Nachdenkliche Zeitreise ins 23. Jahrhundert

by Bücherstadt Kurier

„Blät­ter­rau­schen“ ver­lässt die Gren­zen action-basier­ter Sci­ence-Fic­tion und war­tet mit guten Cha­rak­te­ren, span­nen­den Wen­de­punk­ten und erns­ten Gedan­ken auf. Ein Jugend­buch, das sich erfreu­li­cher­weise an kein bestimm­tes Geschlecht richtet.

Es ist über­ra­schend, dass ein Buch mal nicht durch sei­nen Titel ver­rät, wel­chem Genre es zuge­hört. Bei einem flüch­ti­gen Blick auf den Ein­band sind es zuerst die Kin­der im Schau­fens­ter einer Buch­hand­lung, die ins Auge fal­len. Also ein Buch über Kin­der und Bücher? Nun, ganz falsch ist das nicht. Denn im Laufe der Hand­lung geht es immer mal wie­der um Bücher und Geschichten.

Aber eigent­lich ist „Blät­ter­rau­schen“ ein Sci­ence-Fic­tion-Roman für jün­gere Jugend­li­che ab etwa 10 – 12 Jah­ren. Oli­ver, Iris und Rosa sind Mit­glie­der des Leseclubs der Buch­hand­lung Blät­ter­rau­schen. An einem stür­mi­schen Tag klopft plötz­lich ein selt­sa­mer Junge an die Hin­ter­tür. Nach und nach begrei­fen die drei, dass der Junge, gar nicht ver­rückt ist, son­dern aus der Zukunft kommt. Bevor sie wirk­lich dar­über nach­den­ken kön­nen, ste­cken sie schon mit­ten in den Pro­ble­men der zukünf­ti­gen Gesell­schaft und erfah­ren eine schreck­li­che Wahr­heit über das, was ihnen bevor­steht, wenn sie wie­der in ihre eigene Zeit zurückkehren…

Zuerst erschei­nen die Prot­ago­nis­ten wie das klas­si­sche Kin­der­buch­trio: ein nor­ma­ler, fast lang­wei­li­ger Junge, eine zickige Schön­heit und ein ner­vi­ges, wis­sens­durs­ti­ges Mäd­chen. Zum Glück ent­wi­ckeln sich die Figu­ren und zei­gen mehr Cha­rak­ter, sodass sie am Ende weni­ger kli­schee­haft und um eini­ges sym­pa­thi­scher sind.

Etwas gewöh­nungs­be­dürf­tig ist die häu­fige Ein­bin­dung von eng­li­schen Sät­zen und Wör­tern, was einer­seits Sinn ergibt, da die Men­schen der Zukunft bei Rah­lens eigent­lich Eng­lisch spre­chen. Ande­rer­seits erfor­dert es aber auch einige Erklä­run­gen. Außer­dem müs­sen auch die zukünf­tige Gesell­schaft und die Funk­ti­ons­weise von Zeit­rei­sen erläu­tert wer­den. Ins­ge­samt gese­hen hält sich die Anzahl der Erklä­run­gen aber in Gren­zen und ist der Ziel­gruppe ange­mes­sen. Erste Eng­lisch­kennt­nisse sind beim Lesen aber nicht verkehrt.

Die Geschichte ist fes­selnd und schnei­det unge­wohnt ernste The­men für ein Jugend­buch an. Nicht nur gera­ten die Prot­ago­nis­ten in Lebens­ge­fahr, son­dern müs­sen auch eine Ent­schei­dung tref­fen, die schluss­end­lich nie­mals zu einem wah­ren Happy End für die Lesen­den füh­ren kann. Zum Glück weiß das Holly-Jane Rah­lens und ret­tet, was zu ret­ten ist. Am Ende kann man damit leben, muss aber noch ein wenig dar­über nach­den­ken. Gerade des­we­gen ist „Blät­ter­rau­schen“ auf eine eigene, ange­nehme Weise beeindruckend.

Ronja

Blät­ter­rau­schen, Holly-Jane Rah­lens, Ulrike Wasel (Über­set­ze­rin),
Klaus Tim­mer­mann (Über­set­zer), Rowohlt Ver­lag, 2015

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