Schleichend kommt der Schatten

von | 19.03.2016 | Belletristik, Buchpranger

Das Böse hat viele Gesichter. Es kommt schleichend, durch mannigfaltige Wege, aus verschiedenen Gründen. Die Schatten nisten sich ein und lassen einen nicht mehr gehen. Der Schattenkult ist ein Kult des Bösen, ein Kult, der seine Anhänger auf verschiedenen Wegen in den Bann zieht, sie aber dennoch mit Füßen tritt. Macht ist alles, was zählt. Robert Corvus erzählt von diesem Schattenkult, rückt nicht den Helden ins Rampenlicht, sondern die Entwicklung der Dunkelheit, die sich jedes Herzens bemächtigen kann. – Von Bücherbändigerin Elisabeth

Abgeordnete verschiedener Familien und Kulte waren in den Regenbogenturm der Aesol eingeladen, um dem Orakel eine Darbietung vorzuführen. Der Sieger dieses Wettkampfes hat die Erlaubnis, dem Orakel eine Frage zu stellen, die in die Zukunft blickt und wegweisend sein könnte. Der Schattenkult ist einer dieser Abordnungen und um die Macht der bösen Schatten zu brechen, rotten sich die anderen Abordnungen zusammen, um ihr Können zu vereinen. So streiten der Halbgott auf der einen und die Schattenherrin auf der anderen Seite für die Gunst, vor schattenkult1dem Orakel vorzusprechen.
Tynay ist Anhängerin des Schattenkults, eine Arriek – eine Tochter der Wüste – und hat die zweifelhafte Ehre, ihr Leben für eine Erweckung zu geben. Es geht allerdings etwas schief, Tynay überlebt und wird nun die überflüssige Helferin für ein Unterfangen, das aus Mangel an Wissen und Können zum Scheitern verurteilt ist. Allerdings hat sie – mehr als die anderen – die Idee der Schatten verstanden und verfolgt ihren eigenen Plan. Ungewollte Hilfe erhält sie von einer Tänzerin, welche den Kult verabscheut, bis widrige Umstände Liebe zu Hass werden lassen und die Schatten in ihrem Herzen Einzug halten. Und so spitzen sich die Ereignisse der Nacht zu, bis der Schattenkult dem Halbgott gegenüber steht. Und am Ende kann es nur einen Sieger geben.

Robert Corvus beschreibt in seinem „Schattenkult“-Band eine Erzählung aus dem Universum seiner Schattenwelt. Allerdings ist Schattenkult als Einzelband zu sehen, der mit den Handlungen der Trilogie nichts gemein hat. In Kapiteln beschreibt er die Ereignisse einer einzigen Nacht, die sich außerordentlich schnell zuspitzen, bis sie am nächsten Morgen ihr Ende finden. Er hat ein kleines Verwirrspiel geschaffen, in welchem Grenzen verschwimmen und Karten neu gemischt werden. Zudem ist seine Welt, die von Farben und Elementen und neuen Wesen durchwachsen ist, eine, die einige spannende Ideen mit sich bringt.
Corvus stellt nicht die Helden in den Mittelpunkt, nicht die Streiter und Verfechter des Guten, sondern stellt sich auf die Seite des Bösen und dessen Gedanken und Beweggründe. Für den einen Macht, für den anderen Anerkennung, für wieder andere Rache – die Wege in den Schatten sind vielfältig.
Tynay, das Wüstenmädchen, das ein Ritual überlebt, arbeitet sich durch ihren eiskalten Willen zu dem auf, was sie begehrt. Leider ist dieser Charakter einer der wenigen, der wirklich gute Gedanken und einiges an Tiefe aufweist. Ihre Beweggründe, die Vergleiche mit den Eigenschaften der Wüste sind gut durchdacht und charakterisieren das Mädchen. Viele andere Figuren wirken oberflächlich und austauschbar.

Corvus arbeitet mit beschreibender und oft bildhafter Sprache. Einige Szenen allerdings, auch der blutrünstigen Art, wirken ein wenig überspitzt. Zudem wird manchmal durch die ausführlichen Beschreibungen etwas Tempo weggenommen und die Geschichte zu sehr in die Länge gezogen, was dem Buch hin und wieder langatmige Stellen verleiht. Der Autor lässt es nicht an Grausamkeiten mangeln und hält sich dahingehend mit Beschreibungen nicht immer zurück. Dadurch ist das Buch auch nicht für Leser geeignet, die wenig mit beschriebener Gewalt anfangen können. „Schattenkult“ ist ein Fantasy-Buch, das auf große Komplexität verzichtet und für eine leichte Lektüre sorgt.

Schattenkult. Robert Corvus. Piper. 2014.

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