Morgen darf ich essen, was ich will – und heute?

von | 06.05.2018 | #litfutter, Kreativlabor, Specials

Kaum spürt man die ersten Sonnenstrahlen auf der Haut, wird man förmlich von den Zeitschriftencovern angeschrien. „7 Kilo in 7 Tagen verlieren!“ „Sommerbody ganz leicht mit der Saftkur!“ „Schön und schlank am Strand“. Poesiearchitektin Lena erzählt von ihrer Erfahrung mit der Diät.

Ich gehe schnell weiter und spüre plötzlich die Weihnachtsplätzchen und die Schokoladenostereier in meinem Bauch, den Oberschenkeln und der Hüfte rhythmisch mitwackeln. Sport ist nicht so meins. Also wie den Wohlfühlkörper erarbeiten?

Eine Erinnerung tauchte plötzlich auf. Ein Gespräch zwischen einer Freundin und mir, die mir etwas über die 1-0 Diät erzählt hatte, bei der man an einem Tag überhaupt nichts isst und am nächsten so viel und alles, was man will. Ich hatte damals gar nicht genau zugehört, weil es absolut ungesund und anstrengend klang. Jetzt allerdings überwiegen für mich die Vorteile. Man spart Geld, weil man nicht so viel einkaufen muss, kochen fällt jeden zweiten Tag weg, an den Tagen, an denen man nichts isst, trinkt man umso mehr Wasser, und die Fettzellen leeren sich im Schlaf, sodass man satt aufwacht. Klingt ja gar nicht so schlecht.

Die erste Woche war der absolute Horror. Am 0-Tag bekam ich die Kopfschmerzen kaum weg und das Magenknurren war noch nie so laut gewesen. Ich konnte mich kaum konzentrieren und dachte nur an alles, was ich am Tag darauf essen wollte. Allerdings konnte ich das alles gar nicht essen, da mein Hunger gar nicht so groß war wie mein Appetit. Außerdem musste ich mich andauernd blöden Kommentaren und Blicken aussetzen, wenn ich eine Einladung zum Essen ablehnen musste, weil an diesem Tag essen „verboten“ war. Mein soziales Leben fing an, unter dem „Ich darf nichts essen, nur Tee und Kaffee pur trinken“-Tag zu leiden. Dennoch habe ich es durchgezogen. Und die Waage hat mich belohnt. Langsam aber sicher bewegte sich der Zeiger nach links, was motivierend war.

Doch wie sollte es weitergehen, wenn ich mein Wunschgewicht erreicht hatte? Der Jojo-Effekt würde sicherlich auch mich heimsuchen. Vielleicht einfach gesund ernähren und doch zum Sport zwingen? Und wie soll das später sein? Kann ich das mein ganzes Leben lang machen? Wie soll ich später meinen Kindern erklären, dass Mami nur jeden zweiten Tag mit ihnen zusammen isst?

Der Sommer ist da und ich liege im Bikini am Strand. Ich esse ein Eis, während ich die schlaksigen Menschen um mich betrachte, die kurvigen, die sportlichen und alle anderen. Neben mir liegt mein Freund, der hin und wieder verstohlen auf meinen Po guckt. Ich habe inzwischen mit dem Intervallfasten aufgehört. Auslöser war das Entsetzen dieses Mannes hier. „Deine weiblichen Kurven, die ich so wunderbar finde, werden immer weniger!“ Tja. Er hat mir meine Augen etwas geöffnet. Das Wichtigste ist, dass ich mich wohlfühle, egal wie viel ich wiege. Deshalb esse ich heute und morgen, was ich will, und sortiere meine Zeitschriften aus.

Ein Beitrag zum Special #litfutter. Hier findet ihr alle Beiträge.

Bild: Satzhüterin Pia

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