Meins, deins, unseres?

von | 29.09.2021 | Bilderbücher, Buchpranger

„Das ist aber meins!“ Teilen fällt Kindern nicht immer leicht und wird daher im Kinderzimmer und auf dem Spielplatz oft zum Thema. Mit „Das ist mein Baum“ von Olivier Tallec hat Worteweberin Annika ein Bilderbuch über das (Nicht-)Teilen gelesen.

Ob es nun um Kekse geht, um Sandspielzeug oder um Aufmerksamkeit: Wer will schon gerne teilen? Das Eichhörnchen im Buch von Olivier Tallec jedenfalls nicht. Mit weit ausgebreiteten Armen stellt es sich wütend vor einen Baum und verkündet: „Alle sollen es wissen: Das hier sind meine Zapfen, das hier ist mein Baum.“ Um den Baum vor anderen Tieren zu schützen, möchte es eine Mauer bauen – eine große Mauer! Da stellt sich nur die Frage, was für Bäume und Zapfen hinter dieser Mauer auf das Eichhörnchen warten könnten … Ist es vielleicht doch keine so gute Idee, die anderen auszusperren?

Das Eichhörnchen mit den großen Kulleraugen und der ausdrucksstarken Mimik und Gestik nimmt Betrachter*innen gleich für sich ein – noch dazu, weil seine Situation so nachvollziehbar ist. Die Zeichnungen in Gelb- und Brauntönen sind auch wegen des putzigen Eichhörnchens lustig anzusehen, das in Rage und Verzweiflung gerät, nur um einen Baum vor den „anderen“ zu schützen. Große Vorleser*innen kommen hier wohl einfach nicht umhin, an einen Mann mit ähnlich oranger Gesichtsfarbe zu denken, der ebenfalls eine Mauer bauen wollte …

Das Ende des Buches bleibt offen. Kinder dürfen sich hier selbst überlegen, wie sich das Eichhörnchen wohl entscheiden wird und welches Verhalten sinnvoll wäre. Das ist ein toller Anlass, um ins Gespräch zu kommen und auch das eigene Handeln zu reflektieren. War ich schon einmal wie das Eichhörnchen? Wie sollte ich mich eigentlich verhalten? „Das ist mein Baum“ wurde auch deswegen mit dem diesjährigen Lesekompass ausgezeichnet, weil es Kommunikation und soziales Verhalten schult. „Humorvolles und tiefsinniges Gedankenspiel!“, sagt die Jury. Da kann ich mich nur anschließen!

Das ist mein Baum. Olivier Tallec. Aus dem Französischen von Ina Kronenberger. Gerstenberg. 2020.

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