Roald Dahls wundersame und zauberhafte Werke

von | 16.10.2018 | Buchpranger, Kinder- und Jugendbücher

In der Sparte „berühmte Kinderbücher“ sollte Roald Dahl nicht unerwähnt bleiben. Werke wie „Charlie und die Schokoladenfabrik“ oder „Sophiechen und der Riese“ (BFG) verzaubern bis heute und sind so gut wie jedem bekannt. Aber Dahl schrieb auch Kurzkrimigeschichten. Geschichtenzeichnerin Celina begibt sich auf Entdeckungstour durch die Buch- und Filmlandschaft zu Roald Dahl.

Mitunter sind seine berühmtesten Kinderbücher „Hexen hexen“ (Original von 1983), „Matilda“ (Original von 1988), „Charlie und die Schokoladenfabrik“ (Original von 1964) und „Sophiechen und der Riese“ (Original von 1982), die im Folgenden zuerst unter die Lupe genommen werden.

„Charlie und die Schokoladenfabrik“

Dieses Werk gehört zu Roald Dahls ältesten Kinderbuchklassikern. Darin wird die Geschichte um den Jungen Charlie Bucket erzählt, der mit seinen Eltern und seinen vier Großeltern in einem kleinen Haus zusammenlebt. Die Familie ist sehr arm und kann sich nicht mal genug zu essen leisten. Für Charlie stellt Schokolade etwas ganz Besonderes dar, da er diese sehr gerne isst und nur an seinem Geburtstag geschenkt bekommt. Eines Tages lässt der geheimnisvolle Schokoladenfabrikant Willy Wonka fünf goldene Tickets in den Schokoladentafelpackungen verstecken. Jeder, der ein Ticket findet, darf seine Fabrik besichtigen. Auch Charlie Bucket, der aufgrund der wenigen Tafeln, die er sich leisten kann, eigentlich kaum eine Chance hat, findet dennoch solch ein goldenes Ticket.

„Sophiechen und der Riese“

Das Mädchen Sophiechen lebt in einem Waisenhaus. Eines Nachts sieht sie durch das Fenster den guten Riesen GuRie, welcher sie daraufhin entführt. Er bringt sie in das Land der Riesen. Seine Begründung für die Entführung ist, dass Sophiechen sonst anderen Menschen verraten hätte, dass es ihn gibt und dadurch wäre vermutlich eine Hetzjagd nach ihm entbrannt. Im Land der Riesen wohnen aber auch noch neun andere böse Riesen, wie etwa „der Fleischfetzenfresser“ oder „der Knochenknacker“. Zu Sophiechens Entsetzen findet sie heraus, dass diese wirklich losziehen und Menschen essen. Sie entdeckt aber auch im guten Riesen GuRie einen Freund, der selbst Vegetarier ist und gemeinsam wollen sie die anderen Riesen aufhalten.

„Hexen hexen“

Diese Geschichte ist als Ich-Erzählung verfasst. Der Protagonist verliert seine Eltern und zieht zu seiner Großmutter, die ein breites Wissen über Hexen hat. Sie wohnen eigentlich in Norwegen, aber nachdem die Großmutter eine Lungenentzündung erleidet, machen sie Urlaub in einem Hotel in England. Dort wird der Protagonist während der Tagung der KGVK (Königliche Gesellschaft zur Verhinderung von Kindesmisshandlungen) im Tagungsraum eingeschlossen. Er ahnt dabei erst nichts Schlimmes, jedoch wird ihm allmählich bewusst, dass diese Tagung die alljährliche Hexensitzung ist, welche sogar von der Hoch- und Großmeisterhexe geleitet wird. Diese hat einen Plan, wie sie alle Kinder Englands in Mäuse verwandeln will. Zur Demonstration verwandelt sie vor den Augen aller Hexen den Jungen Bruno in eine Maus und kurze Zeit später auch den Protagonisten. Beide können als Mäuse entfliehen. Nun gilt es, die bösen Hexen zu stoppen.

„Matilda“

Matilda ist ein aufgeschlossenes Mädchen, deren Eltern ihre Hochbegabung nicht sehen beziehungsweise dies nicht sehen wollen. Sie bringt sich sogar im Alter von fünf Jahren selbst Lesen, Schreiben und Rechnen bei. Als sie dann in die Schule kommt, ist sie vielen Schülern bereits voraus. Sie wird von der Lehrerin Fräulein Honig unterrichtet, welche von Matilda beeindruckt ist und als einzige versucht, sie zu unterstützen. Ein weiteres großes Problem ist die Schulleiterin Frau Knüppelkuh. Diese ist herablassend zu den Kindern und fügt ihnen Gewalt zu. Auch Matilda gerät ins Visier der Rektorin.

Parallelen

Vergleicht man Roald Dahls Kinderbücher untereinander, fällt auf, dass es einige Gemeinsamkeiten gibt. Die Bücher sind märchenhaft, sodass Märchengestalten wie Hexen oder Riesen auftreten. Es werden zudem etwas grausame und gruselige Ereignisse geschildert, wie etwa in „Hexen hexen“, als der Protagonist mit vielen bösen Hexen in einem Tagungsraum eingeschlossen ist und zusieht, wie die Hexen ihre wahren, entstellten Körper zeigen.

Aber auch die Bösen bekommen die Leviten gelesen, denn typisch für Märchen gilt es schlussendlich, diese zu besiegen. Das Böse ist vielfach eine Form des Missbrauches von Macht, besonders Kindern gegenüber. So ist es etwa in „Matilda“ die Knüppelkuh, die ihre Stellung als Schulleiterin ausnutzt, um den Kindern grausame Dinge anzutun oder in „Sophiechen und der Riese“ die bösen Riesen, die ihre Stärke und Größe ausnutzten, um Kleinere zu schikanieren oder gar zu töten.

Sozialkritische Aspekte werden den Lesern nahe gebracht und als ungerecht übermittelt, wie in „Charlie und die Schokoladenfabrik“, wo die Familie nicht mal genug Geld besitzt, um alle ausreichend zu ernähren. Auch Sophiechen hat es als Waisenkind nicht leicht. Dahls Protagonisten haben es meistens gesellschaftlich und/oder in ihrem sozialen Umfeld schwer, aber aus Gründen, für die sie selbst keine Schuld tragen.

Ebenso ist charakteristisch, dass die Geschichten immer aus Sicht des guten Protagonisten, welcher meistens ein Kind ist, geschildert werden. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Naivität der Kinder hervorsticht. Aus Kindersicht wirken Gefahrensituationen nicht so schlimm und der Blick in die Zukunft bleibt optimistisch.

Auch „die Moral von der Geschicht“ ist in Dahls Werken vorhanden, in denen schlussendlich die erst vermeintlich Kleineren oder Schwächeren diejenigen sind, die sich nicht unterkriegen lassen und zeigen, was in ihnen steckt. Es zeigt, dass rücksichts- und liebevolle Eigenschaften der Protagonisten sich auszahlen, denn am Ende gewinnen die Guten.

Märchen ist nicht gleich Märchen

Vergleicht man diese Kinderbücher untereinander, ist ebenso zu sehen, mal abgesehen von dem völlig verschiedenen Inhalt, dass spezifische Differenzen auch sprachlich und in der Darstellungsform zu erkennen sind. Der Grad an Einbeziehung der Realität und der Fantasie ist unterschiedlich. Während zum Beispiel in „Matilda“ ein durchaus realer Bezug zur Familie und zur Schule besteht und erst mehr zum Ende des Buches magische Phänomene auftreten, gibt es in „Sophiechen und der Riese“ ein ganzes Riesenreich, in dem man sich mit der Protagonistin bewegt. Hinzu kommt, dass sprachliche Nuancen von Dahl gesetzt wurden, sodass die Riesen eine ganz eigene und erfundene Ausdrucksweise haben. Auch in „Hexen hexen“ hat die Hoch- und Großmeisterhexe eine besondere Art zu sprechen.

Filmadaptionen

„Hexen hexen“

Der gleichnamige Film ist 1990 von Regisseur Nicolas Roeg erschienen. Das Buch wird zwar als Grundlage verwendet, jedoch wurden viele Details abgewandelt. Leider wurden einige Szenen so verändert, dass bestimmte Aspekte aus dem Buch zu sehr in den Hintergrund rücken oder gar nicht mehr vorhanden sind. Zudem sind der Schnitt und der Szenenwechsel des Öfteren zu schnell und zu hektisch, sodass man manchmal entweder verwirrt ist oder einem etwas entgeht.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist ebenfalls die Animation der Mäuse. Gerade aus heutiger Sicht erscheint die Technik von damals abgehackt und die Mäusepuppen wirken unrealistisch. Generell ist der Film verständlich und auch das abgeänderte Ende kann sich sehen lassen. Man kann es als eine weitere Version sehen, wie die Geschichte noch hätte ausgehen können.

[tds_note]„Charlie und die Schokoladenfabrik“ wurde bereits zweimal verfilmt. Dazu mehr hier.[/tds_note]

„Matilda“

Der gleichnamige Film kam 1996 in die Kinos, und zwar unter der Regie von Danny DeVito, der darin auch die Rolle des Vaters von Matilda übernommen hat. Er bewegt sich bis auf einige Ausnahmen recht nah an der Kinderbuchvorlage. Die Ausnahmen stellen vielfach auch Szenen dar, die zusätzlich im Film eingebracht wurden. Zum Beispiel als die böse Knüppelkuh als Strafe einen recht korpulenten Jungen dazu zwingt, vor den Kindern der gesamten Schule einen riesengroßen Schokokuchen in sich hineinzuzwängen, sodass einem vom Zuschauen schon schlecht wird.

„BFG – Big Friendly Giant“

Die Verfilmung lehnt sich namentlich an den englischen Titel des Buches „The BFG“ an. Es ist ein US-amerikanisch-britisch-kanadischer Fantasyfilm von Regisseur Steven Spielberg aus dem Jahr 2016. Der Film ist bis auf ein paar Abweichungen nah an der Romanvorlage. Zum Beispiel erscheint Sophiechen im Film älter und wirkt fordernder als im Buch. Die Verbildlichungen und Animationen sind fantastisch gelungen, sodass die Welt rund um die Riesen sowie die Riesen selbst gut zum Ausdruck kommen.

Kurzkrimigeschichten

Die meisten Werke von Roald Dahl, auch seine Kinderbücher, sind keine dicken Wälzer. Er schafft es einfach auch in kleineren Formaten, fantastische Geschichten zu schreiben. Ebenso ist es bei seinen Kurzkrimigeschichten, die er zum Großteil noch vor seinen Kinderbüchern schrieb. Diese haben ein offenes Ende und die Pointen bahnen sich am Schluss an, werden aber nicht ausgeschrieben. Die Kurzgeschichten haben oft einen Bezug zu Alltagssituationen, sodass man in die Szenerie schnell hineinkommt.

Die Bücher muss man gelesen haben

Dahls Kinderbücher sind leicht verständlich und dennoch sprachlich gewandt mit Liebe zum Detail geschrieben. Die Bücher können auch von Erwachsenen gelesen werden, die Lust haben, in fantastische und märchenhafte Welten einzutauchen. Wie etwa bei den Märchen der Gebrüder Grimm fiebert man mit bis zu Schluss und will sehen, wie der Protagonist gewinnt. Aber auch seine Kurzkrimigeschichten haben es in sich.

Bücher: Küßchen, Küßchen! (Die Küsschen-Reihe, Band 1). Roald Dahl. Übersetzung: Wolfheinrich von der Mülbe. Rowohlt Taschenbuch. Auflage 68. 1975.

Hörbücher: Der Weg zum Himmel: 3 Kriminalhörspiele. Der Weg zum Himmel, Der Mann aus dem Süden, Geschmack. Roald Dahl. Sprecher: Hansjörg Felmy. Der Audio Verlag. 2002.

Mehr zu Roald Dahl gibt es hier.

Illustrationen: Geschichtenzeichnerin Celina

 

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