Kommando Abschiednehmen „Das Kuscheltier-Kommando“ von Samuel & Sarah Koch 

Cover Das Kuscheltier-KommandoIm neuen Kin­der­buch des Schau­spie­ler­ehe­paars Sarah und Samuel Koch, „Das Kuschel­tier-Kom­mando: Auf Wie­der­se­hen, Leila – Los­las­sen ist nicht leicht“, ver­su­chen die Kuschel­tiere ihrem Freund beim Abschied­neh­men zu hel­fen. Die Idee hat Sei­ten­tän­ze­rin Michelle-Denise gefal­len, die Umset­zung hakt lei­der etwas.

Durch seine Rei­sen, Vor­träge und nicht zuletzt Besu­che in kli­ni­schen Ein­rich­tun­gen ist Samuel Koch häu­fig Kin­dern begeg­net, die in ihm den Wunsch geweckt haben, für sie ein Buch zu schrei­ben. Es sollte sich dabei um eine Geschichte über wahre Stärke, ver­packt in einer beson­de­ren Erzähl­form han­deln. Seine Frau Sarah war sofort ange­tan von der Idee und so ent­stand „Das Kuschel­tier-Kom­mando“. Bei „Das Kuschel­tier-Kom­mando: Auf Wie­der­se­hen, Leila – Los­las­sen ist nicht leicht“ han­delt es sich bereits um den zwei­ten Band die­ser Reihe.

Das Kuschel­tier-Kom­mando ist eine bunte Truppe unter­schied­li­cher Kuschel­tiere, die bei dem Jun­gen Fred im Kin­der­zim­mer wohnt. Gemein­sam ste­hen sie sich in schwie­ri­gen Situa­tio­nen unter­stüt­zend zur Seite und wol­len Mut machen. Als Freds Cou­sine Suse ihren Geburts­tag mit dem Kuschel­tier-Kom­mando und Fred fei­ert, kippt plötz­lich die Stim­mung. Suse und ihr Stoff­lamm Leila wer­den weg­zie­hen. Weit weg. Für Fred und sei­nen Plü­sche­sel Edu­ard bricht eine Welt zusam­men. Das Kuschel­tier-Kom­mando steht vor einem neuen Ein­satz: Kom­mando Trösten!

Fehlende Perspektiven

Bereits auf den ers­ten Sei­ten beginnt die Tra­gik der Geschichte. Sowohl das Kuschel­tier-Kom­mando als auch Fred wer­den mit dem Umzug von Suse und Leila kon­fron­tiert. Ab die­sem Moment domi­niert eine trau­rige und leicht pani­sche Stim­mung das Gesche­hen. Wäh­rend Fred sei­nen Trä­nen freien Lauf lässt und zunächst alleine sein will, ent­schließt er sich spä­ter eigen­stän­dig, das Unab­wend­bare anzu­neh­men und sich von Suse zu ver­ab­schie­den. Er scheint seine Trauer allein zu bewäl­ti­gen, oder zumin­dest nicht auf die Hilfe des Kuschel­tier-Kom­man­dos ange­wie­sen zu ein.

Der Esel Edu­ard dage­gen reagiert auf die Neu­ig­kei­ten mit Flucht und zer­stö­re­ri­scher Wut. In kür­zes­ter Zeit hat er das Kin­der­zim­mer ver­wüs­tet, in dem zuvor fried­lich gespielt wurde. Als wäre dies noch nicht genug, begibt er sich auf das Dach des Wohn­hau­ses und gerät durch das Abrut­schen sei­ner Hufe in eine Gefah­ren­si­tua­tion, aus der ihn das Kuschel­tier-Kom­mando ver­sucht zu befreien.

Ich war ein wenig scho­ckiert, dass die Trauer Edu­ards so weit erzählt wird, dass er sich auf das Dach zurück­zieht. In mei­nen Augen ist das eine gefähr­li­che Dar­stel­lung vom Umgang mit Trauer und Wut, die klei­nen Kin­dern nicht unbe­dingt so ver­mit­telt wer­den sollte. Des Wei­te­ren habe ich mich ein wenig mit der mili­tä­ri­schen Erzähl­weise des Kuschel­tier-Kom­man­dos schwer getan. So sagt Esel Edu­ard bestimmt „Kom­mando Ver­ab­schie­den? Kom­mando Win­ken? Nie­mals!“, als er wut­ent­brannt von dan­nen zieht und das Kuschel­tier-Kom­mando beginnt die Suche nach ihm mit den Wor­ten „Kom­mando Esel!“. Selbst­ver­ständ­lich lässt der Titel bereits erah­nen, dass Dinge in Befeh­len aus­ge­führt wer­den könn­ten, aber in der Umset­zung emp­fand ich es als zu kühl.

Wäh­rend der gesam­ten Hand­lung wird nicht dar­auf ein­ge­gan­gen, wie Suse oder Leila sich füh­len, obwohl sie es sind, die umzie­hen wer­den. So kann man nur erah­nen, dass beide anschei­nend schon län­ger in die Umzugs­pläne der Eltern ein­ge­weiht waren.

Irgend­wie wirkt die Geschichte dadurch nicht rund auf mich. Zum einen steht am glei­chen Tag, an dem der Geburts­tag von Suse gefei­ert wird, der Umzug an. Zum ande­ren feh­len mir die Sicht­wei­sen von Suse und Leila sowie die Trau­er­be­wäl­ti­gung von Fred. Die Autoren hät­ten die Geschichte noch um diese Infor­ma­tio­nen ergän­zen können.

Diversität und Liebe zum Detail

Ohne Vor­wis­sen aus dem ers­ten Band ist es schwie­rig, sich in die Geschichte ein­zu­fin­den. Ich hätte eine kurze Vor­stel­lung des Kuschel­tier-Kom­man­dos schön gefun­den, da sich mir nicht auf Anhieb erschlos­sen hat, wel­che Kuschel­tiere zum Kuschel­tier-Kom­mando gehö­ren, wie diese hei­ßen und was genau ihre Auf­gabe im Team ist.

Das Buch über­zeugt jedoch von der ers­ten bis zur letz­ten Seite durch lie­be­volle und far­ben­frohe Zeich­nun­gen. Beson­ders her­vor­zu­he­ben ist dabei die dar­ge­stellte Diver­si­tät, die sich durch die abge­bil­de­ten Cha­rak­tere zeigt. Wäh­rend Suses Vater blasse Haut und rote Haare und ihre Mut­ter sowohl dunkle Haut und Haare hat, haben Suse und ihr neu­ge­bo­re­nes Geschwis­ter­chen einen leicht dunk­len Teint und hell­braune Haare.

Wenn man das Buch auf­schlägt, fin­det man eine fast durch­gän­gig in Braun­tö­nen gehal­tene Dop­pel­seite mit einer Hand­voll Moment­auf­nah­men von Fred, Suse, Leila und Edu­ard, auf denen sie fröh­lich mit­ein­an­der spie­len. Auf der letz­ten Dop­pel­seite des Buches wird die­ses Design erneut auf­ge­grif­fen. Die­ses Mal wer­den jedoch ledig­lich Bil­der von Suse und Leila aus ihrer neuen Hei­mat gezeigt. Die Moment­auf­nah­men las­sen durch die abge­bil­dete Flora und Fauna ver­mu­ten, dass es sich um einen Ort in Afrika han­deln könnte. Sie zei­gen die bei­den mit neuen Freun­den: Suse inmit­ten von Kin­dern beim Fuß­ball­spie­len und Leila umarmt einen ech­ten Esel.

Aber auch auf den ein­zel­nen Sei­ten der Haupt­hand­lung gibt es aller­hand zu ent­de­cken. Mit viel Liebe zum Detail wer­den ein­zelne Situa­tio­nen genau abge­bil­det, wie zum Bei­spiel die ein­zel­nen Orte, an denen nach Edu­ard gesucht wird. Es lohnt sich, die Spiel­sa­chen im Hin­ter­grund dabei genau zu betrach­ten, denn dort pas­sie­ren auch inter­es­sante Ver­än­de­run­gen, die sich unauf­fäl­lig in das Gesche­hen einfügen.

Durch die kur­zen Text­pas­sa­gen in gro­ßer Schrift eig­net sich das Buch auch für Erst­le­se­rin­nen und Erst­le­ser, aber ich würde es eher als Vor­le­se­buch emp­feh­len, da sich nicht alle Cha­rak­tere anhand des Tex­tes zuord­nen las­sen und die­ses womög­lich etwas frus­trie­rend sein kann, wenn man alleine liest. Die Geschichte bedarf an der einen oder ande­ren Stelle Erklä­rung, zum Bei­spiel wenn Edu­ard auf dem Dach sei­ner Trauer freien Lauf lässt.

Das Buch besticht durch seine Zeich­nun­gen, aber die Geschichte an sich emp­finde ich nicht als rund.

Das Kuschel­tier-Kom­mando: Auf Wie­der­se­hen Leila – Los­las­sen ist nicht leicht. Samuel Koch & Sarah Koch. Illus­tra­tion: Nadine Y. Resch. Edel. 2022.

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