Eine Klassenfahrt mit Hindernissen

von | 15.11.2021 | Buchpranger, Kinder- und Jugendbücher

Das für den deutschen Jugendliteraturpreis 2021 nominierte Buch „Sankt Irgendwas“ von Autorin Tamara Bach erzählt von einer Abschlussfahrt, auf der etwas schrecklich schief läuft. Dies sorgt für die verschiedensten Gerüchte auf dem Schulhof. Doch was ist überhaupt geschehen? Geschichtenerzähler Adrian wollte es herausfinden und bleibt irgendwie … unbefriedigt zurück.

Eigentlich sollte es eine schöne Abschlussfahrt werden, doch es lief irgendwie nicht so wie erwartet. Nun wird etwas von Suspendierung, Polizei und von einem ominösen Handy auf dem Schulhof gemunkelt. Doch was ist wirklich passiert?

Das wissen nur die Schüler*innen sowie die begleitenden Lehrkräfte und der Busfahrer. Ob die Schüler*innen-Protokolle mehr Aufschluss bieten?

Ein ungewöhnlicher Erzählstil

„Sankt Irgendwas“ beginnt mit einigen Schüler*innen, die sich auf dem Schulhof über die neuesten Gerüchte unterhalten. Dabei wählt Autorin Tamara Bach die Form eines einfachen Wortwechsels, also nur wörtliche Rede ohne Namen. Somit wird ein realistisches Hin und Her gezeichnet, wie es auf Schulhöfen immer wieder vorkommt. Keine Namen, es zählt nur der Klatsch.

Auch die Art und Weise, wie die Ereignisse der Klassenfahrt geschildert werden, ist passend gewählt. Anhand von Tagesprotokollen, die ein Schüler schreibt, bekommt man einen Einblick in die Abläufe und das Handeln der einzelnen Personen. Zwischendrin gibt es auch zwei E-Mails des begleitenden Lehrers Herr Utz an die Eltern, die ebenfalls die Geschichte ergänzen.

Einseitige Berichterstattung

Da die Protokolle nur von Schüler*innen-Seite geschrieben wurden, ist auch die Sicht auf die Ereignisse sehr einseitig. Dies führt dazu, dass die Figur des strengen und unliebsamen Klassenlehrers Herr Utz zu eindimensional präsentiert wird.

So ist dieser immer der Böse, ständig nur streng, quält seine Schüler*innen und ist unbarmherzig. Die zweite begleitende Lehrerin, Frau Kaiser, erscheint in dem Bericht fast ausschließlich passiv. Hier wäre ein schöner Kontrast möglich gewesen, um pädagogisch aufzuzeigen, dass Lehrende auch wohlwollend und empathisch gegenüber Schüler*innen sein können.

Dem gegenübergestellt sind die Schüler*innen scheinbar nur gut. Sie haben die Strenge nicht verdient, da sie nie irgendetwas falsch machen und immer nur zu Unrecht angemeckert werden.

Potential mit Ecken und Kanten

Trotz seines ungewöhnlichen Erzählstils und der interessanten Ausgangssituation, werden einige Fragen aufgeworfen, die kaum bis gar nicht beantwortet werden. Immer wieder werden Dinge angedeutet, jedoch nie genug Bausteine geliefert, dass man es sich als Lesende*r selbst zusammenreimen könnte.

Auch die einseitige Berichterstattung zeichnet ein klischeehaftes und unangenehmes Bild des Lehrpersonals, welches den Glauben von lesenden Schüler*innen nur noch mehr anheizt, dass Lehrer*innen willkürlich streng sind und ihnen ausschließlich Schlechtes wollen. Mehr Kontrast im Verhalten und ein Einblick in das Handeln der lehrenden Begleitpersonen wären hier pädagogisch passender gewesen, etwa durch einen E-Mail-Austausch der Lehrenden untereinander oder ein Protokoll von erwachsener Seite.

PUFF!

Leider beschränkt sich der komplette Reiz von „Sankt Irgendwas“ auf das große Mysterium, das um die Klassenfahrt herum aufgebaut beziehungsweise eher aufgebauscht wird. Schlussendlich gipfelt die komplette Handlung jedoch in einem unspektakulären PUFF! und mit einem skeptischen Das-soll-es-jetzt-gewesen-sein-Gefühl.

Die Idee um einen mysteriösen Vorfall auf einer Klassenfahrt hat Potential, die Umsetzung von Tamara Bach wird diesem Mysterium jedoch nicht gerecht. Schade.

Sankt Irgendwas. Tamara Bach. Carlsen Verlag. 2020.

Adrian Ziebarth

Adrian Ziebarth

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