#Meinungstheater: Der Dummschwätzer

von | 16.08.2022 | Filme, Filmtheater, Meinungstheater

Lügen über Lügen, ganz viel Enttäuschung und eine Vater-Sohn-Geschichte: Im Juli haben sich Seitentänzerin Michelle-Denise, Geschichtenzeichnerin Celina und Zeichensetzerin Alexa fürs Meinungstheater den Jim-Carrey-Film „Der Dummschwätzer“ angeschaut.

Seitentänzerin Michelle-Denise: In dieser Komödie von 1997 verkörpert Jim Carrey den geschiedenen Rechtsanwalt Fletcher. Als notorischer Lügner windet er sich durch alle Lebenslagen. Im Job sind diese Lügen zwar von Erfolg gekrönt, jedoch leidet sein privates Umfeld darunter. Allen voran sein kleiner Sohn Max, der in der Vergangenheit nur allzu oft von seinem Vater versetzt wurde. An seinem Geburtstag erfüllt sich Max‘ Wunsch und sein Vater kann 24  Stunden lang nicht lügen – und Fletchers Albtraum beginnt.

Obwohl mir Carreys Rollen in anderen Filmen meist zu überdreht sind, konnte er mich hier überzeugen. Gekonnt wechselt der Schauspieler in diesem Film zwischen dem selbstbewussten Anwalt, der ohne Rücksicht auf Verluste agiert und dem ehrlichen Vater und Exmann, der verzweifelt versucht, die Scherben seines Lebens zusammenzuhalten. Als er selbst die kleinsten Lügen im Alltag nicht mehr verwenden kann, ist mir selbst bewusst geworden, wie oft man doch lieb gemeinte Notlügen verwendet, um andere Menschen nicht zu verletzen.

Geschichtenzeichnerin Celina: Der englische Titel „Liar, liar“ passt besser zu dieser Komödie, in der Anwalt und Vater Fletcher (Jim Carrey) viel lügt. Darunter leidet besonders sein Sohn Max, der sich an seinem fünften Geburtstag wünscht, dass sein Vater für einen Tag nicht mehr lügen kann. Die Erfüllung dieses Wunsches ist für Fletcher zunächst eine Katastrophe. Allerdings öffnet ihm diese auch die Augen, da er merkt, dass er sich selbst belügt.

Carrey zeigt sich auch in diesem Film als Meister der Grimassen und wandelnde Cartoon-Figur. Er spielt seine Rolle überzeugend, jedoch sticht er so hervor, dass die anderen Figuren untergehen und unwichtig erscheinen. Diese Art von Komödie war die letzte in den 1990er Jahren, in der Carrey mitspielte. Wie in der Doku „Jim Carrey – Der Grimassenking“ (2021) gezeigt wird, wendete er sich danach erstmals „ernsteren“ Rollen in Tragikomödien zu.

Zeichensetzerin Alexa: Mich konnte „Der Dummschwätzer“ sehr gut unterhalten, auch wenn einige Szenen fast unerträglich waren. Ich konnte es nicht fassen, wie Fletcher zu Beginn des Films mit seinem Sohn umgeht und ihn immer wieder aufs Neue enttäuscht. Und das Furchtbare daran: Sein Sohn verzeiht ihm alles, aus Liebe und der Hoffnung, dass sich sein Vater plötzlich ändert. Aber so einfach ist das nicht – und bis Fletcher begreift, dass er sich mit seinem Verhalten von seinem Sohn entfernt, ist es ein langer, laaaaanger Weg. Das macht den Film etwas zäh und langatmig.

Überhaupt ist mir der Film zu vollgepackt mit Klischees: der Vater, der sein Kind vernachlässigt, dem die Karriere wichtiger ist als die Familie; die Mutter, die sich um alles kümmert. Gut, der Film ist von 1997, aber das alles aus heutiger Perspektive zu sehen, sorgte bei mir für regelmäßiges Augenrollen. Und das ganze Grimassentheater für Fremdschämen. Nichtsdestotrotz ist „Der Dummschwätzer“ ein unterhaltsamer Film, den man schauen kann, um sich die Zeit zu vertreiben. Seichte Unterhaltung mit Jim-Carrey-Komik.

Der Dummschwätzer. Regie: Tom Shadyac. Drehbuch: Paul Guay, Stephen Mazur. Mit Jim Carrey, Maura Tierney, Swoosie Kurtz. Studiocanal. Vereinigte Staaten. 1997. FSK 6.

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