Lieber Luftballonlimonade oder nie schmelzendes Schokoladeneis?

von | 14.05.2018 | #litfutter, Filme, Filmtheater, Specials

Wer möchte nicht gerne ein goldenes Ticket finden und einen ganzen Tag in einer Süßigkeitenfabrik verbringen? Naschen bis zum Bauchweh, die neusten Leckereien entdecken und die Umpalumpas beobachten? Charlie Bucket hat Poesiearchitektin Lena mitgenommen und gemeinsam gehen sie auf einen zuckersüßen Ausflug.

Das Kinderbuch „Charlie und die Schokoladenfabrik“ stammt von Roald Dahl und erschien 1969. Die erste Verfilmung von Mel Stuart wurde 1971 ausgestrahlt. Das Remake von Tim Burton folgte 2005. Es liegen also 34 Jahre zwischen diesen beiden Umsetzungen des Buches.

Charlie Bucket lebt mit seiner Familie in einem kleinen, heruntergekommenen Haus. Sie haben kaum Geld zum Leben. Erst recht nicht für die Schokolade von Willy Wonka, der diese und viele andere Süßigkeiten in seiner Fabrik herstellt. Eines Tages beschließt dieser, fünf Kindern Einblick in seinen Betrieb zu geben. Einer von ihnen wird am Ende eine unvorstellbare Überraschung erhalten.

Menschen auf der ganzen Welt suchen die goldenen Eintrittskarten. Augustus Glubsch, ein gefräßiger Junge, findet die erste. Veruca Salt, eine verzogene Göre, lässt ihren Vater die zweite Karte finden. Violetta Beauregarde, die ihren Kaugummi gerade drei Monate kaut, ist die Nummer drei. Die vorletzte Karte gehört Mike Teavee, der am liebsten auf den Bildschirm starrt. Charlie findet etwas Geld, geht zum nächsten Kiosk und entdeckt in der ersten Tafel das letzte goldene Ticket. Willy Wonka stellt sich als seltsamer Kauz heraus, der sein Leben den zuckerigen Leckereien gewidmet hat. Ein Kind nach dem anderen wird Opfer seiner Charakterschwäche und verlässt frühzeitig die Erkundungstour. Charlie bleibt übrig und gewinnt so den großen Preis, durch den sich sein ganzes Leben ändern wird.

Die Unterschiede

Der Film von Mel Stuart erinnert des Öfteren an ein Musical. Die Nebendarsteller fangen in unpassenden Momenten an zu singen, was einen als Zuschauer immer wieder aus der Handlung wirft. Charlie hat in diesem Film keinen Vater mehr, so dass seine Mutter arbeitet und sich alleine um ihre Eltern und Schwiegereltern kümmern muss. Außerdem lauert den Kindern ein unheimlicher Mann auf und versucht sie zu bestechen. Am Ende stellt sich heraus, dass dieser von Willy Wonka engagiert wurde, um die Loyalität der Kinder zu testen. Eine Szene wird in der neuen Verfilmung völlig außer Acht gelassen. Charlie und sein Großvater trinken verbotenerweise Luftballonlimonade und fliegen anschließend durch den Raum und können nur durch rülpsen wieder auf den Boden gelangen. Auch interessant ist, dass in dieser Filmvariante Gänse goldene Eier legen. Bei Tim Burton sind es einfache Eichhörnchen, die Nüsse auf ihre Qualität testen.

Am auffälligsten ist wohl, abgesehen von den Spezialeffekten und traumhaften Bildern, für die Tim Burton bekannt ist, dass dieser sehr viel mehr auf den Grund eingeht, wieso Willy Wonka so wunderlich und verschroben ist. Er nutzt viele Szenen, die Wonkas Kindheit thematisieren. Dies führt dazu, dass man ihn besser versteht und letztendlich zu einem Happy End. Auch die Geschichte der Umpalumpas wird hier erzählt. Außerdem sind die Charaktere der Kinder ausgeprägter: abgesehen von Veruca Salt, die in der älteren Filmversion einen Tobsuchtanfall bekommt. Tim Burton setzt eher auf Manipulation. Die Eltern der fünf Kinder sind dafür alle übertriebener dargestellt, weshalb man diese mehr in Erinnerung behält und man versteht, weshalb die fünf so sind, wie sie sind. Die Hauptperson Charlie Bucket ist ebenfalls mehr hervorgehoben. Seine Armut wird beispielsweise deutlich gemacht, indem er unter einem Loch im Dach schläft, durch das es auf sein Bett schneit, oder es jeden Tag nur Kohl gibt.

Fazit

Wer süchtig nach Schokolade und anderen Süßigkeiten ist, der wird bei diesen Filmen ab und zu das Bedürfnis haben, den Bildschirm abzulecken. Es ist schwierig einen Film zu favorisieren, da so viele Jahre zwischen ihnen liegen und die technischen Möglichkeiten sich in der Zeit deutlich entwickelt haben. Man sollte die Variante von Mel Stuart zuerst schauen, da man ansonsten von den Farben und der Welt, die Tim Burton geschaffen hat, so verzaubert ist, dass Stuart nur verlieren kann. Dafür hat dieser ein paar amüsante Szenen und musikalische Elemente.

Charlie und die Schokoladenfabrik. Regie: Mel Stuart. Drehbuch: Roald Dahl, David Seltzer. Darsteller: Gene Wilder, Peter Ostrum, Jack Albertson u.a. USA, 1971. / Charlie und die Schokoladenfabrik. Regie: Tim Burton. Drehbuch: John August. Darsteller: Johnny Depp, Freddie Highmore, Deep Roy u.a. Warner Bros. USA, 2005.

Ein Beitrag zum Special #litfutter. Hier findet ihr alle Beiträge.

Bild: Warner Bros.

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