Leicht verdaulich? Wohl kaum.

von | 08.03.2016 | Belletristik, Buchpranger

Asche„Auf uns Polenkinder!“, sagt er und gießt die Gläser voll. Wir sitzen in der Küche, in der kleinen Nische direkt neben Heizung und Tisch, hier ist es dunkel, und es riecht noch ein wenig nach Bratenfett. Die Glut unserer Zigaretten leuchtet kirschrot, ein letzter Zug, dann trinken wir, natürlich auf Ex.“

Bereits in Sven Heucherts erstem Werk „Punchdrunk“, das im Jahre 2014 als Hörbuch erschien, waren diese Elemente zu finden: Alkohol, Zigaretten, Drogen, Gewalt. Dieser Thematik bleibt Heuchert treu und präsentiert sie nun aus 14 verschiedenen Blickwinkeln als Stories unter dem Titel „Asche“. Kein leichtes Werk, denn die Geschichten, die hier geschildert werden, richten den Blick genau dorthin, wo man am liebsten nicht hinschauen würde. Dass Heuchert genau das tut, macht das Werk so wichtig. Es ist, als würde es einen wachrütteln wollen und sagen: schaut hin, nicht weg!
Dieses Wachrütteln gelingt Heuchert ohne Zweifel. Gerade durch seine direkte Sprache: Unverblümt, ungeschminkt, hart sind seine Worte. Er scheut nicht davor zurück, die Perversität dieser Menschen samt ihrer vulgären Sprache darzustellen. Dabei handelt es sich um Menschen, die als Verlierer dastehen und es im Leben zu nichts gebracht haben. Menschen, denen das Glück verweigert worden ist und die im Schattendasein leben. Dort, wo man eben nicht hinsehen mag.
Einzig die sich wiederholenden Strukturen sind zu kritisieren: Stets werden die – oft gewalttätigen – Handlungen der Protagonisten von Alkohol, Zigaretten und Drogen begleitet, wodurch der Eindruck entsteht, diese Elemente würden unweigerlich zusammenhängen. Nicht zuletzt erinnern Protagonisten wie der Boxer und der Russe in diesem Kontext an Stereotype, begleitet von Vorurteilen, die zutreffen können, aber nicht müssen.

„Asche“ ist definitiv keine leichte Kost. Die 14 Stories, die sich auch unabhängig voneinander lesen lassen, liegen nach der Lektüre sehr schwer im Magen. Verdauen kann man sie zwar nach und nach, der bittere Nachgeschmack aber bleibt.

Alexa

Asche. Sven Heuchert. Bernstein. 2015. www.sven-heuchert.de.
Außerdem als eBook erschienen bei edel & electric.

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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