Resident Evil und Underworld lassen grüßen

von | 04.11.2014 | Belletristik, Buchpranger

Niemals wollte die fünfundzwanzigjährige Söldnerin Kate etwas mit dem Orden zu tun haben. Doch als ihr Ziehvater Greg brutal ermordet wird, zieht es sie zurück in die Stadt Atlanta, wo sie alles daran setzt den Mord an Greg aufzuklären. Dabei stößt sie auf jede Menge merkwürdiger Hinweise, denen sie nachgeht und auf die mächtigen Drahtzieher der Lager von Nekromanten und Gestaltwandlern trifft. Auch wenn sie es versteht, sich mit ihrem magischen Schwert Slayer zu verteidigen, birgt die Suche nach dem Mörder größere Gefahren mit sich.

Während der Orden in „Die Nacht der Magie“ von Ilona Andrews als Institution seiner Aussage nach für Sicherheit sorgt, gehen Nekromanten und Gestaltwandler ihren eigenen Geschäften nach. Nekromanten unterhalten Casinos und geben sich den Vergnügen hin, während Gestaltwandler in ihren eingeschworenen Rudeln zusammenleben. Fans von düsterer Fantasy dürften begeistert sein, dass die übernatürlichen Wesen hier wirklich böse sind. Nekromanten sind schmierige Typen, die untote Vampire lenken und Gestaltwandler verwandeln sich in mächtige Bestien. Leider nicht alle, manche verwandeln sich auch nur in Ratten.
Die Vielfalt der Wesen macht das Buch interessant. Auch dass die Gestaltwandler je nach Form ihre menschlichen Augen behalten, macht das ganze deutlich stimmiger, als andere viel zu kuschelig geratene Gestaltwandler. Die Vampire sind hier nur untote Bestien, die mehr mit Zombies aus Resident Evil gemein haben als mit dem Bild, das Dracula geprägt hat.

Wie man merkt, versucht das Buch mit einer düsteren Interpretation der magischen Wesen eine neue Richtung einzuschlagen, was zunächst auch sehr gut gelingt. Jedoch erinnert es oft zu sehr an bekannte Filme, wie schon erwähnt, Resident Evil mit mutierten Zombies, sowie an Underworld mit seiner starken Protagonistin Celine.
Dennoch spielt das Buch auch mit seinen Klischees. Die unglaublich taffe Protagonistin Kate bleibt ihrer Rolle treu. Sie kämpft sich alleine durch und vertraut nur wenigen. Durch die Ich-Perspektive schafft das Buch es aber auch, den Leser hinter diese oberflächliche Fassade blicken zu lassen. Auch kann die Perspektive durch immer wieder einfließende, sarkastische Kommentare punkten, die die Erzählung zwischendurch immer auflockern. Sie zeigen, dass sich Kate bewusst ist, wie gut sie in die Rolle der Söldnerin hinein passt und bricht an einigen Stellen daraus aus. Die anderen Charaktere schaffen es jedoch nicht, sich aus ihren Rollen zu lösen. Wenn der Herr der Bestien sich zum fünften Mal cool an eine Wand lehnt, fragt man sich, ob er nicht doch zu viel Testosteron hat.
Auch wenn viele männliche Charaktere sich für Kate interessieren, bleibt sie die Einzelkämpferin und lässt sich nur schwer umgarnen. Wer am Anfang der Reihe Romantik und Erotik sucht, ist hier falsch. Dafür gibt es jede Menge Szenen, in denen Untote gemetzelt werden. Erst spätere Bände der Reihe versprechen mehr auf die Romantik einzugehen. Interessantester Aspekt der Geschichte ist der Wechsel zwischen Magie und Technik. Beides wechselt sich in unregelmäßigen Abständen ab und das entsprechend Gegenteilige funktioniert in diesen Phasen nicht mehr.

Insgesamt wartet das Buch mit einem düsteren Urban Fantasy-Setting, einer starken Protagonistin und einer durchschnittlich spannenden Geschichte auf. Unter der im vorigen Beitrag erwähnten Romantasy, freut man sich als Leser sehr über so einen Roman, der den Fokus auf Action legt und von romantischen Liebesschwüren absieht.

Daniela

Die Nacht der Magie – Stadt der Finsternis 1; Ilona Andrews; Jochen Schwarzer (Übersetzer); Lyx; 2009

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