„Little People, Big Dreams“ für die Kleinsten

von | 02.12.2021 | Bilderbücher, Buchpranger

Die Bilderbuchreihe „Little People, Big Dreams“ ist seit Jahren in aller Munde. Nun werden auch in einem Mini-Format für Kinder ab einem Jahr berühmte Persönlichkeiten vorgestellt. Worteweberin Annika hat mit ihrem Sohn die Bände über Stephen Hawking und Rosa Parks getestet.

Die „Little People, Big Dreams“-Bücher waren mir schon oft in meinem Instagram-Feed über den Weg gelaufen: Namen wie Martin Luther King, Amelia Earhart oder Rudolf Nurejew, bunte Umschläge in ansprechendem Design. Dass Kindern hier diverse Held*innen und vielfältige Vorbilder vorgestellt werden, hatte mich neugierig gemacht. Der Fokus liegt in den Büchern auch auf der Kindheit und dem Aufwachsen der Menschen, die (später) Großes geleistet haben – die großen Träume der kleinen Menschen. Nun wollte ich auch mit meinem Sohn zu träumen wagen …

Dazu wählten wir die Bände „Stephen“ (über Stephen Hawking) von María Isabel Sánchez Vegara und „Rosa“ (über Rosa Parks) von Lisbeth Kaiser aus. Die Bücher im Mini-Format arbeiten mit ausgewählten Illustrationen aus den großen Bilderbüchern und einfachen Sätzen. Wir sind mit dabei, wenn Rosas Großeltern mit ihr über die Zeit der Sklaverei sprechen und wenn Stephen aus seinem Kinderzimmerfenster die Sterne betrachtet. Später erleben wir, wie Rosa gegen die Ungerechtigkeit kämpft und siegt – und wie Stephen auch mit seiner Krankheit ein berühmter Wissenschaftler wird.

Zu klein für große Träume?

Die „Little People, Big Dreams“ im Mini-Format werden vom Verlag ab einem Jahr empfohlen. Als wir die Bücher das erste Mal hervorholten, war mein Sohn 14 Monate alt. Ihn interessierten hauptsächlich die im Hintergrund dargestellten Hunde („Wauwau!“), schnell wurden die Bände beiseitegelegt. Zwei Monate später sieht das schon etwas anders aus: Zwar sind die Tiere immer noch interessant, aber auch Rosa, Stephen und die anderen Menschen werden eingehend betrachtet. Sicherlich ist der Fokus bei jedem Kind unterschiedlich und bei anderen Leser*innen mögen die Minis auch schon früher auf Interesse stoßen.

Ein Verständnis der grundlegenden Inhalte ist so früh auch dann meiner Meinung nach nicht zu erwarten. Begriffe wie „Sklaverei“, „Universum“ und „Universität“ fallen in den Büchern auch, müssen aber nicht verstanden werden. Dass Rosa ungerecht behandelt wird und Stephen tolle Dinge entdeckt, wird in einfacher Sprache deutlich gemacht. Aber zumindest mein Einjähriger hatte noch keine Vorstellung von Gerechtigkeit oder Wissenschaft. Trotzdem bieten die Bücher eine Möglichkeit, die vorgestellten Personen kennenzulernen, und es wird jeweils eine motivierende Moral von der Geschicht‘ formuliert.

Bunt illustriert

Mir gefällt sehr gut, dass die Illustrationen Kleinkindern diverse Figuren zeigen: Menschen unterschiedlicher Hautfarben, Menschen im Rollstuhl, dicke und dünne Menschen … Hilfreich wäre es für das Betrachten mit Kleinkindern, wenn die Illustrationen noch stärker mit Mimik und Gesten arbeiten würden als die Bilder von Marta Antelo im Buch über Rosa Parks. Dass Rosa traurig ist, wenn sie nicht im Schulbus mitfahren darf, kann ein Kleinkind nicht erkennen. Da sich die Bilder ursprünglich an ein älteres Publikum ab 4 Jahren richten, ist das verständlich. In diesem Fall ist es aber ein Nachteil der Mini-Version. Bei den Illustrationen von Matt Hunt im Buch über Stephen ist die Mimik deutlicher. (Trotzdem ist hier lustigerweise Rosa gerade beliebter als Stephen.)

Man kann gar nicht zu klein für große Träume sein – weder im Bilderbuch, noch im echten Leben. Auch wenn die „Little People, Big Dreams“ im Mini-Format nicht perfekt sind, machen sie doch Spaß und vieles besser als andere Pappbilderbücher. In einem bunten Bücherregal für Kleinkinder sind sie eine schöne Ergänzung. Zum Lieblingsbuch taugen sie allerdings nicht unbedingt.

Stephen Hawking. Little People, Big Dreams Mini. María Isabel Sánchez Vegara. Übersetzung: Silke Kleemann. Illustration: Matt Hunt. Insel. 2021. BK-Altersempfehlung: Ab 18 Monaten.

Rosa Parks. Little People, Big Dreams Mini. Lisbeth Kaiser. Übersetzung: Silke Kleemann. Illustration: Marta Antelo. Insel. 2021. BK-Altersempfehlung: Ab 18 Monaten.

Annika Depping

Annika Depping

Als Chefredakteurin versucht Annika in der Bücherstadt den Überblick zu behalten, was mit der Nase zwischen zwei Buchdeckeln, zwei Kindern um die Füße und dem wuchernden Grün des Kleingartens im Nacken nicht immer einfach ist. Außerhalb der Bücherstadt ist Annika am Literaturhaus Bremen mit verschiedenen Projekten ebenfalls in der Welt der Geschichten unterwegs.

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