Julia Lange im Interview

von | 30.08.2016 | Buchpranger, Im Interview, Stadtgespräch

Das andere, was mir bei der Weltenerschaffung wichtig ist, ist ein gewisser Realismus. Ich bediene mich da gerne aus unserer Welt, die so viel Faszinierendes zu bieten hat, und versuche auch, meine Magie – wenigstens oberflächlich – wissenschaftlich erklärbar zu machen.

Julia LangeAm 01. September 2016 erscheint bei Knaur das Debüt von Julia Lange. In ihrem Erstling „Irrlichtfeuer“ hat sie nun sprichwörtlich die Feuertaufe. Doch bis dahin war es ein langer Weg, auf dem sie sich, zum Glück, nur fast verirrt hat, wie Zwischenzeilenverstecker Marco erfahren durfte.

BK: Den eigenen Debütroman gleich bei einem großen Publikumsverlag unterzubekommen ist nicht jedem vergönnt. Auch du hast diese Veröffentlichung nicht gerade geschenkt bekommen. Erzähl uns doch von deinem Weg zur Veröffentlichung.

JL: Ja, bei mir hat es ein bisschen gedauert, bis es nun endlich geklappt hat. Es müsste sechs, vielleicht sogar sieben Jahre her sein, als ich mich bei meiner Wunschagentur beworben hatte und sogar genommen wurde. Allerdings waren die Verlage von meinem damaligen Projekt weniger überzeugt, da es einige Steampunk-Elemente enthielt.
Die Geschichte wanderte – genauso wie das neue steampunkige Projekt – in die Schublade, und ich begann mit einer interessanten Urban Fantasy-Auftragsarbeit, die leider nie über das Exposé hinausging. Und dann begann die Arbeit an „Irrlichtfeuer“, die sich ja nun ausgezahlt hat.

BK: Wie war es, das erste Mal in diesem Umfang mit einem professionellen Korrektorat und Lektorat zu arbeiten?

JL: Eine sehr interessante und tolle Erfahrung. Oft bekommt man ja mit, dass angehende Autoren Angst haben, dass ein Lektor den Text verschandeln würde, aber genau das Gegenteil war der Fall: Meine Lektorin hat mich – vor allem im inhaltlichen Bereich – auf so viele Details aufmerksam gemacht, die am Ende die Geschichte deutlich besser und auch runder gemacht haben. Nicht zu sprechen von den ganzen Rechtschreib- und Grammatikfehlern, die sie noch gefunden hat.

BK: Wie wurde die Idee zu „Irrlichtfeuer“ geboren?

JL: Ich muss gestehen, das weiß ich gar nicht mehr genau. Relativ früh war auf jeden Fall die Idee von mechanischen Schwingen sowie dem Irrlicht, einem magischen Erdgas, da. Ich könnte nicht einmal mehr sagen, wann Alba oder andere Personen dazu gekommen sind.
Allerdings finde ich es immer wieder interessant, in ältere Notizen oder die Rohfassung zu schauen, was sich in der Zwischenzeit alles geändert hat.

BK: Du schreibst keine Fantasy, wie sie die meisten kennen – wie Tolkien, Rowling oder Martin. Was ist das Besondere in deiner Welt?

JL: Meine Welt beziehungsweise vor allem mein Stadtstaat Ijsstedt hebt sich vermutlich vor allem dadurch ab, dass es nicht in einem fiktiven Mittelalter stattfindet, sondern sich kurz vor einer industriellen Revolution befindet und damit bereits auf dem Weg in die Moderne ist.
Das andere, was mir bei der Weltenerschaffung wichtig ist, ist ein gewisser Realismus. Ich bediene mich da gerne aus unserer Welt, die so viel Faszinierendes zu bieten hat, und versuche auch, meine Magie – wenigstens oberflächlich – wissenschaftlich erklärbar zu machen.

BK: Gibt es schon Termine für Lesungen und was meinst du, wie du diese meistern wirst?

JL: Vermutlich werde ich in Frankfurt auf der Buchmesse lesen, vielleicht auch auf dem Buchmesse Convent in Dreieich. Wie ich das meistern werde? Ich habe keine Ahnung, aber ich kann jetzt schon sagen, dass ich furchtbar aufgeregt sein werde und die ganze Zeit hoffen werde, meine Zuhörer nicht zu langweilen.

BK: Wie lässt sich das Schreiben und alles, was damit zu tun hat, in deinen Alltag integrieren?

JL: Ich brauche zum Schreiben meine festen Zeiten am Tag, was mit einer Teilzeitstelle glücklicherweise recht leicht zu bewerkstelligen ist. Wie bei anderen Berufstätigkeiten kommen Freizeit und Haushalt dann nach dem Feierabend.

BK: Arbeitest du bereits an einer neuen Geschichte?

JL: Ja, Plot und Exposé sind sogar schon fertig. Aber mehr außer, dass ich meinem Faible für realistische Fantasy treu bleibe, kann ich leider noch nicht verraten.

BK: Kannst du dir vorstellen auch andere Genres zu schreiben?

JL: Es gibt viel zu viele interessante Genres zum Schreiben, wobei ich vermutlich bei Science-Fiction und dem Historischen Roman hängenbleiben würde – auch wenn letzteres vermutlich eine Herausforderung für einen Detailperfektionisten wie mich wäre.

BK: Hast du Lieblingsautoren und was magst du an ihnen?

JL: Direkte Lieblingsautoren habe ich eigentlich nicht, aber wenn ich einen nennen müsste, wäre es vermutlich Neil Gaiman. Ich liebe seine wunderschöne und doch schlichte Sprache, und ich finde es toll, dass er sich nicht auf ein Genre und eine Art Buch beschränkt, sondern immer wieder etwas Neues macht.

BK: Zu guter Letzt noch die obligatorische Bücherstadt Kurier-Frage: Wenn du ein Buch wärst, welches wärst du?

JL: Es gibt so viele tolle Bücher, aber am liebsten wäre ich so eines, das man immer wieder liest und jedes Mal wieder etwas Neues entdeckt.

BK: Vielen Dank und viel Erfolg mit deinem Erstlingswerk „Irrlichtfeuer“!

Foto: Hofstätter Fotografie

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