Im Netzwerk aus Lebensspuren

von | 06.11.2015 | Belletristik, Buchpranger

Wer glaubt, die tiroler Hauptstadt Innsbruck sei ein stilles, lauschiges Plätzchen, von dem die Gewalt sich fern hält, täuscht sich – dies beweist der Überfall auf Arthur Rosenberg, einen Zeitungsverkäufer. Er wird niedergeschlagen in seinem Laden aufgefunden, ein Verdächtiger wird kurz darauf gefasst, und Manuel Svensson, rasender Reporter und erfahrener Journalist, macht sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Wie sich herausstellt, steht viel hinter diesem Begriff: „Wahrheit“ ist etwas, das tief im Menschen sitzt und nur schwer aus ihm herauszukitzeln ist. Doch etwas davon bleibt an der Oberfläche – und genau dieses „etwas“ versteht Horst Moser, herauszubekommen.
Er präsentiert mit „Etwas bleibt immer“ keinen gewöhnlichen Krimi: das Klischee wird mit der Person des ermittelnden Journalisten erfüllt, es gibt ein Opfer. Weiter geht das Kriterium in Richtung „Krimi“ nicht, sondern begibt sich auf die Irren und Wege, die das Leben selbst beschreitet und gibt dem Leser Einblick in fünf Leben, die über ein Netzwerk aus Zufällen und Ereignissen über den Inn und den Atlantik hinweg verknüpft sind. So führt Horst Moser den Leser auf den Spuren des Journalisten Manuel Svensson zu dessen Kindheit nach Mexiko, um mit ihm und seiner Mutter nach Österreich zu fliehen. Auch Johannes, der vermeintliche Täter, ist mit diesem Land verbunden, das so anders ist als das gute, abgesessene, sichere Österreich.

Als Leser kommt man sich dabei beinahe als Voyeur vor, der durch den Vorhangspalt oder das Schlüsselloch in das nicht immer hell erleuchtete Nachbarhaus blickt und dabei Einblick in die Gedankenwelt der Protagonisten erhält. Dabei kommen sowohl der vermeintliche Täter als auch das eigentlich dem Schicksal ergebene Opfer zu Wort. Horst Mosers Figuren fühlen sich beinahe zu real an, das Bild, das er von Mexiko zeichnet, so helldunkel wie die Realität selbst. Insgesamt ein Meisterstück der Erzählkunst und ein neuer Schritt im großen Genre „Krimi“, die sich fünf Laternen verdient haben.

Erika

Etwas bleibt immer, Horst Moser
Raetia Verlag, 2015

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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