Safari zu den Underdogs

von | 01.07.2018 | Bilderbücher, Buchpranger, Sach- und Fachbücher

Auf unserem Planeten leben unglaublich viele Tierarten, doch wir kennen nur die immergleichen Paar, die uns ständig wieder begegnen. Hund, Katze und Maus sind überall, dabei lohnt es sich, auch mal einen Blick auf andere Erdbewohner zu werfen. In „Tiere, die kein Schwein kennt“ von Martin Brown ist Worteweberin Annika lauter interessanten Nicht-Prominenten begegnet.

Herzlich willkommen zu unserer heutigen kleinen Safari in der Bücherstadt. Hier bekommt ihr keine normalen Tiere zu sehen, weder Hunde, noch Flusspferde, noch Giraffen – stattdessen „Tiere, die kein Schwein kennt“! Anders wäre es ja auch langweilig.

Zu unserer Rechten sehen wir zuerst den großen Numbat, ein Beuteltier mit vielen Zähnen. Noch nie davon gehört? Schade, denn der Numbat ist nicht nur ziemlich beeindruckend, er ist auch stark gefährdet und könnte schneller von unserem Planeten verschwinden als der Große Panda.

Weiter geht’s zu den Ili-Pfeifhasen gleich hier vorne. Was etwas aussieht wie ein Hase ist tatsächlich Vorbild des Pokémons Pikachu und lebt in einigen Gebirgszügen in China. Das putzige Nagetier ist ein wahrer Überlebenskünstler in schneereichen Wintern und hält sich oft in Höhlen versteckt – wohl auch deswegen wurde es überhaupt erst 1983 entdeckt. Leider ist es deutlich unbeliebter als Pikachu und wird als Schädling bekämpft.

Unser vorerst letzter Stopp ist das Schutzgebiet des Onagers, eines Wildesels. Der hat ziemlichen Speed drauf, mit über 70 km/h wird er so schnell wie ein Rennpferd! Inzwischen lebt der Onager nur noch in zwei Schutzgebieten und selbst dort wird er weiter gejagt. Auch er ist also stark gefährdet.

Gefährdete Unbekannte

Es geht schon gut los: Auf der ersten Seite von „Tiere, die kein Schwein kennt“ heißt es: „Warnung: Dieses Buch wird dein Gehirn mit wunderbarem Wissen über Wildtiere vollstopfen.“ Und an dem Spruch ist auch etwas dran! Schon hier zeigt sich der ironische Ton, den Martin Brown in diesem Buch anschlägt. Der spiegelt sich in den lustig gestalteten Sprech- und Gedankenblasen und den tollen Zeichnungen, in denen die Tiere dargestellt sind. Besonders schön gestaltet: Das Bild des riesengroßen Gaurs nimmt fast die ganze Seite ein und lässt kaum Platz für Text, so dass sich die Zeilen sogar durchbiegen. Und auch die Texte sind locker verfasst, bestechen mit vielen Alliterationen und sprechen die LeserInnen immer wieder direkt an. Lernen kann also auch Spaß machen?!

Fast alle Tiere, die in Martin Browns Buch auftauchen, sind mehr oder weniger stark gefährdet. Weil von ihnen kaum jemand weiß, interessiert sich aber dafür praktisch niemand. Dieses Buch ist eine gute Gelegenheit, um das zu ändern. Neben bloßem Spaß geht es hier also durchaus um etwas Ernstes – macht aber nichts, eher im Gegenteil.

„Heute gibt es vermutlich gut 1000 Schwarzfußiltisse in freier Wildbahn. Durch die Rettungsaktion wurden sie recht bekannt, also gehören sie vielleicht gar nicht in dieses Buch. Vielleicht sind sie aber auch ein Beispiel dafür, dass Bekanntheit die Überlebenschancen erhöht, und darum geht es hier schließlich.“ (S. 51)

Vorsicht: Wissen!

Zu jedem der vorgestellten Tiere gibt es neben einem informativen, aber sehr spaßigen Text noch eine Übersicht über die Größe, den Speiseplan, den Lebensraum, den Status (bedroht oder nicht bedroht) und eine oder zwei zusätzliche Informationen zum Schmunzeln. Wusstest du zum Beispiel, dass der Speke-Kammerfinger nicht trinken muss, sondern alles Wasser durch Pflanzen aufnimmt? Oder dass Zebraducker harte Früchte mit ihrem Kopf knacken? Jetzt schon!

Wer mehr über unseren wunderbaren Planeten und die außergewöhnlichen Tiere, die ihn bewohnen, lernen möchte, ist mit Martin Browns „Tiere, die kein Schwein kennt“ gut beraten. Dieses sehr informative Sachbuch macht aber noch dazu einen Heidenspaß und darf auch deswegen im Bücherregal jedes kleinen und großen Naturforschers nicht fehlen. Kein Wunder, dass dieses Buch mit dem Leipziger Lesekompass ausgezeichnet wurde!

Tiere, die kein Schwein kennt. Martin Brown. Aus dem Englischen von Jorunn Wissmann. Gerstenberg. 2017.

 

Bücherstadt Magazin

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