Künstlerisch-tödliches Finale der Trilogie

von | 09.11.2015 | Belletristik, Buchpranger

mr-duckworth-sammelt-den-todNach „Der ehrgeizige Mr. Duckworth“ und „Mr. Duckworth wird verfolgt“ schließt Tim Parks seine Thriller-Trilogie mit dem letzten Band „Mr. Duckworth sammelt den Tod“. Bücherhorterin Claudia hat auch dieses Buch gelesen.

Morris Duckworth ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen. Inzwischen ein stattlicher Mann mit 55 Jahren, hat er es als Engländer sogar zum Ehrenbürger der Stadt Verona geschafft, in deren Mauern er sich mehr als ein Mal als Wohltäter einen Namen gemacht hat.
Man sollte meinen, dies sei genug: alles, wonach er in seiner Anfangszeit in Italien verlangt hatte. Aber irgendwie verkommt doch alles zum Einheitsbrei. Die Führung des Weinunternehmens Trevisan, das er als Bauunternehmen weiter ausgebaut hat, die fromme Ehe mit der dritten Trevisanschwester Antonella, die ihm zwei gesunde Kinder geschenkt hat. Morris verfügt inzwischen ironischerweise über eine beträchtliche Sammlung von Gemälden, die Mord und Totschlag als Hauptthema zeigen und seine Gedanken aus dem alltäglichen Trott befreien sollen. Diesem Zweck dient wohl auch seine aktuelle Geliebte, die junge Araberin Samira. Auch sie steht überraschenderweise nur am Ende einer langen Reihe von jungen Damen, die Morris zum Zeitvertreib unterhielt.

Eine Ausstellung und andere Probleme

Massimina, seine große Liebe, die er im Eifer des Gefechts erschlagen hatte, steht ihm nach wie vor in seinen Gedanken bei und auch ihre Schwester Paola hat öfters ein Wörtchen mitzureden. Es ist also nicht alles im Lot in Morris‘ Psyche, nachdem er sich in seinem Leben in Italien so einiger Menschen entledigt hatte, die ihm im Weg standen. Bei der Verleihung seiner Ehrenbürgerschaft kommt ihm die relativ morbide Eingebung, eine Kunstausstellung zum Thema Tod zu sponsern und selbst zu kuratieren – und dies auch gleich ohne jegliche Umschweife zu verlautbaren.

Da alle seine Taten zum Zwecke der Erhaltung seines Status als erfolgreicher Geschäftsmann und Unternehmer dienen, wäre die Ausstellung das Tüpfelchen auf dem I. Morris Duckworth ist nämlich nicht nur wohlhabend und ein ausgezeichneter Wohltäter, sondern auch künstlerisch in höchstem Maße gebildet, jawohl! Sowieso kennt er sich mit dem Tod am besten aus, als mehrfacher Mörder…

Nur machen es ihm die Umstände erneut nicht leicht. Nicht nur hat er Schwierigkeiten, seine glorreiche Idee an den Mann zu bringen: Sein Sohn Mauro kommt mit dem Gesetz in Konflikt – eine Schlägerei mit der Polizei bei einem Fußballspiel. Nun gilt es, die Beziehungen zur Kirche spielen zu lassen und den Jungen vor einer Imageschädigenden Haftstrafe zu bewahren. Auch seine Tochter Massimina verhält sich in letzter Zeit merkwürdig. Zu allem Überfluss tanzt auch noch Stan Albertini nach 30 Jahren wieder auf seiner Nase herum – er, der eine potentielle Gefahr für Morris werden könnte, wenn er denn nur eins und eins zusammenzählen würde.

Unterhaltsamer, intelligenter Humor

All diese Schwierigkeiten machen aus der Geschichte einen wunderbar schwarzhumorigen Kriminalroman mit einer Prise Gesellschaftskritik. Tim Parks schafft es erneut, den Leser sehr gut mit Morris‘ Kapriolen zu unterhalten und auch mit unerwarteten Wendungen zu überraschen. Der Roman liest sich sehr flüssig und angenehm, und irgendwie hat man auch seinen Gefallen gefunden an diesem extrem verkorksten Hauptcharakter. Wird Morris sich einmal mehr aus der Affäre ziehen können?
Dieser Roman sei allen wärmstens empfohlen, die die ersten beiden Teile mochten. Darüber hinaus werden auch Freunde des schwarzen Humors sehr unterhalten, die die Vorgänger nicht kennen. Parks führt auch den neuen Leser sehr gut in die Geschichte ein.

Mr. Duckworth sammelt den Tod. Tim Parks. Übersetzerin: Ulrike Becker. Antje Kunstmann Verlag. 2015.
Mehr über die Trilogie gibt es hier.

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