„Serengeti darf nicht sterben“ – ein Tierfilm mit dem Charme der 50er Jahre

von | 22.06.2020 | #BKUmwelt, Filme, Filmtheater

Der erste Tierfilm, den Geschichtenbewahrerin Michaela je gesehen hat, war „Serengeti darf nicht sterben“ von Bernhard Grzimek.

Im Rahmen seiner Tätigkeit als Direktor des Frankfurter Zoos bereiste Bernhard Grzimek Anfang der 1950er Jahre Afrika. Dabei wurde er auf die Bedrohung der dortigen Tierwelt aufmerksam. 1954 schrieb er „Kein Platz für wilde Tiere“ und drehte zusammen mit seinem Sohn Michael 1956 den gleichnamigen Film, der mehrere Preise erhielt.

Der Beginn des Schutzgebietes Serengeti und Ngorongoro-Krater

1957 wollte Tansania das Schutzgebiet in der Serengeti und den am Rand liegenden dazugehörigen Ngorongoro-Krater umstrukturieren. Probleme gab es zum einen mit den dort ansässigen Massai. Zum anderen war es auch die Zeit der beginnenden Unabhängigkeit der afrikanischen Staaten von den Kolonialmächten.

Die Nationalparkverwaltung, noch unter britischer Herrschaft, bot Michael und Bernhard Grzimek an, das Schutzgebiet zu erforschen. Dass die riesigen Herden wandern, war bekannt, jedoch nicht warum und wohin. Die Beobachtungen der Grzimeks belegten die unglaublich weiten Strecken, die von den Tieren zurückgelegt werden. Für die Zählung der Tiere erlernten Vater und Sohn das Fliegen. Die Forschungsergebnisse halfen Tansania, das Schutzgebiet entsprechend der Tierwanderungen einzurichten. Die Probleme der Massai mit der Regierung wegen Weideflächen für ihre Tiere wurden ebenfalls thematisiert, ohne dass sich eine wirklich zufriedenstellende Lösung ergab.

Die filmische Atmosphäre der 50er Jahre

Die Aufnahmen der riesigen Herden und der Natur sind atemberaubend. Spannend sind die Szenen, in denen Michael und Bernhard Grzimek Tiere einfangen, um sie zu markieren – damals mit farbigen Halsbändern. In den 50er Jahren war das Fangen der Tiere gefährlicher als heute. Die Grzimeks mussten beim Einfangen und auch beim Freilassen dichter an sie heran. Bernhard Grzimek fing sogar Tiere für seinen Zoo. Damals üblich, heute alles andere als Tierschutzgerecht. Aber er beobachtete die Tiere auch, um sie möglichst artgerecht zu halten.

Der Film beeindruckt trotz oder gerade wegen der Technik der Film- und Tonaufnahmen der 1950er Jahre. Die Erzählstimme von Holger Hagen bleibt im Ohr und die Wortwahl des Textes entspricht der Zeit und sorgt ebenfalls für das besondere Flair.

Ursprünglich war der Film ein Forschungsprojekt von Michael Grzimek, sein Vater half ihm dabei. Kurz vor den Dreharbeiten stürzte Michael mit 24 Jahren mit dem Flugzeug ab und kam dabei ums Leben. Sein Vater beendete die Arbeit allein.

„Serengeti darf nicht sterben“ wurde ein sehr erfolgreicher Film. Er hatte großen Einfluss auf den Schutz der afrikanischen Tierwelt und weckte das Interesse der breiten Masse am Tierschutz. Wie sein Film „Kein Platz für wilde Tiere“ gewann auch „Serengeti darf nicht sterben“ mehrere Preise. Der bedeutendste war wohl der „Oscar“ für die beste Dokumentation – der erste, der nach dem Zweiten Weltkrieg an einen deutschen Film verliehen wurde. Natürlich wurden seitdem zahlreiche wunderschöne, auch preisgekrönte Tierfilme gedreht. Aber es lohnt sich, auch die älteren Filme anzuschauen.

Bernhard Grzimek

Bernhard Grzimek wurde am 24.04.1909 in Neiße, Oberschlesien, geboren. Er studierte Tiermedizin und war anschließend im Landwirtschaftsministerium tätig. Von 1945 bis zu seiner Pensionierung 1974 war er Direktor des Frankfurter Zoos. Bis 1987 blieb er Präsident der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt.

Bernhard Grzimek veröffentlichte zahlreiche Bücher und drehte die beiden Filme „Kein Platz für Tiere“ und „Serengeti darf nicht sterben“ zusammen mit seinem Sohn Michael. Die Zeitschrift „Das Tier“, die von 1969 bis 2000 monatlich erschien, wurde von ihm und einigen Kollegen gegründet.

Legendär ist seine TV-Sendung „Ein Platz für wilde Tiere“, die von 1959 bis zu seinem Tod 1987 ausgestrahlt wurde. Bernhard Grzimek sprach über Tiere und thematisierte auch Tier- und Umweltschutz. Er war der erste, der das Abschlachten von Robbenbabies und die Massentierhaltung anprangerte. Jede Woche brachte er ein anderes Tier aus dem Zoo mit, was immer mal zu Störungen im Ablauf führte. Sei es, weil ein Marder das Manuskript zerrupfte oder ein Gepard sehr schmusebedürftig war. Auch für „Ein Platz für wilde Tiere“ erhielt er Preise.

Bernhard Grzimek war Mitbegründer des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und des Nationalparks Steigerwald. Er starb am 13.03.1987 und wurde neben seinem Sohn im Ngorongoro Krater beigesetzt.

Serengeti darf nicht sterben. Bernhard und Michael Grzimek. Erzähler: Holger Hagen. 1959. Universal Family Entertainment. 2004. FSK 6. (Auch „Kein Platz für wilde Tiere“). Zurzeit gibt es die Filme bei keinem Streamingdienst im Programm.

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Illustration: Satzhüterin Pia[/tds_note]

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