ver­fol­gungs­jagd hin­ter sich bringen.

„Unchar­ted 4: A Thief’s End“ ist ein über­zeu­gen­des Spiel, das mich dazu gebracht hat, gleich noch die ande­ren Teile der Reihe aus­zu­lei­hen. Beson­ders ange­tan bin ich vom Spiel­auf­bau an sich, der am Ende fast das Gefühl zurück­lässt, einen Film gese­hen zu haben.

Uncharted 1–3

Die ers­ten drei Teile han­deln von Nathans größ­ten Aben­teu­ern. Auf der Suche nach El Dorado, Shan­gri-La und der ver­lo­re­nen Wüs­ten­stadt Iram begibt er sich in Wett­kämpfe mit deut­lich mäch­ti­ge­ren Geg­nern – und ret­tet dabei mehr als ein­mal die Welt.

Zuerst mag es so schei­nen, als wäre es nicht son­der­lich cle­ver, den vier­ten Teil der Reihe zuerst zu spie­len. Aller­dings weiß ich nicht, ob ich glei­cher­ma­ßen von „Unchar­ted“ gepackt wor­den wäre, hätte ich tat­säch­lich mit dem ers­ten Teil ange­fan­gen. Die Grund­la­gen sind natür­lich gleich: die fil­mi­sche Erzähl­weise, die lus­tig-blö­den Sprü­che und die Kom­bi­na­tion aus sprin­gen, rät­seln und schie­ßen. „Unchar­ted 4“ bie­tet hier ledig­lich etwas mehr Abwechs­lung als seine Vor­gän­ger (etwa durch Enter­ha­ken und Autofahrten).

„Unchar­ted: Dra­kes Schick­sal“ (2007) ist das Alter natür­lich sowohl gra­fisch als auch bei der Steue­rung anzu­mer­ken – wobei es sich mit stol­zen 15 Jah­ren in der auf­ge­pepp­ten Ver­sion von „Unchar­ted: The Nathan Drake Coll­ec­tion“ (2015) immer noch gut macht. „Unchar­ted 2: Among Thie­ves“ (2009) und „Unchar­ted 3: Drake’s Decep­tion“ (2011) pro­fi­tie­ren bereits vom gra­fi­schen Fortschritt.

Die größte Über­ra­schung hielt Teil eins kurz vor Schluss für mich bereit: Plötz­lich kamen zom­bie­ar­tige Wesen um die Ecke! Von Fan­tasy (oder Hor­ror) war zuvor und auch im vier­ten Teil keine Spur – wenn man ein­mal davon absieht, dass die Schatz­su­chen samt uralter, immer noch intak­ter Fal­len und Rät­sel nicht direkt rea­lis­tisch sind. Da ich Zom­bies nicht son­der­lich mag, wäre ich beim Start mit Teil eins hier wohl abge­sprun­gen. Der zweite Teil hat seine fan­tas­ti­schen Wesen immer­hin schon früh in Film­se­quen­zen ein­ge­führt – dafür gin­gen sie mir am Ende ziem­lich auf den Nerv, als ich sie besie­gen musste. „Unchar­ted 3“ schafft schließ­lich einen Über­gang vom Fan­tas­ti­schen zum „Rea­lis­ti­schen“.

Mein größ­ter Kri­tik­punkt ist das klar erkenn­bare Hand­lungs­mus­ter. Die ers­ten drei Teile fol­gen sehr starr dem glei­chen Kon­zept und wer­fen Nathan zu Anfang immer wie­der in die­selbe Aus­gangs­po­si­tion zurück. Doch in „Unchar­ted 3“ gibt es erst­mals Infor­ma­tio­nen über Nathans Ver­gan­gen­heit und es ist eine gewisse Cha­rak­ter­ent­wick­lung zu sehen, die in „A Thief’s End“ fort­ge­führt wird.

Uncharted: The Lost Legacy

Nathan Drake ist im zuletzt erschie­ne­nen Teil nicht mehr als (ille­ga­ler) Schatz­su­cher aktiv – Chloe Fra­zer, eine Weg­ge­fähr­tin aus „Unchar­ted 2“, dage­gen schon. Auf ihrer Suche nach einer lang ver­ges­se­nen Stadt in Indien wird sie von Nadine Ross beglei­tet, die im vier­ten Teil auf der Seite von Nathans Gegen­spie­ler stand.

Diese Figu­ren­kom­bi­na­tion funk­tio­niert deut­lich bes­ser, als ich zuerst dachte. Mir war Chloe im zwei­ten Teil nicht unbe­dingt sym­pa­thisch (aber das liegt ja an per­sön­li­chen Prä­fe­ren­zen), dage­gen fand ich Nadine als Ant­ago­nis­tin erfri­schend prag­ma­tisch. „The Lost Legacy“ legt noch mehr Wert auf die Geschichte und Beweg­gründe sei­ner Cha­rak­tere als „Unchar­ted 4“. Bei­den Figu­ren tut die grö­ßere Auf­merk­sam­keit gut – sowohl in Sachen Sym­pa­thie als auch aus erzäh­le­ri­scher Sicht.

Gra­fik und Spiel­steue­rung ent­spre­chen voll und ganz Teil vier. Ein­zige Neue­rung ist Chloes Fähig­keit, Schlös­ser zu kna­cken, und die stär­kere Aus­wei­tung des Open World-Anteils. Wäh­rend sich die Öff­nung der Spiel­welt im Vor­gän­ger noch auf ledig­lich etwas ver­zweigte Wege zum glei­chen Ziel­punkt beschränkte, ist der Ablauf in „The Lost Legacy“ im mitt­le­ren Drit­tel fle­xi­bler. Zwar lan­det man am Ende natür­lich immer an der­sel­ben Stelle, davor jedoch gibt es eine kleine Welt zu ent­de­cken, mit drei zen­tra­len Orten und ein paar optio­na­len Neben­schau­plät­zen, die in belie­bi­ger Rei­hen­folge ange­fah­ren wer­den können.

Ins­be­son­dere die grö­ßere Cha­rak­ter­tiefe sagt mit bei „Unchar­ted: The Lost Legacy“ sehr zu. Optisch ist es ebenso ein Hin­gu­cker wie Teil vier und bie­tet alles, was aus den Vor­gän­gern bekannt ist. Inklu­sive eines wei­te­ren bekann­ten Gesichts, das erst im letz­ten Drit­tel auf­taucht und aus dem neuen, unter­halt­sa­men Duo poten­ti­ell ein Trio für even­tu­elle wei­tere Fort­set­zun­gen macht.

Empfehlungen zur Spielwahl und Reihenfolge

Alle Spiele sind grund­sätz­lich emp­feh­lens­wert, müs­sen aber kei­nes­wegs in chro­no­lo­gi­scher Rei­hen­folge „abge­ar­bei­tet“ wer­den, da sie gut ohne Vor­wis­sen funk­tio­nie­ren. Sofern die gesamte Reihe auf eurer To-Do-Liste steht, spricht aller­ding die ste­tige Ver­bes­se­rung von Optik und Spiel­me­cha­nik doch für eine chro­no­lo­gi­sche Ord­nung. Bei mei­ner Spiel­rei­hen­folge (4−1−2−3−5) habe ich die gefäl­li­gere Steue­rung aus Teil 4 vor allem in Teil 1 ver­misst. Wer auf der Suche nach einem Spiel­erleb­nis ist, das in Optik und Spiel­me­cha­nik auf der Höhe der Zeit ist, ist daher mit „A Thief’s End“ und „The Lost Legacy“ natür­lich am bes­ten bera­ten. Wer Gefal­len an der Reihe an sich oder an ähn­li­chen Spie­len gefun­den hat, wird auch mit den ers­ten drei Tei­len Freude haben.

Unchar­ted: The Nathan Drake Coll­ec­tion. Naughty Dog. Sony Inter­ac­tive Enter­tain­ment. 2015. Exklu­siv für Play­sta­tion (gespielt auf PS 4). Action-Adven­ture. Ein­zel­spie­ler. USK 16.

Unchar­ted 4: A Thief’s End. Naughty Dog. Sony Inter­ac­tive Enter­tain­ment. 2016. Exklu­siv für Play­sta­tion (gespielt auf PS 4). Action-Adven­ture. Ein­zel­spie­ler. USK 16.

Unchar­ted: The Lost Legacy. Naughty Dog. Sony Inter­ac­tive Enter­tain­ment. 2017. Exklu­siv für Play­sta­tion (gespielt auf PS 4). Action-Adven­ture. Ein­zel­spie­ler. USK 16.

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