Müsli mit Apfelsaft „Bosco Rübe rast durchs Jahr“

by Worteweberin Annika

Bosco RübeEr möchte die Milch aus der Apfel­saft­fla­sche in sein Müsli, fliegt mit sei­nem bes­ten Freund Jonte zum Mond und rei­tet auf der Scho­ko­ach­ter­bahn: In „Bosco Rübe rast durchs Jahr“ von Finn-Ole Hein­rich und Dita Zip­fel beglei­ten Worte­we­be­rin Annika und ihr Sohn einen Drei­jäh­ri­gen – und müs­sen beide herz­lich lachen.

Bosco rast in den ein bis sechs Sei­ten kur­zen Geschich­ten mit Voll­gas auf sei­nen vier­ten Geburts­tag zu: Da wer­den Advents­ka­len­der aus­ge­packt, es wird die Oster-Brot­schmier­welt­meis­ter­schaft vor­be­rei­tet und der Som­mer wird mit Was­ser­schlach­ten begrüßt. Die Jah­res­zei­ten bil­den so den Rah­men des Buches, ohne bloß kalen­da­ri­sche Mei­len­steine wie Weih­nach­ten, Kar­ne­val oder Ostern abzu­bil­den. Statt­des­sen sind es Boscos all­täg­li­che Erleb­nisse, die erzählt wer­den: Spiele mit Freun­den, die Vor­freude auf gemein­sa­mes Klet­ter­bro­kant-Essen, Angst vor Krebs­sche­ren in der Nacht und die Freude, in die Mama-Wolke ein­zu­tau­chen. Gleich die erste Geschichte von der Nacht nach Boscos drit­tem Geburts­tag zeigt, was die­ses Buch so beson­ders macht:

„Bosco steht noch mit­ten­drin im Ges­tern, in sei­nem gro­ßen drit­ten Geburts­tag. (…) Da ste­hen noch die Tel­ler, da lie­gen die Geschenke, Kum­pel Ökkel lehnt an der Gieß­kanne für Kakao, neben ihm ein Luft­bal­lon, Kon­fetti über­all. (…) Bosco fühlt, wie seine Augen nass wer­den. Wie am Ende vom Lieb­lings­lied.“ (S. 4)

Gefühlschaos

Das Duo Finn-Ole Hein­rich und Dita Zip­fel erzählt ganz nah am Erle­ben und an den Emo­tio­nen des Kin­des. Die bei­den schil­dern zum Bei­spiel Boscos Wut, als Jus­tin einen Rol­ler zum Geburts­tag bekommt und Bosco plötz­lich sicher ist, das müsse sein Rol­ler sein. Und wie er kurz dar­auf vor Lachen unter dem Tisch liegt, weil die dro­hen­den Regeln der Erwach­se­nen ein­fach bescheu­ert sind:

„‚Wer den Boden nicht isst, kriegt auch kei­nen Kuchen‘, sagt Baba. Sie sagt immer so Sachen, die erge­ben über­haupt kei­nen Sinn. Wer den Kuchen nicht sieht, malt auch keine Wurst.“ (S. 17)

Angst, Wut, Freude und die ganz große Liebe lie­gen im Kin­der­le­ben nah bei­ein­an­der und die Epi­so­den laden die Kleins­ten zum Mit­füh­len ein und hal­ten uns Vorleser*innen auch schon mal den Spie­gel vor.

Zu Gast im Kinderhirn

Boscos aber­wit­zige Ideen, Wün­sche und Wort­krea­tio­nen wir­ken wie direkt einem Kin­der­hirn ent­sprun­gen (und immer­hin haben die Autor*innen ein gemein­sa­mes Kind). So habe auch ich als Mama beim Vor­le­sen stän­dig etwas zu lachen – und frage mich, ob das erzählte Kind wirk­lich „Bosco“ heißt oder nicht doch mein eige­ner Zwerg ist, wenn Bosco sich zum Bei­spiel Müsli mit Apfel­saft wünscht, oder Joghurt, Zwie­beln und Man­del­mus auf sein Brot schmiert…

„Bosco möchte Müsli ohne Milch. Und Apfel­saft MIT. Einen gro­ßen Tel­ler, einen klei­nen Löf­fel. Nicht das Glas mit dem Ele­fan­ten, der guckt komisch. (…) Das Brot für Mama soll nicht getoas­tet wer­den. Papa soll heute auf Rosas Stuhl sit­zen und Rosa auf Mamas und Mama auf Alvas. Der große Tel­ler ist zu blau.“ (S. 10)

Natür­lich kann an die Ach­ter­bahn­fahrt des Rüben-All­tags auch das Kind direkt anknüp­fen und lacht herz­lich über „Blau­beer­k­akaeis“ und „Eier­feuer“. In den ganz beson­de­ren Ton der Spra­che von Dita Zip­fel und Finn-Ole Hein­rich haben wir uns schon in vor­he­ri­gen Titeln wie „Tre­cker kommt mit“ oder „Monsta“ ver­liebt. Auch in „Bosco Rübe rast durchs Jahr“ erzäh­len die bei­den herr­lich frech und echt.

Die Welt der Rüben

Die Figu­ren­welt aus die­sem Vor­le­se­buch haben Zip­fel und Hein­rich schon im Bil­der­buch „Schla­fen wie die Rüben“ ent­wi­ckelt. Sicher­lich kann man die Namen der Figu­ren schnel­ler zuord­nen, wenn man schon in den Rüben-Kos­mos her­ein­ge­schnup­pert hat – immer­hin war­ten lus­tige Namen wie „Ökkel“, Boscos Kno­ten-Kuschel­tier, und die Figu­ren wer­den oft neben­bei oder erst im Nach­hin­ein ein­ge­führt. Aber mein Sohn und ich kamen trotz­dem gleich gut in den Geschich­ten an, auch wenn wir „Schla­fen wie die Rüben“ nur vor eini­gen Mona­ten aus der Büche­rei aus­ge­lie­hen hatten.

„Bosco Rübe rast durchs Jahr“ hat das Kind und mich so begeis­tert, dass wir nicht Abend für Abend ein bis zwei Geschich­ten gele­sen haben, son­dern an zwei Nach­mit­ta­gen in Folge durch das ganze Buch gerast sind, zu unse­ren Lieb­lings­ge­schich­ten immer wie­der zurück­blät­ternd. Die­ses Vor­le­se­buch ist ein Schatz für alle Fami­lien. Weil: chao­tisch, berüh­rend, wahr­haf­tig, lus­tig und unge­mein aberwitzig!

Bosco Rübe rast durchs Jahr. Vor­le­se­ge­schich­ten für alle ab 3. Text: Dita Zip­fel & Finn-Ole Hein­rich. Illus­tra­tion: Tine Schulz. Mai­risch. 2022.

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