In dieser ganz besonderen Nacht...

by Bücherstadt Kurier

„In die­ser ganz beson­de­ren Nacht“ von Nicole C. Vos­se­ler erzählt von einem Mäd­chen namens Amber, das nach dem Tod ihrer Mut­ter zu ihrem Vater nach San Fran­cisco zie­hen soll. Mit dem Umzug soll sich ihr Leben ver­än­dern, doch sie ahnt nicht, welch magi­schen Ereig­nisse sie in Ame­rika erwarten…

Amber kennt ihren Vater kaum, dazu kommt die fremde Umge­bung und sie ist ein­sam, da sie ihre Freunde in Deutsch­land zurück­las­sen musste. Als sie beginnt in der Schule Anschluss zu fin­den, muss sie auch schon die Gefah­ren der Groß­stadt ken­nen­ler­nen. Sie wird von drei gro­ßen Typen ange­grif­fen und beklaut, kann aber noch ent­kom­men und sich in einem gro­ßen leer­ste­hen­den Haus ver­ste­cken. Die­ses wird zu ihrem Rück­zugs­ort, wo sie Haus­auf­ga­ben machen, lesen und nach­den­ken kann.

Eines Tages trifft sie dort einen frem­den Jun­gen. Anfangs noch geschockt von sei­ner plötz­li­chen Anwe­sen­heit, beginnt sie ihn schließ­lich als Freund zu sehen und ver­liebt sich in ihn. Aber Natha­niel ist kein gewöhn­li­cher Junge – als Amber her­aus­fin­det, dass er kein Mensch ist, zwei­felt sie an ihrem eige­nen Ver­stand. Hilfe fin­det sie in ihrem Mit­schü­ler Matt, der eben­falls Geis­ter sehen kann, und sei­ner Freun­din Holly. Die bei­den hei­ßen die Bezie­hung zwi­schen Amber und Natha­niel nicht gut, denn sie haben die Erfah­rung gemacht, dass es keine freund­lich gesinn­ten Geis­ter gibt. Somit haben sie Angst, Natha­niel könnte ihr etwas antun. Amber lässt die Aus­sa­gen von Matt und Holly jedoch an sich abpral­len und genießt zunächst die Zwei­sam­keit. Doch schon bald muss sie mer­ken, dass eine nor­male Bezie­hung nicht mög­lich ist. Hoff­nung gibt ihr allein die Tat­sa­che, dass in einer bestimm­ten Nacht des Jah­res Natha­niel kör­per­li­cher ist als sonst.

Die Autorin erzählt haupt­säch­lich aus der Sicht von Amber. Doch auch Natha­niel kommt zu Wort. Zudem hat die Autorin viele Schau­plätze in San Fran­cisco detail­liert beschrieben:
„In dem Back­stein­bau mit sei­nen hohen Spros­sen­fens­tern im obe­ren Stock­werk, in dem es nach ange­ko­kel­tem Holz und Schmieröl roch, war nicht nur aller­lei Altes und Nost­al­gi­sches rund um die Bah­nen und das große Erd­be­ben von 1906 aus­ge­stellt, in dem große Teile der Stadt zer­stört wor­den und in Flam­men auf­ge­gan­gen waren. Weil dort auch das Depot und die Werk­statt der Cable Cars unter­ge­bracht waren, konnte ich über ein Gelän­der hin­weg auf die gigan­ti­schen Räder hin­un­ter­schauen, auf denen unter ohren­be­täu­ben­dem Lärm mehr als zwan­zig Stun­den am Tag die Stahl­seile lie­fen, die die Cable Cars durch die Stadt zogen.“ (Seite 123)

Der Schreib­stil ist sehr modern, da viele Wör­ter der Jugend­spra­che ent­stam­men, und wirkt den­noch poe­tisch. Es tau­chen viele Namen von Bands und Musi­kern wie Pink und Mar­ken­na­men wie Iphone auf, die einen Bezug zur Wirk­lich­keit dar­stel­len. Weni­ger über­zeu­gend ist der Umgang mit Alz­hei­mer. Da Amber immer häu­fi­ger Dinge ver­gisst, beschäf­tigt sie sich mit dem Thema, doch eine ernst­hafte Aus­ein­an­der­set­zung wird nicht geboten.
Lei­der ist das Buch nicht unbe­dingt emp­feh­lens­wert für Jugend­li­che, da viele Sachen beschrie­ben wer­den, die einen nega­tiv beein­flus­sen könn­ten. Zum Bei­spiel ist da Holly, die Freun­din von Matt, die Ket­ten­rau­che­rin ist. Dies und die Tat­sa­che, dass Ambers Mut­ter an Krebs gestor­ben ist, lässt die Krank­heit in ein fal­sches Licht rücken. Hier wird auf die Gefah­ren nicht deut­lich hin­ge­wie­sen, eine Auf­klä­rung und Prä­ven­tion wird nicht geför­dert. Auch der „Witz“ über Alz­hei­mer weckt den Ein­druck, dass Krank­hei­ten nicht ernst zu neh­men sind. Zudem wer­den alle Cha­rak­tere als sehr schön beschrie­ben; alle haben eine gute Figur, was für weib­li­che jugend­li­che Leser nicht ideal ist, da diese gerade in der Iden­ti­täts­fin­dung sind.

Neben inhalt­li­chen Schwä­chen zieht sich auch die Span­nung unend­lich lange hin. Mög­li­cher­weise liegt es an dem poe­ti­schen Schreib­stil, den Cha­rak­te­ren, den detail­liert beschrie­be­nen Orten in San Fran­cisco. Das Buch „In die­ser ganz beson­de­ren Nacht“ ist zwar schön geschrie­ben, aber mit etwas weni­ger Kli­schees wäre es ein­drucks­vol­ler gewesen.

Janna

In die­ser ganz beson­de­ren Nacht, Nicole C. Vos­se­ler, cbj, 2013

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