„Papyrus“: Ein Buch über Bücher

by Satzhüterin Pia

Irene Val­lejo schrieb mit „Papy­rus“ ein Buch über „die Geschichte der Welt in Büchern“, wie der Unter­ti­tel ver­rät. Ein auf­schluss­rei­ches und unter­halt­sa­mes Sach­buch, fin­det Satz­hü­te­rin Pia.

Die Biblio­thek von Alex­an­dria war die bedeu­tendste Biblio­thek der Antike und ist selbst geschichts­un­kun­di­gen Men­schen heute noch ein Begriff. Genauso Alex­an­der der Große (356 v. Chr. bis 323 v. Chr.), der geschichts­träch­tige König von Make­do­nien (heute ein Teil Grie­chen­lands), des­sen Name nicht umsonst eben­je­nen Zusatz bekam. „Der Große“ war Pro­gramm: Es ging über Welt­po­li­ti­sches und Erobe­run­gen hin­aus, denn er hatte auch die enor­men Ambi­tio­nen, alle Bücher der Welt zusam­men­zu­tra­gen und legte den Grund­stein für die Biblio­thek von Alex­an­dria. Es waren noch keine Bücher, wie wir sie heute ken­nen, aber es gab hier einen enor­men Bestand an Schriftrollen.

Wissenswertes für Bibliophile

Dass die Biblio­thek von Alex­an­dria durch Alex­an­der den Gro­ßen initi­iert wurde, ist ein durch­aus span­nen­der Fakt und selbst mir unbe­kannt gewe­sen, obwohl ich Geschichte als Zweit­fach im Bache­lor stu­diert habe und natür­lich auch ein Semi­nar zum gro­ßen Alex­an­der besuchte. Mein Haupt­fach war Ger­ma­nis­tik, zusam­men bil­det bei­des eine per­fekte Grund­lage, um ein Buch wie „Papy­rus“ so rich­tig zu fei­ern. Aber den­noch drängt sich (mir) die Frage auf:

Kann ein Sach­buch über Bücher span­nend sein? Und was kann es uns Neues erzäh­len, wenn es gar zurück zu den Anfän­gen der ers­ten bedeu­ten­den Biblio­thek geht, zu den Anfän­gen von Schrift und den ers­ten Büchern?

Die kurze Ant­wort ist: Ja. Die lange Ant­wort: Val­le­jos ins­ge­samt gefäl­li­ger und gut les­ba­rer Schreib­stil sowie die Ver­knüp­fung zu Par­al­le­len aktu­el­ler Ereig­nisse machen das Buch trotz sei­ner beacht­li­chen Sei­ten­zahl von mehr als 660 Sei­ten sehr lesens­wert. Beson­ders aber natür­lich für biblio­phile Men­schen – ein Selbst­läu­fer, immer­hin ist das ein Buch über Bücher und deren Geschichte.

Dass sich die Geschichte wie­der­holt, oder sich zumin­dest Par­al­le­len erken­nen las­sen, zeigt bei­spiels­weise der Wan­del vom Münd­li­chen zum Schrift­li­chen und den Sor­gen eini­ger Gelehr­ter, dass das Gedächt­nis dabei auf der Stre­cke bleibt. Ganz ähn­lich ver­hält es sich mit dem Inter­net, schreibt Vallejo:

„Das ver­füg­bare Wis­sen ist offen­sicht­lich grö­ßer denn je, aber fast alles wird außer­halb unse­res Gehirns gespei­chert. […] Wo bleibt das Wis­sen unter der Flut an Daten? […] Sind wir am Ende unwis­sen­der als unsere gedächt­nis­rei­chen Vor­fah­ren in den alten Zei­ten der Münd­lich­keit?“ (S. 198)

Im Buch geht es um die Ent­ste­hung und Ent­wick­lung des Buches, aber auch der Schrift bis hin zum heu­ti­gen Alpha­bet. Es man­gelt dem Text nicht an Details. Manch­mal sollte man als Leser:in eine kleine Pause machen, dann wie­der ist der anek­do­ti­sche Cha­rak­ter des Buches auch ein Grund, es erst­mal nicht wie­der aus der Hand legen zu wollen.

Daten, Fakten, Anekdoten

Die Masse an Infor­ma­tio­nen kann über­wäl­ti­gen, aber letzt­end­lich ist es nicht wich­tig, sich jeden Namen zu mer­ken – das Gesamt­bild macht auch so genug Ein­druck. Jede:r Leser:in wird dem Buch eine andere span­nende Anek­dote ent­neh­men kön­nen und den Text ein wei­te­res Mal zu lesen (oder alter­na­tiv beim zwei­ten Mal das Hör­buch zu neh­men) ist durch­aus eine Option. Der leb­hafte und recht umgangs­sprach­li­che Stil des Buches wirft hin und wie­der gar die Frage auf, ob wirk­lich alles geschicht­lich belegt und gesi­chert ist – die mehr als 60 Sei­ten Quel­len- und Lite­ra­tur­ver­zeich­nis am Ende spre­chen da aber Bände.

Ein Sach­buch, das Sei­nes­glei­chen sucht: „Papy­rus“ ist ein Buch für Biblio­phile, für Geschichts­in­ter­es­sierte und gene­rell Inter­es­sierte. Sehr gut les­bar und in kurze Kapi­tel geglie­dert, lässt es sich gut durch­blät­tern, pau­sie­ren und wei­ter­le­sen. Wer taucht nicht gerne immer wie­der ein, in „die Geschichte der Welt in Büchern“?

Papy­rus. Die Geschichte der Welt in Büchern. Irene Val­lejo. Über­set­zung: Maria Mei­nel, Luis Ruby. Dio­ge­nes. 2022.

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