Nickel und Horn: Irgendwo in Afrika

von | 16.03.2021 | Buchpranger, Kinder- und Jugendbücher

Mit den beiden tierischen Detektiven Nickel und Horn war Worteweberin Annika bereits auf der Suche nach dem Pupsetier und der Haushälterin Frau Perle. In „Nickel und Horn auf Safari“ von Florian Beckerhoff geht es nun nach… Afrika.

Nickel, das weitsichtige Meerschweinchen mit dem klaren Verstand, und Horn, der kurzsichtige Papagei mit Piratenvergangenheit, sind mir wirklich ans Herz gewachsen. Der erste Band, „Zwei Detektive mit Durchblick“, begeisterte mich mit lustigen Wortspielen, liebenswerten Figuren und einer gelungenen Mischung an (Kinder-)Themen. Auch der Nachfolgeband „Sondereinsatz für Frau Perle“ brachte mich immer wieder zum Schmunzeln. Die Vorfreude auf „Nickel und Horn auf Safari“ war also groß. Leider hat es aber beim dritten Mal nicht gefunkt zwischen Florian Beckerhoffs Detektiven und mir. Warum?

Tierisches Abenteuer

Beginnen wir mit dem Inhalt. Dem Herrchen von Nickel und Horn, dem pensionierten Detektiv Herrn Locke, flattert ein Brief von der Wissenschaftlerin Marry Curry ins Haus: Sie braucht unbedingt Unterstützung in Afrika. Als vor langer Zeit Marrys Formel der Unsterblichkeit gestohlen wurde, konnte Herr Locke den Fall nicht lösen. Nun hat Marry den Dieb ausfindig gemacht und ist ihm wahrscheinlich in die Fänge geraten. Mit Hund Schlappi, Haushälterin Frau Perle und Herrn Locke machen sich Nickel und Horn auf den Weg, sie zu befreien.

Wie immer helfen ihnen unterschiedliche tierische Freunde bei ihrem Abenteuer – ein ganzer Reigen an Savannentieren bevölkert den Mittelteil des Buches. „Pinke Möwen“ (Flamingos), zahme Löwen, ein Vogelstrauß, ein Elefant, ein Flusspferd, eine Giraffe, Schakale, Hyänen, Geier und eine Spinne geben sich die Klinke in die Hand – sie alle haben kurze Auftritte und bleiben beliebig. Während die Tiere in den anderen Bänden Funktionen erfüllt haben oder durch witzige Eigenschaften glänzen konnten wie die buddhistische Ente Konfuzius, sind die Savannentiere vor allem exotisch.

Böse Diebe, gute Detektive und die Sache mit Afrika

Von Detektivgeschichten für Kinder erwartet man nicht unbedingt ausgetüftelte Kriminalfälle, aber solide sollten sie doch sein. Bei „Nickel und Horn auf Safari“ haben sich mir viele Fragen gestellt: Ja, der Dieb hat ein Motiv, aber… (So schlimm sind ältere Geschwister doch auch nicht?) Wenn er schon unsterblich ist, warum muss er dann noch Menschen entführen?

Und warum ist er so extrem bösartig? Sätze wie „Am Ende müsst ihr alle sterben“ können die jungen Leserinnen und Leser erschrecken und der Bösewicht will sogar auf die Freunde schießen. Ob das tatsächlich notwendig ist? Bei der Befreiung von der Ranch gibt es zudem kleine Logiklöcher. Insgesamt wirkt die Geschichte also ziemlich zusammengeschustert.

Eine weitere Frage, die ich mir gestellt habe: Warum spielt dieser Band eigentlich in Afrika? Und überhaupt – Afrika? Der Kontinent ist groß und der Zielgruppe von neugierigen Kindern ab 6 Jahren könnte man durchaus auch einen Ländernamen zumuten. Noch dazu wird Afrika hier weitestgehend auf Savannentiere und ein Dorf aus Strohhütten reduziert. Das passt natürlich gut zum klischeehaften Bild von „Afrika“, das in Europa verbreitet ist, und lässt doch außer Acht, dass es dort natürlich nicht überall gleich aussieht. Ein sensiblerer Umgang wäre wünschenswert.

Trotzdem unsterblich?

Nickel und Horn sind „auf Safari“ definitiv nicht in Höchstform. Trotzdem haben sie ihren alten Charme nicht ganz verloren, „karamba!“. In diesem Band kann man lernen, dass Wale und Flusspferde eng verwandt sind und Flusspferde sogar richtig weit laufen können. Horns Piratengeschichten machen neugierig auf seine Vergangenheit bei Kapitän Gurkennase, Nickel behält einen kühlen Kopf und die Formel der Unsterblichkeit als zauberhaftes Element der Detektivgeschichte regt zum Nachdenken an. Möchte ich eigentlich ewig leben? Machen Geschichten ihre Figuren unsterblich?

„Nickel und Horn auf Safari“ wird nicht die Geschichte sein, mit der die Detektive mit Durchblick bei mir in unsterblicher Erinnerung bleiben. Aber wenn sich das Bücherstadt-Baby im Haus in ein paar Jahren in die tierischen Ermittler verliebt, werden wir auch diesen Band gemeinsam lesen – und auch etwas zu lachen haben.

Nickel und Horn auf Safari. Florian Beckerhoff. Illustrationen: Barbara Scholz. Thienemann. 2020.

Bücherstadt Magazin

Bücherstadt Magazin

Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir sind umgezogen!

Wir sind kürzlich umgezogen und müssen noch einige Kisten auspacken. Noch steht nicht alles an der richtigen Stelle. Solltet ihr etwas vermissen oder Fehler entdecken, freuen wir uns über eine Nachricht an mail@buecherstadtmagazin.de – vielen Dank!

Newsletter

Erhaltet einmal im Monat News aus Bücherstadt. Mehr Informationen zum Newsletter gibt es hier.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner