Paris, Paris

von | 01.05.2020 | #1920erlesen, Filme, Filmtheater

Einfach mal durch die Zeit reisen? Wie das gelingt, zeigt Woody Allen in seiner zauberhaften Komödie „Midnight in Paris“. Auch Fabelforscher Christian und Worteweberin Annika hat es in einer Limousine ins Paris der 1920er Jahre verschlagen.

Der erfolgreiche Drehbuchautor Gil Pender verbringt mit seiner Verlobten Inez einen Urlaub in Paris. Schon immer fühlte er sich von der Stadt magisch angezogen, aber sie, die typisch ignorant-arrogante Amerikanerin der oberen Mittelschicht, kann sich nicht für die regennassen verwinkelten Gässchen und die kleinen Flohmärkte begeistern. Weil Inez nur auf Shopping, Sightseeing und ihren alten, schulmeisterlichen Schwarm Paul aus ist, begibt sich Gil immer öfter allein auf nächtliche Entdeckungstouren.

Das goldene Zeitalter?

Nach einer Weinverkostung verläuft sich der angetrunkene Gil und wird Schlag Mitternacht von einer antiken Limousine eingesammelt und in einer Bar der 1920er Jahre abgesetzt. Dort trifft er auf Ernest Hemingway und die Fitzgeralds und kann seinen Augen nicht trauen. Am nächsten Morgen ist Gil sich nicht sicher: War sein Abenteuer nur ein Traum?

Doch die Reise in die Vergangenheit gelingt ihm immer wieder und so trifft er unter anderem auf Cole Porter, Djuna Barnes, Salvador Dalì und auf die ebenso charmante wie attraktive Adriana, Picassos Muse. Während er sich Hals über Kopf verliebt, feilt er mit Gertrude Stein am Manuskript seines ersten Romans. Schließlich muss Gil sich entscheiden, in welcher Zeit er zu Hause sein möchte. Verfällt Gil dem „Goldenes Zeitalter Syndrom“?

Ein Who-is-who der Goldenen Zwanziger

Auf den ersten Blick verwundert es, dass Gil im Paris der 1920er Jahre auf so viele internationale Künstler trifft. Tatsächlich war die Stadt der Liebe damals eine Stadt der Kreativen – im Salon von Gertrude Stein tauschten sie sich aus, in den Bars entgingen sie der amerikanischen Prohibition. Paris war damals ein kultureller Hotspot, in dem auch Gil Inspiration findet.

Sein Paris taucht Drehbuchautor und Regisseur Woody Allen in goldene Farben, fängt in langen Sequenzen Szenen aus Cafés und von den Boulevards ein. Vermengt mit der für ihn typischen Jazz-Musik bannt er ein Paris-Klischee auf Leinwand, was aber durchaus den Charme des Films ausmacht.

Ausgezeichnet

Owen Wilson, den man sonst aus eher plumpen Filmen wie „Marley und ich“ oder „Die Hochzeits-Crasher“ kennt, spielt hier vielschichtig und geerdet. Mit von der Partie ist neben Schauspielgrößen wie Adrien Brody als Dalì oder Rachel McAdams als Inez auch die französische Ex-First-Lady Carla Bruni in einer kleinen Nebenrolle. Für sein Drehbuch erhielt Woody Allen 2012 einen Oscar und einen Golden Globe. Bei diversen großen Preisverleihungen war „Midnight in Paris“ außerdem als bester Film nominiert.

Das überrascht auf Grund der tollen Atmosphäre und der stimmigen, außergewöhnlichen Geschichte nicht. „Midnight in Paris“ ist eine zauberhafte Komödie, die vor allem Kunst- und Literaturliebhaber in ihren Bann ziehen wird. Très charmant!

Midnight in Paris. Regie & Drehbuch: Woody Allen. Mit Owen Wilson, Rachel McAdams, Marion Cotillard u.a. Concorde Home Entertainment. USA/Spanien. 2011. FSK 0.

[tds_note]Ein Beitrag zur Themenwoche #1920erlesen. Hier findet ihr alle Beiträge.[/tds_note]

Illustration: Satzhüterin Pia

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