Im Rausch der goldenen 20er

von | 27.04.2020 | #1920erlesen, Filme, Filmtheater

Wer mit den Filmen von Baz Luhrmann bereits vertraut ist, weiß, dass der australische Regisseur immer ein optisches Feuerwerk der Extraklasse abbrennt. Trotzdem ist seine Adaption von „Der große Gatsby“ nach dem Roman von F. Scott Fitzgerald aus dem Jahr 1925 vor allem eines: ganz großes Schauspielerkino. – Von Bücherstädterin Julia

Der Autor Nick Carraway (Tobey Maguire) bezieht ein Haus auf Long Island vor den Toren des New Yorks der 20er Jahre, in einer Gegend, in der sich überwiegend Neureiche tummeln. Das Haus liegt an einer Bucht und zudem direkt gegenüber dem Haus, in dem seine Cousine Daisy (Carey Mulligan) mit ihrem Mann Tom (Joel Edgerton) lebt. Auf einer Party lernt Nick seinen neuen Nachbarn, den geheimnisvollen Mr. Gatsby (Leonardo DiCaprio), kennen. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Freundschaft. Gatsby hat fünf Jahre zuvor die damals noch unverheiratete Daisy kennengelernt, sich in sie verliebt und wegen seiner Soldatenpflichten die Verbindung zu ihr verloren. Als Gatsby erfährt, dass Carraway der Cousin von Daisy ist, sieht er die Chance gekommen, ihr Herz erneut zu erobern.

Rap vs. Swing

„Der große Gatsby“ wird zu einem visuellen Overkill, der gerade in den Party-Szenen einfach nur Spaß macht und für einige Gänsehaut-Momente sorgt. Leider übertreibt es Luhrmann auch ab und an ein wenig und der Film wird stellenweise etwas zu kitschig und hochgespielt. Man hätte weniger auf das Bildschauspiel eingehen und dafür mehr Zeit für die Charaktere aufwenden sollen. Gelungen sind hingegen die teils ungewöhnlichen Kamerafahrten sowie die Ausstattung und Kostüme.

Mindestens genauso überzeugend wie die Optik des Films ist auch der Soundtrack. Die Liste bestehend aus namhaften Künstlern wie Lana Del Rey oder Jay-Z liest sich schon mal gut. Trotzdem könnten vor dem Sehen des Films einige Zweifel aufkommen, ob der aktuelle, moderne Soundtrack auch wirklich zum Geschehen der 20er Jahre passt. Man wird hier allerdings nicht enttäuscht. Luhrmann hat es geschafft, die Musik der Moderne mit den traditionellen Swing-Elementen zu kombinieren und den zeitlosen Klassiker in Szene zu setzen.

Fast perfekt gecastet

Die erste halbe Stunde des Films ist ein vor allem optischer Aufbau der Geschichte und zeigt eine vom Partys Feiern besessene Gesellschaft. Gemixt mit den pompösen Kostümen und dem Look der 20er werden die Zuschauer schon fast in eine Art Rauschzustand versetzt. Dynamische und hoch gesättigte Bilder lassen die Szenen teilweise träumerisch märchenhaft erscheinen.

On Top glänzt „Der große Gatsby“ mit einer hervorragenden Besetzung für die Hauptrollen und so erscheint es einem fast schon wie ein Verbrechen, würde man hier auf Leonardo DiCaprio, der für die Rolle des Jay Gatsby wie geschaffen scheint, verzichten. Auch Carey Mulligan mimt sehr überzeugend das schon fast zerbrechliche Porzellanpüppchen Daisy. Der Rest des Casts wirkt hingegen etwas blass. Die übrigen Schauspieler hätten sich vielleicht besser entfalten können, wenn man ihnen mehr Bildschirmpräsenz eingeräumt hätte.

Der große Gatsby. Regie: Baz Luhrmann. Drehbuch: Baz Luhrmann & Craig Pearce. Darsteller: Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire, Carey Mulligan u.a. Warner Bros. GmbH. USA, Australien. 2013. FSK: 12.

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Illustration: Satzhüterin Pia

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