Pardon, Monsieur, ist dieser Hund blind?

by Zeichensetzerin Alexa

„Par­don, Mon­sieur, ist die­ser Hund blind?“, im fran­zö­si­schen Ori­gi­nal „Mamie mémoire“, wurde 2000 mit dem Prix Chro­nos, 2001 mit dem Prix des Incor­rup­ti­bles aus­ge­zeich­net und 2006 als Thea­ter­stück adaptiert.

Cover © Urach­haus

„Wenn ich mich recht erin­nere, war es ein Brand, der die Ereig­nisse beschleu­nigt hat...“ Mit die­sem ers­ten Satz beginnt die drei­zehn-jäh­rige Véro ihre Erzäh­lung über das Leben mir Omama Béné­dicte Lavielle. Der Brand in Omamas Haus ver­än­dert das ganze Leben von Véros Fami­lie, denn sie müs­sen sich ein­ge­ste­hen, dass Oma drin­gend in Behand­lung sollte. Sie wird ver­gess­lich. Omama zieht in das Haus ihrer Toch­ter ein und Véro, ihre Enke­lin, muss ihr Zim­mer räu­men. Zuerst ent­täuscht dar­über, gewöhnt sie sich doch schnell an die neuen Umstände. Doch Omamas Zustand ver­schlech­tert sich immer mehr. Der Arzt redet von der Alz­hei­mer­krank­heit. Sie räumt nachts die Schränke aus, Besteck und Toi­let­ten­pa­pier hor­tet sie unter dem Bett, sie tele­fo­niert stun­den­lang ins Aus­land und möchte unbe­dingt auf dem Schwarz­markt ein­kau­fen, denn für sie ist immer noch Krieg. Doch die Fami­lie lässt sich nicht erschüt­tern und ste­hen Omama trotz aller skur­ri­ler Akti­vi­tä­ten zur Seite und beschäf­ti­gen sich mit ihr – und ler­nen sie dadurch auf eine ganz neue Weise ken­nen, bekom­men plötz­lich einen Ein­blick in das ver­gan­gene auf­re­gende Leben der Béné­dicte Lavielle.

„Par­don, Mon­sieur, ist die­ser Hund blind?“, im fran­zö­si­schen Ori­gi­nal „Mamie mémoire“, wurde 2000 mit dem Prix Chro­nos, 2001 mit dem Prix des Incor­rup­ti­bles aus­ge­zeich­net und 2006 als Thea­ter­stück adap­tiert. Das erfolg­rei­che Buch gehört inzwi­schen sogar zur Pflicht­lek­türe in den fran­zö­si­schen Col­lè­ges. Hervé Jaouen befasst sich in sei­nem Jugend­ro­man auf äußerst ein­fühl­same und lie­be­volle Weise mit der an sich so schwe­ren The­ma­tik der Alz­hei­mer­krank­heit. Er schafft es, das Thema leicht zu ver­pa­cken, was unter ande­rem auch an dem begeis­tern­den und herz­lich-iro­ni­schen Humor der Erzäh­le­rin Véro liegt, die man sofort lieb­ge­winnt. Schnör­kel­los, ohne zu viel Sen­ti­men­ta­li­tät, berich­tet sie aus dem plötz­lich sehr tur­bu­len­ten Fami­li­en­le­ben – und das auf eine solch erfri­schende und auch sehr humor­volle Art und Weise, dass man trotz der Ernst­haf­tig­keit immer wie­der schmun­zeln muss.

Und genau dies macht das Buch zu etwas Beson­de­rem! Denn trotz allem macht man sich als Leser seine Gedan­ken zur Krank­heit selbst, zu den Fol­gen und man wird sehr sen­si­bel für die The­ma­tik. Diese lie­be­volle Geschichte, die der Omama Béné­dicte gewid­met wurde, geht dem Leser ans Herz und berührt – das ist sicher. Aber sie legt sich nicht so schwer auf das Herz, wie es manch andere Geschich­ten die­ser Art tun. Und so kön­nen sich auch schon junge Leser etwas befrei­ter und leich­ter mit dem Thema Alz­hei­mer beschäftigen.

„Omama hat kein Gefühl mehr für die Jah­res­zei­ten. Das muss furcht­bar sein.“
„Nein. Weil die Jah­res­zei­ten in ihrem Kopf in Licht­ge­schwin­dig­keit vor­über­zie­hen. Sie weiß seit­dem nicht mehr, dass sie sterb­lich ist. Omama lebt im Para­dies der vier Jah­res­zei­ten, die sich unauf­hör­lich abwech­seln. (Seite 173)

© Alex­an­dra Zylenas
www​.bue​cher​kaf​fee​.blog​spot​.de

Eine exklu­sive Lese­probe fin­det ihr hier.

Titel: Par­don, Mon­sieur, ist die­ser Hund blind?
Autor: Hervé Jaouen
Ver­lag: Urach­haus Verlag
Erschei­nungs­jahr: 2013

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