Kurz über einen gruseligen Film

von | 19.10.2020 | #Todesstadt, Filme, Filmtheater, Specials

Es ist Gruselzeit! Einige Bücherstädterinnen und Bücherstädter haben sich im Filmtheater den einen oder anderen Film angeschaut. Welchen sie besonders gruselig finden, erzählen sie euch hier. – Von Poesiearchitektin Lena, Fabelforscher Christian, Geschichtenbewahrerin Michaela, Geschichtenerzähler Adrian, Geschichtenzeichnerin Celina, Satzhüterin Pia, Zeilenschwimmerin Ronja, Zeichensetzerin Alexa

Kurz über einen Film, bei dem ich mich gegruselt habe:

„The Silence“

Zur Einstimmung auf Halloween habe ich mir „The Silence“ (2019) angeschaut. Mutantenfledermäuse werden von Forschern versehentlich aus einer Höhle befreit. Diese reagieren auf die kleinsten Geräusche und töten augenblicklich alles, was lebt. Eine Familie inklusive Tochter mit Hörverlust versucht zu überleben. Die Gebärdensprache ist dabei ein großer Vorteil. Sie ziehen los und entdecken ein abgelegenes Haus im Wald. So ein Zufall.

Doch wie so häufig sind nicht die unrealistischen Monster das Gruselige, sondern die Menschen. Eine kleine Gruppe, die sich „die Verstummten“ nennt, terrorisiert die Familie und will die Tochter mitnehmen, da sie fruchtbar ist. Pfui! Ich habe mich ertappt, dass ich während des Filmes so leise wie möglich geatmet und versucht habe kaum Geräusche zu machen. Dennoch wurde meiner Meinung nach too much in 90 Minuten gequetscht und das Ende war sehr vorsehbar mit Parallelen zu „Die Tribute von Panem“. Seltsam. (pl)

„Alien“

Es ist im Frühjahr 2007, als ich meine erste Begegnung mit „Alien“ habe. Alleine zu Hause, das Wohnzimmer abgedunkelt, Filmabend mit Beamer und Surround-Sound. Der perfekte Abend für ein bisschen Nervenkitzel. Die Story ist alles andere als kompliziert: Ein Bergbauraumschiff nimmt mehr oder weniger ungewollt einen fremden Organismus an Bord, der sich als gnadenloses Monster entpuppt und Stück für Stück die Mannschaft dezimiert.

Auch wenn das namensgebende Alien, der Xenomorph, erst nach fast einer Stunde über die Leinwand huscht und sich dann für gerade einmal vier Minuten zeigt, ist der Film für mich bis heute einer der besten Horrorfilme überhaupt. Und dabei passieren gar nicht mal so schlimme Dinge – klar, Menschen sterben, aber die Spannung wird anders erzeugt: Ein Eimer kippt scheppernd um – ich wische meine Cola vom Boden auf. Die Schiffskatze rennt verschreckt durchs Bild – ich schleiche verschämt in mein Zimmer, um meine Unterhose zu wechseln. Trotz seines Alters von mittlerweile über 40 Jahren lässt mir „Alien“ auch heute noch kalte Schauer über den Rücken laufen. (fc)

„Lebendig begraben“

„Lebendig begraben“ ist ein Horrorfilm von 1962, der auf der Kurzgeschichte „Das vorzeitige Begräbnis“ von Edgar Allen Poe basiert. Der wohlhabende Guy Carell lebt in Angst, lebendig begraben zu werden. Er hat sogar ein Mausoleum errichten lassen, in dem er begraben werden möchte. Dort hat er alle Vorkehrungen getroffen, um sich befreien zu können, wenn es geschieht. Sogar ein Giftbecher steht bereit, wenn alles andere versagt.

Die Art der Verfilmung der frühen 60er Jahre machen den Film zu einem klassischen Gruselfilm, der ohne übermäßige Technik und Blutbad auskommt. Die Kulissen sind als solche zu erkennen, unecht und zerstörbar. Für mich stehen sie für die psychische Verfassung von Guy Carell. Besonders seinen Traum, als er tatsächlich lebendig begraben wird und all seine Vorkehrung versagen, einschließlich des Giftbechers. Das Ende ist unvorhersehbar und schließlich machen sich alle schuldig. In „Lebendig begraben“ erzeugen allein die Bilder, die Atmosphäre und die Schauspieler, allen voran Ray Milland, das Gruseln. (gm)

„Across the river“

Für „Across the river“ braucht man Ruhe, denn bis da mal was wirklich eskaliert, dauert es eine ganze Weile. Aber es lohnt sich. Der Film lebt von seiner Atmosphäre, also der Bildsprache und der Soundkulisse. Als ich den Film das erste Mal gesehen habe, hätte ich nicht gedacht, dass mir zwei weiße Kleider, die in einem Bach dahintreiben, solch ein flaues Gefühl im Magen verursachen. Ab jenem Moment verändert sich die ganze Stimmung des Films, von ruhigen, herbstlichen Waldlandschaften hin zu unheimlich und bedrohlich. Der völkisch-chorale Gesang sowie die bedrohlichen Streicher, die immer wieder eingespielt werden, sorgen ebenfalls für Gänsehaut. Minimalistischer Lost-Places-Horror mit grandioser Atmosphäre. (ga)

„Sinister“

Es gibt Filme, bei denen einem die Fratze eines Dämons nicht mehr aus dem Kopf geht. So ist es auch bei „Sinister“, beim Dämon namens Bughuul, der sich von Kinderseelen ernährt. Die Jump-Scares im Film sind passend, da sie nicht übertrieben sind und sich gut in die jeweilige Szene einfügen. Beispielsweise empfand ich den Moment gruselig und schaurig, als der Dämon plötzlich im dunklen Garten zu sehen war. Zudem fand ich es eklig, als man sich zusammen mit dem Protagonisten Morde auf einem Filmprojektor angesehen hat, da diese einen hohen Grad an Grausamkeit zeigten. Auch die Fratze, die dabei auftaucht, ist immer wieder erschreckend. Mir hat der Film gefallen, da er sehr spannend erzählt ist. Die Handlung spitzt sich immer weiter zu, bis zum erschreckenden Plot-Twist am Ende. (gc)

„Das Waisenhaus“

Was fällt euch als erstes ein, wenn ihr an schaurige Elemente in einem Film denkt? Wie war das? Kinder? Oh ja. Kinder! Der 2007er Film „Das Waisenhaus“ hat davon nicht zu wenig – ist dabei ein (aus meiner Sicht) selten gelungenes Stück seines Genres (Horrorfilm/Drama). Das Setting, ein Waisenhaus in Spanien, ist schön inszeniert, der Film sparsam an Farben und Geräuschen. Kein spritzendes Blut, dafür ein kleines Kind, das andere tote Kinder sieht. Die Spannung baut sich immer weiter auf, bis dramatische Wendungen den Film letztendlich tragisch enden lassen. Dabei ist der Horror nicht subtil – der Film greift (neben einigen Gruselmomenten) ganz grundlegende Ängste auf. Die der Kinder … und zuletzt ganz besonders die der Eltern. (sp)

„Die Frauen von Stepford“

„Die Frauen von Stepford“ finde ich wirklich gruselig. Nicht in dem Sinne gruselig, dass ich mir die Augen zuhalten muss und mir alle Haare zu Berge stehen. Es ist vielmehr ein tiefes Unbehagen. Für alle, die die Geschichte nicht kennen: Ein junges Ehepaar zieht in eine Nachbarschaft, die wie aus einem Prospekt (wohlgemerkt einem Prospekt der 50er) ausgeschnitten zu sein scheint: Alle sind freundlich, alles ist sauber, die Frauen tragen bunte Kleider und kümmern sich ohne jede Klage um den Haushalt, während die Männer arbeiten gehen und abends in Männerrunden feiern. Die „Perfektion“ ihrer Nachbarschaft lässt vor allem die junge Ehefrau immer misstrauischer werden. Zu Recht. In diesem Film fließt kein Blut, es tauchen keine Zombies auf, es greifen keine Aliens an. Und genau deswegen finde ich „Die Frauen von Stepford“ um ein Vielfaches gruseliger. Es ist wie eine Inkarnation einer meiner Albträume. (zr)

„The Ring“

Es hat einen guten Grund, weshalb ich mittlerweile keine Horrorfilme mehr schaue: „The Ring“ hat mich vor vielen Jahren derart verstört, dass mich die Bilder bis heute verfolgen. Gerade jetzt, während ich schreibe und mich an einzelne Szenen erinnere, kommt ein mulmiges Gefühl auf. Ich kann nicht anders und muss mich umschauen und mich versichern, dass ich wirklich alleine bin, dass kein gruseliges Kind aus dem Bildschirm vor mir heraustritt. Das gruseligste an Horrorfilmen ist für mich dieses Ungewisse, das nicht Sichtbare und dass ich die Situation nicht einschätzen kann. Und Kinder. Kinder, die in ein düsteres Setting gesetzt werden und sich in diesem eigenartig verhalten, sind unendlich gruselig. Als ich „The Ring“ zum ersten Mal sah, konnte ich Nächte lang nicht schlafen, weil ich Angst hatte. Heute mache ich einen weiten Bogen um alles, was mich daran erinnert. (za)

Bild: Pixabay
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