Heute, in Zeiten von online Messaging-Diensten und ständiger Erreichbarkeit, ist es nicht mehr besonders kompliziert, einem geliebten Menschen sein Herz auszuschütten. Ein paar Klicks auf eine Tastatur und schon weiß der andere, dass man an ihn denkt. Sei es nun in Form eines Emoji wie , oder oder mit einer ausgeklügelten Botschaft wie: „Ich hab dich gern.“ Nicht zuletzt die Mediatisierung und neue Technologien haben unsere Kommunikation in Liebesbeziehungen verändert. – Von Worteweberin Annika

In „Schreiben Sie mir, oder ich sterbe“, herausgegeben von Petra Müller und Rainer Wieland, kommen Liebende (und Leidende) einer älteren Generation zu Wort. Die Briefe stammen aus einer Zeit, als die Post noch tage- und wochenlang mit Kutschen, Boten und Schiffen unterwegs sein konnte, als man sich nicht immer mal eben eine Nachricht schreiben konnte und deswegen fein gesponnene, von Gefühlen triefende Briefe noch Hochkonjunktur hatten. Ausgewählt wurden hier besonders schöne Briefe berühmter Personen wie Ludwig van Beethoven, Erich Maria Remarque oder Franz Kafka.

In den Texten setzen sie die Sprache ein, um wahre Liebes-Kunstwerke zu erschaffen. Hinter den persönlichen Briefen treten diese Personen als Menschen hervor, wie man sie anders nie kennenlernen würde. Sie schreiben von überschäumender Leidenschaft, Sehnsucht, aber auch von Zurückweisung und schmerzlichem Verlust, wie die trauernde Marie Curie nach dem Tod ihres Mannes in anrührenden Zeilen: „Auf dem Friedhof gestern wollte mir nicht gelingen, die in den Stein gemeißelten Worte ‚Pierre Curie‘ zu begreifen.“ Durch die geschickte Auswahl der Texte fühlt man sich als Dritter jedoch nicht als pietätloser Eindringling in die traute Zweisamkeit.

Den Briefen beigefügt sind jeweils Herausgebertexte, in denen die Liebesbotschaft in das Leben der Paare eingeordnet wird. So erfährt man, ob die sich im Brief anbahnende Ehe, das kunstvolle Werben oder das schmerzliche Bitten mit Erfolg gekrönt wurde, oder den Schreibenden nur eine kurze Verliebtheit vergönnt war, bis sich neue Liebschaften eröffneten.

„Schreiben Sie mir, oder ich sterbe“ ist im Random House Audio Verlag auch als Hörbuch erschienen. Den prominenten Briefeschreibern leihen hier ebenso prominente deutsche Hörbuchsprecher ihre Stimmen. Martina Gedeck, Anna Thalbach, Devid Striesow, Dietmar Wunder und viele andere sind dabei und stellen unter Beweis, welche Bandbreite an Gefühlen sie allein durch die Stimme zum Ausdruck bringen können. Vorgelesen erscheinen die Texte emotional sehr packend. Als Fazit kann man bei diesem tollen Hörbuch also nur festhalten:

Schreiben Sie mir, oder ich sterbe. Liebesbriefe berühmter Frauen und Männer. Herausgegeben von Petra Müller und Rainer Wieland. Mit den Stimmen von: Martina Gedeck, Anna Thalbach u.a. Random House Audio. 2016.

 

Bücherstadt Magazin

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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